SÜSSES

  21.12.2018 Kolumne

Der Turmbau zu Mumpf

Früher war vieles schlechter, aber einiges auch deutlich einfacher als heute. Ein kleines Beispiel aus der Fricktaler Lokalgeschichte: Am 8. Juni 1905 schickte Wirt Meier vom «Jägerstübli» in Stein dem Aargauer Regierungsrat einen Brief. Mit dem Schreiben unterrichtete er die Obrigkeit, dass er auf der Mumpfer Fluh einen Aussichtsturm aus Holz erstellt habe, der jeweils am Sonntag für 20 Rappen Eintritt bestiegen werden dürfe. Der Wirt – offenbar ein geschäftstüchtiger und patenter Mann – bat nun den Regierungsrat, den Turm betreffend Sicherheit zu überprüfen. Die Regierung dachte nicht im Traum daran: «Es kann nicht die Sache des Staates sein, derartige private Bauten untersuchen und prüfen zu lassen», hiess es aus Aarau kurz und bündig. Damit war die Sache erledigt.

Man stelle sich das heute vor: Ein Privatmann würde auf einem Hügel einfach so einen Turm bauen, um ein bisschen Geld zu verdienen und den Leuten eine Freude zu bereiten. Die vereinigte Staatsmacht liesse das Bauwerk innert kürzester Zeit dem Erdboden gleich machen. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder bauen würde, wie er lustig ist?

Übrigens: Auf die Geschichte mit dem Turm stösst man im Mumpfer Dorfmuseum «Alter Dresch-schopf», das von Freiwilligen mit viel Liebe und Engagement betrieben wird. Den Turm gibt es nicht mehr, das Museum ist aber einen Besuch wert.

DER ZUCKERSTREUER
salzstreuer@nfz.ch


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