Der Plaketten-Gestalter vom Dienst

  18.01.2019 Rheinfelden

Ein zeichnender Buchhalter aus Weil am Rhein räumt ab

Frank Schmohl gewinnt reihenweise Plakettenwettbewerbe der Schweizer Fasnachtsgesellschaften. Auch in Rheinfelden reüssierte er, in Sissach bereits zum vierten Mal. Auf den ganz grossen Coup wartet er aber noch.

David Thommen – «Volksstimme»

Wir erreichen Frank Schmohl, den Sieger des Sisscher und Rheinfelder Plakettenwettbewerbs für die Fasnacht 2019, daheim in Weil am Rhein per Telefon. Ennet dem Rhein macht man Anfang Jahr noch die Brücke, auch im Gabelstapler-Betrieb mit 400 Angestellten, in dem Schmohl als leitender Buchhalter tätig ist.

«Ja, ich bin ein langweiliger Buchhalter», scherzt Schmohl, doch immerhin sei sein Hobby speziell: Er entwirft Fasnachtsplaketten und das fast wie am Laufband. In gut einem Dutzend Schweizer Dörfern und Städten hat er aktuell an den Plakettenwettbewerben mitgemacht und nicht weniger als sechs Mal hat einer seiner Entwürfe gewonnen: in Rheinfelden, Sissach, Laufen, im luzernischen Emmen, in Biel und auch in seiner Heimatgemeinde Weil. Wobei er dort um den Sieg nicht kämpfen musste, da er den Auftrag auf sicher hatte. Wettbewerbe gibt es in Deutschland in aller Regel nicht.

55 Mal gewonnen
Seit 2009 sei er als Plakettengestalter aktiv, sagt der 43-jährige Schmohl. Und wie häufig wurden seine Entwürfe schon umgesetzt? Er muss nicht lange nachdenken: «55 Mal.» Kaum eine Gemeinde im Grossraum Basel, in der er Sujet und Plakette nicht schon mitgeprägt hätte, häufig auch schon mehrfach. Die grössten beiden Schweizer Trophäen fehlen ihm allerdings noch: Luzern und vor allem Basel. Gleich sechs Entwürfe hat er dieses Mal beim Basler Comité eingereicht, gereicht hat es aber wieder nicht. Die Basler Plakette habe eine ganz eigene grafische Sprache, sinniert er. Zwar habe auch er – wie der spätere Sieger – das Sujet «Muba» eingereicht, doch zeichnerisch den Geschmack des Comités offensichtlich nicht ganz getroffen. Was daran liegen könnte, dass die Basler die Fasnacht stets eine Spur ernster sehen, als die Fasnächtler in Weil, Liestal, Sissach oder Rheinfelden. Die aktuelle Sissacher Plakette jedenfalls – er hat hier zum vierten Mal gewonnen – sieht fasnächtlich lustig aus, worüber man in der Stadt vielleicht eher die Nase rümpfen würde. In Rheinfelden heisst das Plaketten-Motto 2019 «Mir sind ächt!». Die Fasnacht ist «ächt». Nichts von «virtual reality»! Zeichnen sei sein grosses Hobby, sagt der Buchhalter, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Da er sich abends nicht stundenlang zurückziehen wolle, greife er immer in der Mittagspause zum Stift – jeweils für knapp eine Stunde, wie er sagt. Fünf bis sechs Stunden sitze er an einem Entwurf – exklusive der aufwendigen Recherche für das lokale Sujet. Die Inspiration für die lokalen Sujets holt sich Schmohl hauptsächlich in Zeitungen und Lokalanzeigern – meist den Onlineausgaben. Auf die Sissacher «nette Toilette» ist er in der «Volksstimme» gestossen. Auf der Plakette ist ein gekrönter Waggis zu sehen, der auf der Schüssel thront, das WC-Bürsteli wie ein Zepter schwingt und dazu eine WC-Rolle wie den Reichsapfel balanciert. Will so viel heissen wie: In Sissach wird in den Beizen als König behandelt, wer einmal muss – auch ohne Konsumationszwang.

Wirklich nur ein Hobby
Schmohl selber ist Fasnächtler. Früher habe er in Weil zusammen mit seiner Frau bei einer grösseren Gugge mitgewirkt, sagt er, heute ist er bei einer kleineren Formation aktiv. Stösst man nicht auf Ablehnung, wenn man sich als Deutscher in die Fasnachtssujetfindung in der Schweiz einschaltet? «Anfänglich haben sie zum Teil schon etwas grosse Augen gemacht», sagt er. Mittlerweile sei er in der Szene aber bekannt und akzeptiert.

Reich wird man als Plakettengestalter übrigens nicht. In Sissach beispielsweise fliesst kein Geld – es gibt einen kompletten Plakettensatz samt Zugsplakette auf Holz als Honorar. Andernorts bekomme man manchmal noch einen Essensgutschein, den man an der Fasnacht einlösen könne. Richtig Geld gibt es eigentlich nur in Basel zu verdienen. 3500 Franken bekommt der Künstler, dessen Entwurf umgesetzt wird. Schmohl findet das etwas übertrieben und sagt: «Das Hobby ist ja ausgesprochen günstig. Mehr als Papier und Bleistift braucht man nicht.»


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