Ein Job zwischen den Jahren

  27.12.2018 Hottwil

In Hottwil wird eine lange Tradition gepflegt

Dorfweibelin Rosmarie Brunner verkündet in der Silvesternacht um 24 Uhr das Ende des alten Jahres und ruft das neue Jahr, verbunden mit den besten Wünschen, aus. Sie hält damit einen alten Brauch im Mettauertal Dorfteil Hottwil aufrecht.

Susanne Hörth

«Glooge het zwölfi gschlage, s’alt Johr esch verbi, es het es neus Johr agfange.» Schon bald ist es wieder soweit und Rosmarie Brunner wird diese Worte in die dunkle, kalte Hottwiler Silvesternacht hinausrufen. «Ich mache das seit mehr als zehn Jahren», sagt sie. Und wie immer wird sie sich in dieser Nacht kurz vor Mitternacht in einen langen schwarzen Mantel hüllen, einen schwarzen Hut auf den Kopf setzen und einen roten Schal um den Hals schlingen. In der einen Hand trägt sie eine Laterne, in der anderen ein Feuerwehrhorn. Stehen die Uhrzeiger auf Zwölf, so ist das auch für Rosmarie Brunner das Signal, um ins Horn zu blasen, dem alten Jahr Adieu zu sagen und das neue zu verkünden. Ihre Botschaft wird sie an verschiedenen Stationen im Dorf verkünden. Manchmal würde sie auf diesem Gang durch das Dorf begleitet, manchmal sei sie aber auch einfach alleine unterwegs. Und manchmal werde ihr auf ihrem Weg auch ein Glas Wein angeboten, um auf das neue Jahr anzustossen, erzählt sie.

«Als vor einigen Jahren das Amt des Dorfweibels frei wurde, habe ich mich darauf gemeldet», so Rosmarie Brunner. Kurz zuvor hatte sie nach mehreren Jahrzehnten ihre Wirtetätigkeit im Hottwiler «Bären» aufgegeben.

«Ein paar Jahre mache ich es noch»
«Solange ich noch gut zu Fuss bin, so lange werde ich auch weitermachen», betont die Hottwiler Dorfweibelin. Familie und Freunde würden längt wissen, dass sie halt in der Neujahrsnacht nicht weg könne, sondern eine Aufgabe zu erfüllen habe. Es ist ihr wichtig, diese Tradition aufrechtzuerhalten, sagt die 70-Jährige. Viele junge Leute im Dorf würden den Brauch kaum mehr kennen. Sie hat deshalb schon etwas die Fühler ausgestreckt und hofft, dass bis in ein paar Jahren ein Nachfolger für sie gefunden werden könnte. In der Neujahrsnacht wird Rosmarie Brunner gegen 0.30 Uhr beim Restaurant Bären nochmals ihren Spruch ausrufen. Danach wird sie gemeinsam mit den hoffentlich vielen Anwesenden auf das neue Jahr anstossen.


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