Handelsstreit als Spielverderber

  17.01.2019 Aargau

Verhaltener Optimismus am NAB-Finanzanlass

Gastgeber Roberto Belci durfte beim traditionellen Wirtschaftsausblick auf die Finanzmärkte im Kultur & Kongresshaus in Aarau knapp 400 Gäste begrüssen. Nach dem Ausblick von NAB-Chefökonom Philipp Knecht auf die Finanzmärkte liess Jens Korte, «Mr. Wall Street» und wirtschaftspolitischer SRF-Korrespondent, das Publikum an seinen über 20 Jahren Erfahrung in den USA und an der grössten Börse der Welt teilhaben. Zur Politik von Donald Trump meinte er schmunzelnd: «Vieles, was er tut oder zumindest sagt, ist gar nicht so neu. Neu sind die Tonart, die Kommunikationskanäle und vor allem die Richtungsänderungen.» Ein weiterer Höhepunkt des Abends war eine Podiumsdiskussion unter dem Titel «Gärtlidenken – globale Realität?» zum weltpolitischen Geschehen. Moderiert von Sonja Hasler kreuzten Roger Köppel, SVP-Nationalrat und Mitglied der Aussenpolitischen Kommission, Anita Fetz, SP-Ständerätin und Mitglied der Kommission für Wirtschaft und Abgaben sowie SRF-Wirtschaftskorrespondent Jens Korte die Klingen. Jens Korte wertete Trumps Politik als Zeichen dafür, dass sich Europa nicht mehr auf die USA verlassen könne. Bei der intensiven Diskussion über das Rahmenabkommen mit der EU waren sich Fetz und Köppel darüber einig, dass dieser Vertrag in der derzeitigen Form nicht akzeptabel und bei der Bevölkerung auch nicht mehrheitsfähig sei. Und was sagte der Deutsche Jens Korte dazu? Er beglückwünschte die Schweiz, dass sie der EU nicht beigetreten ist.

Philipp Knecht, Chefökonom der NAB, gab einen Ausblick über die Konjunkturperspektiven und die Finanzmärkte. Er erwartet für das Jahr 2019 eine leichte Verlangsamung des globalen Wirtschaftswachstums, wobei sich die regionalen Unterschiede akzentuieren. Die Schwellenländer liefern weiterhin den grössten Wachstumsbeitrag, wobei Indien in diesem Jahr stärker als China wachsen wird. Belastend für den globalen Handel und das Weltwirtschaftswachstum ist insbesondere der Handelsdisput der USA mit China. Das hat zur Folge, dass sich die wirtschaftliche Stimmung gerade auch in den exportorientierten Volkswirtschaften in Europa eingetrübt hat.

Es sind vor allem exportorientierte Länder und Branchen wie Deutschland beziehungsweise die Automobilindustrie, die den Gegenwind des Handelsdisputs spüren und schwächeln.

Die wichtigsten Handelspartner der Schweiz wachsen weiterhin und der Schweizer Franken dürfte stabil bleiben. Dieses Umfeld wirkt prinzipiell unterstützend für die Exporte. Die Schweiz kann sich aber dem globalen Trend der Wachstumsverlangsamung nicht entziehen. Das BIP-Wachstum dürfte deshalb tiefer als im Vorjahr ausfallen. Der private Konsum wird unterstützt von der steigenden Beschäftigung. Auch dank tieferer Mieten und der gesunkenen Energiepreise dürfte die Inflation mit rund 1 Prozent moderat bleiben.

Auch das Jahr 2019 dürfte ein herausforderndes Umfeld für die Aktienmärkte darstellen. Anleger müssen sich gemäss Knecht auf grössere Schwankungen und phasenweise auch auf Korrekturen der Aktienmärkte einstellen. «Wir haben eine leichte Präferenz für Aktien gegenüber Obligationen. Die Unternehmensgewinne dürften weiter wachsen und die Bewertungen der Aktien sind moderater», brachte Knecht seine Empfehlungen auf den Punkt. (nfz)


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