Blick hinter die Kulissen eines Profiorchesters

  15.01.2019 Rheinfelden

Wie bereitet sich ein professionelles Orchester auf ein Konzert vor? Vergangene Woche lud das Barockorchester «Capriccio» zu einer öffentlichen Probe im Rheinfelder Kurbrunnen ein. Immer wieder wurde das Spiel unterbrochen. Oft spielte Konzertmeister Dominik Kiefer dann ein paar Takte vor, um zu zeigen, wie das Spiel spannender gestaltet werden könnte.

Edi Strub

«Ich habe zum ersten Mal erlebt, wie ein Orchester an seinem Spiel feilt. Nach jeder Unterbrechung und Diskussion tönte es schöner und lieblicher», erklärte eine der Besucherinnen. «Herr Kiefer macht das sehr gut. Er weiss zwar genau, worauf er hinauswill, aber ist er ist immer kollegial und hört auf Rückmeldungen», meinte eine andere. Am meisten beeindruckt war die Frau von Solotrompeter Moderlak, der auf einem alten historischen Instrument spielte. «Das muss schwierig sein, aber er bekommt das sehr gut hin. Das war das Highlight dieser öffentlichen Probe.»

Ein Meister seines Fachs
Henry Moderlak ist ein Meister seines Fachs. Er spielt eigentlich immer auf seiner Barocktrompete, weil die schöner töne und ein reicheres Klangspektrum habe als eine moderne Trompete mit Ventilen. «Die Barocktrompete wird eigentlich gespielt wie ein Alphorn – aufbauend auf den sogenannten Naturtönen. Insgesamt zwölf oder dreizehn Töne kann man damit spielen, mehr nicht.» Dazu hat er zwei verschiedene Bögen, die er wechseln kann, so kann er sowohl in C-Dur wie in D-Dur spielen. «Die Komponisten des Barocks wussten das alles und haben entsprechend komponiert. Die moderne Trompete, die es ab etwa 1850 gab, tönt durchdringender.» Das sei nötig geworden, weil die Orchester zu dieser Zeit immer grösser wurden. Schon bei Brahms waren es hundert Mann, dazu oft noch ein Chor. «Da hätte man mich mit meiner Barocktrompete nicht mehr gehört.» Doch Henry Moderlak gefällt seine Barocktrompete besser. «Ich könnte sogar mit nur einem Geiger Duo spielen oder mit einem Cembalo zusammen.» Das gehe kaum mit einer modernen Trompete.

Rund 80 Konzerte pro Jahr
Vorbereitet hat sich «Capriccio» auf eine Konzertserie in Zürich, Basel und Brugg. Das Orchester ist vor allem im Winter oft im Einsatz, insgesamt gibt es etwa achtzig Konzerte pro Jahr, oft zusammen mit Chören, die ein gutes Begleitensemble brauchen. «Capriccio» betrachtet sich als Rheinfelder Orchester, obschon die Musiker aus der ganzen Schweiz und dem nahen Ausland kommen. Doch das Orchester hat seine Administration im Rathaus von Rheinfelden und hält seine Proben gerne im Kurbrunnen ab, wo sich die Musiker sehr wohl fühlen. Die Stadt Rheinfelden unterstützt das Orchester mit besonders günstigen Konditionen.

Das nächste Konzert von «Capriccio» in Rheinfelden findet am 3. Februar statt. Solist ist der Tenor Jakob Pilgram.


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