Wie das Fischingertal zu seinem Namen kam

  11.01.2019 Fricktal

Es hat mit einem ehemaligen Politiker und Amtmann zu tun

Das Fricktal kennt viele Seitentäler. Doch nicht bei allen ist auf Anhieb klar, warum sie heissen, wie sie heissen. Da wäre zum Beispiel das Fischingertal.

Valentin Zumsteg

Das Mettauertal heisst Mettauertal, weil es eine Gemeinde (heute Ortsteil) namens Mettau gibt. Beim Sulzertal und bei vielen anderen Tälern im Fricktal verhält es sich gleich. Doch wie kam dann das Fischingertal – zu dem Schupfart, Obermumpf, Mumpf und Wallbach gehören – zu seinem Namen? Eine Gemeinde Fischingen gibt es nicht und hat es dort wohl auch nie gegeben. Was es aber gibt, ist ein Fischingerbach. Es ist daher durchaus plausibel, dass sich die Bezeichnung dieses Tales vom Bach ableitet. Doch damit wird natürlich sofort die nächste Frage aufgeworfen: Wieso heisst es Fischingerbach und nicht Mumpferbach, schliesslich mündet das Gewässer ja in Mumpf in den Rhein?

Ein «herausragender Bürger»
Vielleicht kommt Fischingerbach ja daher, weil es dort früher so viele Fische gab? Nein, das scheint auch nicht der Grund zu sein. Fragen wir also jemanden, der es wissen muss. Da stösst man schnell auf Gerhard Trottmann, der die Lokalgeschichte bestens kennt und das Buch «Mumpfer Heimatkunde» geschrieben hat. Dank der Auskunft von Trottmann ist das Rätsel bald gelöst: Der Name des Fischingerbachs geht auf Johann Baptist Ignaz Fischinger (1768-1844) zurück, der in der Dorfgeschichte als «herausragender Mumpfer Bürger» beschrieben wird. Geboren wurde besagter Fischinger in Freiburg im Breisgau. Nach dem Studium der Philosophie trat er in den öffentlichen Dienst ein: 1793 als Rechtspraktikant im Oberamt Offenburg, 1794 in die vorderösterreichische Truppendivisionskanzlei und 1797 als Assistent beim Landeskommissariat. 1799 begleitete er die österreichische Armee auf ihrem Rückzug nach Wien und organisierte den damit verbundenen Ablauf.

Keine Gedenktafel
1802 begann er schliesslich als Kanzleiverwalter des kurzlebigen Kantons Fricktal, 1803 nahm er die Anstellung als Vorsitzender beim Bezirksgericht an und bald darauf als Bezirksamtmann in Rheinfelden (das Richteramt gab er 1831 auf). 1811 amtete er zusätzlich als Tagsatzungsabgeordneter in Solothurn und 1813 in Zürich. Zudem war er von 1808 bis 1831 Aargauer Grossrat. «Gleich bei seinem Eintritt in das Frickthal beschenkte ihn die Gemeinde Mumpf mit ihrem Bürgerrecht, womit seine Beziehungen zu Mumpf ihren Anfang nahmen», zitiert Trottmann in der «Mumpfer Heimatkunde». In der Nacht des 14. Februar 1844 starb Johann Baptist Ignaz Fischinger an einem unheilbaren Magenleiden. Die Zeitung «Der Schweizer Bote» widmete am 22. Februar 1844 die ganze Titelseite dem Nachruf auf den Verstorbenen.

«Der Bach von Schupfart nach Mumpf wird bereits in der Siegfriedkarte von 1880 Fischingerbach genannt, wohl als Anerkennung für den Bürger aus Mumpf», heisst es in der Heimatkunde weiter. Der Name des Baches und des Tals geht also auf Johann Baptist Ignaz Fischinger zurück. Doch sonst erinnert heute in der Gemeinde Mumpf nichts mehr an den herausragenden Bürger. Eigentlich erstaunlich, dass es nicht irgendwo eine Gedenktafel gibt.


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