Kienberger sagen Ja zu den Windrädern

  27.12.2018 Nordwestschweiz, Oberhof

Einnahmen von 2 Millionen Franken pro Jahrzehnt

Die Gemeinde Kienberg erteilt der Windpark Burg AG das Baurecht, auf gemeindeeigenem Areal drei Windkraftanlagen zu erstellen. Falls die Anlage realisiert wird, spült sie pro Jahr Baurechtszinsen von 155 000 Franken, ab dem 13. Betriebsjahr sogar 310 000 Franken in die Gemeindekasse.

Otto Graf/ Volksstimme

Der im Grenzgebiet von Kienberg und Oberhof geplante Windpark Burg hat eine entscheidende Hürde genommen. Die Gemeindeversammlung von Kienberg hat kürzlich der Windpark Burg AG deutlich mit 104 von 179 Stimmen das Baurecht eingeräumt, auf gemeindeeigenen Parzellen insgesamt drei Windkraftanlagen samt Infrastruktur zu erstellen. Dass 179 Stimmberechtigte, mehr als ein Drittel der 513 Dorfbewohner oder fast die Hälfte der insgesamt 393 Stimmberechtigten, der Einladung zur Gemeindeversammlung folgten, zeigte, wie stark die Windräder die Gemüter bewegen. Auch die Medien, Schweizer Fernsehen und Regionaljournal inbegriffen, zeigten Interesse am Fall. «Unsere Erwartungen wurden übertroffen», bemerkte Gemeindepräsidentin Adriana Gubler, nachdem die Stimmenzähler genau 179 rote Abstimmungskarten ermittelt hatten. Man treffe heute nach einer langen Vorbereitungsphase einen Grundsatzentscheid, fuhr sie fort. Das löse verständlicherweise Emotionen für und gegen das Windparkprojekt aus. Trotzdem erwarte der Gemeinderat eine faire und sachliche Debatte. Die Präsidentin sprach von einem sauber ausgearbeiteten und mehrfach vorgeprüften Projekt im Einklang mit dem Richtplan des Kantons Solothurn. Die Anlage stelle für die Gemeinde eine Chance dar. Die Vorsitzende rief ausserdem einige technische Eckwerte in Erinnerung.

So beabsichtigt die Windpark Burg AG nördlich der Salhöhe fünf Windräder mit einer Nabenhöhe von 150 Metern und einer jährlichen Stromproduktion von 21 Gigawattstunden zu erstellen, was den Bedarf fast aller Haushalte der Stadt Aarau decken würde. Vier Anlagen sind im solothurnischen Kienberg vorgesehen, eine in Oberhof (AG). Die Anlage beschäftigt die Windpark Burg AG, an der die Gemeinde Kienberg einen Anteil von 5 Prozent hält, seit etwa zehn Jahren.

Lukratives Geschäft
Die Windpark Burg AG bezahlt der Gemeinde Kienberg für das Baurecht eine einmalige Entschädigung von 200 000 Franken, fällig beim Erteilen der Baubewilligung. Dazu kommen in den ersten zwölf Betriebsjahren jährliche Baurechtszinsen von je 155 000 Franken, was derzeit rund 10 Prozent des Steuerertrags ausmacht. Ab dem 13. Jahr verdoppelt sich dieser Betrag. «Auf den Finanzausgleich wirken sich die Entschädigungen nicht aus», gab Adriana Gubler zu verstehen. Die Beratung und die Diskussion verliefen fair. Befürworter und Gegner des Projekts hielten sich etwa die Waage, wobei die ablehnenden Voten emotionsgeladener waren als diejenigen der befürwortenden und teilweise über das Ziel hinausschossen. Die Anlage verschandle die Landschaft und wirke sich negativ auf Flora und Fauna aus. Zudem leide die Wohnqualität, was zu einer massiven Entwertung der Liegenschaften und zu einem Abwandern aus dem Dorf führe, war aus der Ecke der Gegner zu hören. Dem hielt Susanne Rippstein entgegen, dass sich Kienberg die einmalige Möglichkeit eröffne, im Hinblick auf die Energiewende etwas Positives zu leisten. Und Ernst Hirsbrunner brachte es kurz und bündig auf den Punkt: «Von mir aus können die Windräder kommen.» Ein Antrag aus der Versammlung, die Geschäfte der Urnenabstimmung zu unterstellen, scheiterte denkbar knapp. Hingegen folgte die Versammlung dem Antrag des früheren Gemeindepräsidenten Christian Schneider, die Abstimmung geheim durchzuführen. Gemeindepräsidentin Adriana Gubler führte souverän und sachlich durch die Versammlung und erntete dafür Lob und Dank. «Das doch recht deutliche Resultat zeigt», gab sie sichtlich erleichtert zu verstehen, «dass eine Mehrheit der Kienbergerinnen und Kienberg hinter dem Projekt steht.» Auch die Vertretung der Windpark Burg AG zeigte sich zufrieden. Für die Gemeinde ist die Angelegenheit nun erledigt. Das wohl noch Jahre dauernde Baubewilligungsverfahren wird zeigen, ob der Wind die Argumente der Gegner zerzaust oder ob er das Projekt gar auszublasen vermag.


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