Es kommt Bewegung ins Sisslerfeld

  07.02.2019 Fricktal

Kanton und Gemeinden nehmen die Planung in Angriff

Die Gemeinden Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein, der Regionalplanungsverband Fricktal Regio und der Kanton Aargau machen sich ab Frühling daran, mit einer gemeinsamen Planung die Voraussetzungen zu schaffen, dass im Sisslerfeld in einigen Jahren viele zusätzliche Arbeitsplätze mit hoher Wertschöpfung entstehen können.

Simone Rufli

SISSLERFELD. Sind die Voraussetzungen gegeben, damit sich ein grosser Betrieb im Sisslerfeld ansiedeln kann? «Nein», sagt Michael Rothen, Sektionsleiter Abteilung Raumentwicklung im Departement Bau, Verkehr und Umwelt im Gespräch mit der NFZ. «Dazu braucht es noch viel Vorarbeit und das über mehrere Jahre.» Rothen stützt seine Aussage auf das Ergebnis einer Expertise, die anno 2015 von Gebietsentwicklern gemacht wurde. Das Gebiet sei charakterisiert durch feingliedrig zersplittertes Grundeigentum, das zuerst noch geordnet werden müsse. Dazu sei noch viel Erschliessungsarbeit nötig. Und mit Blick auf die verstopften Strassen fügt er hinzu: «Unter all diesen Umständen lohnt es sich für einen grossen Betrieb heute noch nicht, ins Sisslerfeld zu kommen.» Das soll sich nun ändern. Nicht auf die Schnelle zwar, aber mit vereinten Kräften, gemeinsamer Planung und Zielsetzung.

Das Sisslerfeld mit seinen rund 200 Hektaren Arbeitszone ist gemäss kantonalem Richtplan ein Entwicklungsschwerpunkt (ESP) von kantonaler Bedeutung. Die Regierungsräte Urs Hofmann, Vorsteher des Departements Volkswirtschaft und Inneres, und Stephan Attiger, Vorsteher des Departements Bau, Verkehr und Umwelt, trafen sich im August 2018 mit den Gemeindeammännern von Eiken, Münchwilen, Sisseln und Stein sowie dem Regionalplanungsverband Fricktal Regio (Repla). Gemeinsam kamen alle überein, die Planungsarbeiten für das Sisslerfeld, gestützt auf den kantonalen Richtplan, koordiniert weiterzuführen. Im November wurden eine Absichtserklärung unterzeichnet und die weiteren Schritte vereinbart.

In einer Medienmitteilung vom Dienstag hält der Kanton nun fest, dass er für die Phase von 2019 bis 2021 die Federführung für die Planungsarbeiten übernimmt. «Ziel der gemeinsamen Planung ist, die Baureife und Marktfähigkeit künftiger Baufelder im Sisslerfeld herzustellen», heisst es in der Medienmitteilung. Zusätzlich soll die Erschliessung des Sisslerfelds mit dem öffentlichen Verkehr, dem motorisierten Individualverkehr und dem Fuss- und Veloverkehr grundeigentümerverbindlich festgelegt werden. «Die gemeinsame Planung soll Planungs- und Rechtssicherheit für die Grundeigentümerschaft, Investoren, Gemeinden, die Region und den Kanton schaffen. Angestrebt wird insbesondere eine hohe Wertschöpfung pro Fläche und eine hohe Arbeitsplatzdichte», schreibt der Kanton.

Gesamtplan Verkehr integrieren
Wie die NFZ im Oktober 2018 vermeldet hat, haben die vier Gemeinden die finanziellen Mittel für den regionalen Gesamtplan Verkehr wieder aus dem Budget 2019 herausgelöst, weil die Voraussetzungen noch nicht geschaffen sind. Auf die Frage, ob die Mittel nun ins Budget 2020 aufgenommen werden, meint Rainer Schaub, Gemeindeammann in Sisseln: «Wir werden den regionalen Gesamtplan integrieren und zusammen diskutieren, wann es sinnvoll ist, die Mittel ins Budget der vier Gemeinden aufzunehmen. Viel wichtiger ist für uns im Moment, dass die vier Gemeinden vom Kanton früh involviert worden sind und wir uns entsprechend gut abstimmen konnten.» Obwohl Stein beim Sisslerfeld nur am Rand und hauptsächlich beim Thema Verkehr mitbetroffen ist, betont auch Gemeindeammann Beat Käser die Bedeutung der Zusammenarbeit: «Dass alle vier Gemeinden die Planung gemeinsam aufgleisen ist wichtig und erfreulich.» Erfreut über den gemeinsam eingeschlagenen Weg zeigt sich auch Repla-Präsident Christian Fricker: «Wir sind schon länger mit dem Kanton in Diskussion und sind von ihm sehr gut ins Boot geholt worden. Wir arbeiten alle auf Augenhöhe zusammen.» Wie wichtig dem Kanton das Sisslerfeld als grösste Baulandreserve im Kanton Aargau ist, zeige sich auch darin, dass zwei Departemente involviert sind und ein raumplanerisch vorbildliches Vorgehen aufgegleist werde.

Wie geht es weiter?
Im Frühling 2019 soll als erstes eine Projektorganisation aktiv werden, in der alle Betroffenen vertreten sind. Neben Kanton, Gemeinden und Repla sollen insbesondere die Grundeigentümerinnen und Grundeigentümer in die Planungsarbeiten einbezogen werden. «Sie sollen ihre Anliegen und Absichten für ihre Grundstücke zeitgerecht einbringen können», heisst es in der Medienmitteilung. Zusätzlich werden auch die deutschen Behörden einbezogen, da im Sisslerfeld gemäss Richtplan langfristig ein neuer Rheinübergang realisiert werden soll. Mit Betonung auf langfristig, wie Rothen bemerkt.

Bei einem neuen Grenzübergang seien sowohl in der Schweiz wie in Deutschland die Bundesbehörden involviert. «Die Bevölkerung wird immer wieder informiert und sie wird punktuell während des Planungsprozesses einbezogen und mitwirken können», hält Rothen weiter fest. Repla, Grundeigentümer und Gemeinden sollen paritätisch mitwirken können.

Testplanung fürs Jahr 2040
Ein Vehikel der Projektorganisation wird gemäss Rothen eine Testplanung sein. Die Testplanung diene dazu, Vorstellungen zu entwickeln, wie das Gebiet im Jahr 2040 aussehen und genutzt werden könnte, so dass die erforderlichen Erschliessungspläne erarbeitet werden können. Das laufende Jahr soll der Vorbereitung für diese Testplanung dienen, so dass sich interdisziplinäre Teams im Jahr 2020 an die Arbeit machen können. Ist es nicht gewagt – mit Zeithorizont 2040
– Vermutungen anzustellen, welche Mobilitätsbedürfnisse bei einer vollen baulichen Nutzung des Sisslerfelds dereinst entstehen könnten? Michael Rothen: «Wir dürfen uns durch kurzfristige Geschehnisse den Blick in die Zukunft nicht nehmen lassen. Es geht darum, kurzfristig nichts falsch zu machen und den Weitblick zu behalten.»


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