Vernissage in der Kunsthalle Wittnau

  06.12.2018 Wittnau, Kunst

Feierlicher Abschluss der Schulresidenz der Künstlerin Carmela Gander

Für sieben Wochen hat die Luzerner Künstlerin Carmela Gander ihr Atelier an die Primarschule Wittnau verlegt. In dieser Zeit entstand in der Zusammenarbeit mit den sechs Kindergarten- und Schulklassen je ein eigenes Werk. Das halbe Dorf war am Schluss dabei, um mit den Kindern und der Künstlerin den Abschluss dieser besonderen Zeit zu feiern.

Aus allen Richtungen kommen die Gäste auf dem verdunkelten Pausenplatz zusammen rund um eine geheimnisvoll leuchtende Zeichnung auf dem Boden. Eine Gruppe von Kindern erhebt sich und formt auf dem Bild einen Kreis. Nur beleuchtet von Schwarzlicht werfen sie sich einen Knäuel aus neonoranger Wolle zu und spannen so langsam ein leuchtendes Netz zwischen sich auf. Worte und Zahlen machen die Runde, bevor die Kinder das Netz auf den Boden legen. Die Beleuchtung wechselt zu regulärem Licht. Die Performance der 1. und 2. Klässler hat den Abend eröffnet.

Als nächstes sprechen vier Kinder über die Zusammenarbeit mit der Künstlerin. Wie sie gemeinsam Ideen gesucht, wieder verworfen und schliesslich gefunden haben. Carmela Gander gibt den Dank, den ihr die Kinder aussprechen, sogleich zurück an alle Beteiligten. Sie freut sich daran, wie etwas Grosses entstehen kann, wenn so viele Menschen zusammenarbeiten. Schliesslich unterstreicht Daniel Jeseneg, Lehrer und Projektverantwortlicher der Schule, die Bedeutung solcher Projekte im Schulalltag, indem er aus Erfahrungsberichten seiner Klasse zitiert. So etwa: «Die Arbeit ist einfach anders, weil du besprichst etwas wie in einem Kaffeekränzli, ohne dass du etwas falsch sagen kannst.»

Ein Privileg
Später erläutert die Kunstvermittlerin Jeannine Hangartner, welche das Projekt im Auftrag von «Kultur macht Schule» der Fachstelle Kulturvermittlung des Kantons organisiert und begleitet hat, was es mit diesem Kaffeekränzli auf sich hat. Hangartner erklärt: «Es ist ein Privileg mit den Kindern auf Augenhöhe zusammenarbeiten zu dürfen. Im Zentrum steht das gemeinsame Projekt. Zwar bringt die Künstlerin einen ganz anderen Erfahrungsschatz mit in die Zusammenarbeit, auf den sich die Arbeit auch abstützt. Aber wo immer möglich wurden Entscheidungen gemeinsam mit den Kindern getroffen, waren die Kinder an den Suchbewegungen beteiligt und haben auch mitbekommen, wenn etwas nicht auf Anhieb funktionierte.» Das Miterleben dieses prozesshaften Arbeitens sieht Hangartner als der eigentliche Gewinn eines solchen Projekts an.

Entstanden sind daraus sechs gänzlich unterschiedliche Arbeiten. Gemeinsam ist ihnen nur der Bezug zum Oberthema der Erinnerung, welches die Künstlerin schon lange begleitet, sowie das Neonorange von Faden, Punkten, und Linien, das sich als leuchtende Spur durch die Arbeiten zieht. Diese waren an der Vernissage an verschiedenen Orten zu bestaunen. Der Andrang der Gäste war gross. Das zeitweilige Warten hatte sich jedoch gelohnt, so unter anderem auch um die Arbeit auf der Turnhallenbühne zu sehen. «Sternenmeer» heisst die Arbeit, die sich unverhofft vor ihnen auftat: Hunderte von Zeichnungen aus Klebpunkten und orangem Faden haben die Kinder und erwachsenen Helfer zu einer raumfüllenden Installation zusammengeführt. Da leuchtet das Sternbild des Lauches neben jenem der Zecke, das Hochhaus neben der Nähmaschine, der Zahnbürste, der Lokomotive. Die Gäste staunen in die Weite, die durchzogen wird von den Stimmen der Kinder, welche eigene Gedichte zur Nacht rezitieren. Im Anschluss gab es eine feine Kürbissuppe und orange Naschereien. (mgt)


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