«Heisser Topf mit Weitsicht»

  14.01.2019 Mettauertal

Feinen Alpkäse in einer heimeligen Holzhütte geniessen und gleich daneben im «Hotpot» entspannen: Das kann man nun nicht nur in den Bergen, sondern auch hoch über Wil im Mettauertal. Möglich machen dies Daniel Sibold und Claudia Bärtsch.

Bernadette Zaniolo

«Lebensräume für Lebensträume», lautet das Motto der Gemeinde Mettauertal. Ob die aus dem Kanton St. Gallen stammende Claudia Bärtsch auch hier ihren Traumprinzen gefunden hat, wird sich zeigen. Aus gleichem «Holz» geschnitzt sind sie jedenfalls. Die 25-jährige Fachfrau Betreuung, welche bis nächsten Herbst noch eine Zweit ausbildung zur «Pflegefachfrau HF Psychiatrie» in Königsfelden absolviert, ist auf einem Bauernhof aufgewachsen; der Wiler Daniel Sibold verbrachte viel Zeit auf dem Hof seines Onkels und zuhause hatten sie immer viele Tiere. «Gefunkt» hat es zwischen den beiden in der «BlueBox» in Niederurnen, einem Treffpunkt und Discound Tanzlokal für junge und junggebliebene Fans von Ländler- und Volksmusik. Auch der Bruder von Daniel, «Chregi», hat sich im Ausgang in den Bergen (Berner Oberland) verliebt.

Claudia Bärtsch ist ihrer Liebe vor zweieinhalb Jahren nach Wil, einem Ortsteil der Gemeinde Mettauertal, gefolgt. Dort hat Daniel Sibold per 1. Januar 2019 den Hof «Oberegg» seines Onkels Bruno auf der Oberen Egg – zwischen dem Campingplatz in Wil und dem Bossenhaus (Gemeinde Leibstadt) – übernommen.

Nach der landwirtschaftlichen Ausbildung hat Daniel Sibold während einem halben Jahr in einer Zimmerei gearbeitet und war dann ein paar Jahre als Lastwagenchauffeur unterwegs, zuerst transportierte er Pflanzen und Blumen und später Benzin und Heizöl. «Ich arbeitete gerne mit Holz», sagt der junge Landwirt. Deshalb hat er die auf einem ehemaligen Lastwagenanhänger erbaute Hütte mit Unterstützung seiner Freunde selber gezimmert. Die Hütte bietet für zehn Personen Platz. «Die Vorhänge sind gerade erst fertig geworden», sagt Claudia Bärtsch und zeigt auf ein kleines Detail, das der Hütte, in welchem ein Kachelofen auch für die richtige Wärme an kalten Tagen sorgt, noch mehr Romantik verleiht. «Meine Mutter hat mir dabei geholfen», verrät Claudia Bärtsch. Und dann draussen, auf dem Wagen ebenfalls fest montiert, lädt ein konischer (unten schmäler werdender), mit 3000 Liter Wasser gefüllter Bottich, der mit eigenem Holz aufgeheizt wird, zum Entspannen oder gemütlichem, geselligen Verweilen ein. «Mit Weitsicht», heisst es auf dem Flyer. Also wie in den Bergen. «Das sind keine Berge», hält Bärtsch mit einem Schmunzeln aber vehement fest. Logisch: denn sie ist mit Blick auf die Berge, genauer die St. Galler, Liechtensteiner, Österreicher und Bündner Berge aufgewachsen. Und sie erklärt der Journalistin: «Somit komme ich nicht aus dem sanktgallischen Wil, sondern von der gegenüberliegenden Seite».

«Bergluft» verbindet das Paar trotzdem, denn beide verbringen gerne Zeit in den Bergen auf Alpen; ob beim Wandern oder Arbeiten. Das angebotene Fondue mischen die beiden selber. «Es sind verschiedene Käse von den Alpen, auf welchen meine Eltern ihre Kühe sömmern», sagt Claudia Bärtsch. Die Produkte für das Fleischplättli stammen jedoch aus der Region, ebenso der Wein.

«Wir wollen mit den Leuten in Kontakt kommen», so Daniel Sibold auf die Frage, wie man auf eine solche Idee kommt. «Als junger Landwirt in der heutigen Zeit ist es mir wichtig, die Menschen einzubeziehen in die Themen rund um die Landwirtschaft. Immer wieder bleiben Wanderer stehen und bestaunen den Hotpot. So ergeben sich Gespräche. Über die Landwirtschaft, die Region und vieles mehr.» Für die beiden «Jungunternehmer» steht nicht das Zweiteinkommen im Vordergrund. «Im Wagen gibt es keinen Strom und wir haben auch bewusst kein Radio installiert», sagt Claudia Bärtsch. «Es soll ein Ort zum Entschleunigen sein».

«De füdliblutti Wahnsinn»
Auf jeden Fall sind der «Hotpot» und die Hütte ein Blickfang. Und so mancher, bisher grösstenteils Verwandte und Bekannte, hat auch schon ein Bad im «heissen Topf» genommen und in der Hütte verweilt. «Die Hütte isch de füdliblutti Wahnsinn», so ein Eintrag im urchigen Hüttenbuch. Und mit einem Schmunzeln verrät Claudia Bärtsch, dass das Angebot auch bei älteren Leuten gut ankommt: «Meine 84-jährige Grossmutter hat es jedenfalls genossen.»

Mit etwas Glück wird das Erlebnis noch bunter oder romantischer, denn Daniel Sibold spielt Schwyzerörgeli (einer der «Churzschluss-Örgeler) und ist Mitglied im Jodlerclub Laufenburg-Rheinfelden. Vorerst ist er jedoch mit dem Umbau des Wohnhauses sowie dem Bauernhof (Munimastbetrieb mit jährlich 170 Tieren sowie zehn bis 25 Schafen zum Abweiden der Wiesen) beschäftigt. Claudia Bärtsch (an der GV soll sie in den Samariterverein Wil aufgenommen werden) und ihr Freund Daniel Sibold wohnen zurzeit ganz «schlicht» in einem Container, gleich neben den Schafen. Und es scheint, die wahre grosse Liebe zu sein, zwischen den beiden.

«Unser kleines Thermalbad»
«Wir werden den Hotpot wohl auch selber viel nutzen. Es ist unser kleines Thermalbad, aber mit Frischwasser», sagt Claudia Bärtsch mit leuchtenden Augen und einem «verliebt-verträumten» Blick zu ihrem Daniel. Der «heisse Topf» sind für sie Ferien, denn aufgrund des Wohnhaus-Umbaus und der Hofübernahme liegen eigentliche Ferien nicht drin.

Übrigens: In den «Hotpot» und die Hütte haben Daniel Sibold und Claudia Bärtsch sowie ihre Helfer über 400 Arbeitsstunden investiert. Und der Blick auf die andere Seite des Kachelofens dürfte so manches «Bähnler»- Herz höher schlagen lassen; dort hängt nämlich ein Original SBB-Abfallkübel.

Daniel Sibold und Claudia Bärtsch, Wil, Natel 079 224 69 76, E-Mail: hofoberegg@hotmail.com


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote