Nach ganz oben

  09.01.2019 Fricktal

Ronny Wittenwiler

«Es war einmal ein Junge aus Möhlin.» So titelte die NFZ am 17. Juli 2018 und diese Zeitung bediente sich nicht ohne Grund dieser Sprache. Es war die Geschichte über den märchenhaften Aufstieg des Ivan Rakitic, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, Überbauung Fröschmatt, der einst ausgezogen war, die Fussballwelt zu erobern. Zwei Tage vor Erscheinen jenes Zeitungsartikels bestritt Rakitic mit der kroatischen Nationalmannschaft den WM-Final gegen Frankreich. Alles begonnen hatte für den einst kleinen Ivan, heute beim grossen FC Barcelona, beim FC Möhlin.

Märchen? Von wegen.
Die Geschichte von Rakitic ist gemessen an Popularität des Fussballs und weltweiter Dichte seiner Akteure fraglos die Erstaunlichste, die das Fricktal aus sportlicher Sicht je hervorgebracht hat. Und doch zeigt sich beim Rückblick aufs vergangene Kalenderjahr eines ganz deutlich: Nebst dem Fussballer Rakitic zeigten auch andere Fricktaler Sportler ihre internationale Klasse. So märchenhaft das erscheinen mag – es ist zuckersüsse Realität. Und ähnlich wie im Fall Rakitic gibt es auch hierzu eine nette Vorgeschichte.

Vierzehn Jahre später
«So eine Goldmedaille ist cool.» Das sagte am 1. Juli 2005 ein Fünfzehnjähriger zur NFZ. Wie so oft im Sport war damals nicht klar, wohin der Weg noch führen sollte für diesen jungen Burschen, der soeben mit der Staffel Jugend-Europameister geworden war. Jetzt, bald vierzehn Jahre später, erstrahlt ebendieser Weg längst im Glanz einer beispielhaften Weltklasse-Karriere. Der Orientierungsläufer Matthias Kyburz gewann im Sportjahr 2018 zum dritten Mal in Serie den Gesamtweltcup, insgesamt holte er sich diese Auszeichnung zum fünften Mal. Der bald 29-Jährige ist längst mehrfacher Welt- und Europameister. Auch hier gilt: Es war einmal ein Junge aus Möhlin.

Alles beginnt mit einem Traum
Es war im Sommer des Jahres 2013, Ende Saison sollte sich Kyburz ein zweites Mal zum weltbesten Orientierungsläufer krönen, da lächelte ein Junge in die Kamera, das Tennis-Racket in seinen Händen, es wirkte überdimensioniert gross, und, ach ja, schon wieder: ein Möhliner. «Jérôme doppelt nach», titelte die NFZ, der erst Zehnjährige wurde in seiner Kategorie Schweizermeister auf Sand, nachdem ihm selbiges kurz zuvor auch in der Halle gelungen war. «In zehn Jahren vielleicht», sagte Jérôme Kym, es war der 19. Juli 2013. Knapp sechs Jahre später sieht die Realität wie folgt aus: amtierender Schweizermeister U16, Bronze-Gewinner an den Europameisterschaften (U16) und zuletzt der Finaleinzug an den Schweizermeisterschaften bei der Elite, als er auf dem Weg dorthin sensationell drei Profispieler bezwang – und das als erst Fünfzehnjähriger. Das lässt aufhorchen. «In zehn Jahren vielleicht», dieser Satz von Jérôme Kym am 19. Juli 2013 war seine Antwort auf die typisch penetrant-neugierige Journalistenfrage, wann das Fricktal dereinst seine Spuren im internationalen Tennissand am Fernseher verfolgen könne. Natürlich ist Realismus gefragt: Wohin der Weg dieses Tennis-Ausnahmetalents noch führen wird, das wissen die Götter. Doch das war damals schon nicht anders, weder beim Fussballer Rakitic, noch beim Orientierungsläufer Kyburz. Heute gehören sie zur internationalen Klasse ihres Fachs. Auch bei ihnen hat alles angefangen wie bei Kym: mit einem grossen Traum.


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote