Der Friedhof sorgte für emotionale Diskussionen

  07.12.2018 Rheinfelden

Das Thema Friedhof und Bestattungen ist an der Rheinfelder Gemeindeversammlung kontrovers diskutiert worden. Die Mehrheit genehmigte das neue Reglement – mit einer Änderung.

Valentin Zumsteg

Die Rheinfelder Einwohnergemeinde-Versammlung vom Mittwochabend war schlecht besucht. Nur 143 der 7663 Stimmberechtigten fanden sich im Bahnhofsaal ein. Diskutiert wurde trotzdem ausgiebig. Vor allem das neue Friedhofs- und Bestattungsreglement sorgte für eine teilweise emotionale Debatte. Wie Stadtrat Hans Gloor ausführte, ist das aktuelle Reglement nicht mehr zeitgemäss, in den letzten Jahren haben sich die gesellschaftlichen Bedürfnisse geändert. Dem will der Stadtrat Rechnung tragen. So soll beispielsweise ein neues Gemeinschaftsgrab für Frühgeborene geschaffen werden. Zudem ist eine grössere Flexibilität bei der Ausgestaltung der Grabmale vorgesehen. Auch Fototräger auf den Grabsteinen oder dauerhafte Ausstattungsgegenstände wie Grablichter und Weihwassergefässe sollen bewilligt werden können. Hans Gloor sprach von einer «liberaleren Regelung». «Der Stadtrat ist überzeugt, mit den insgesamt neun verschiedenen Bestattungsarten den meisten Wünschen und Bedürfnissen gerecht werden zu können», so Gloor.

«Politische Leichenfledderei»
Was liberal ist, darüber gingen die Meinungen allerdings auseinander. «Die GLP bedauert, dass das vorliegende Reglement aus unserer Sicht nicht liberal genug ist», sagte Michael Derrer im Namen der Grünliberalen. Ein Friedhof dürfe nicht zu uniform und nicht zu einheitlich gestaltet sein. «Wir finden daher, dass es möglich sein soll, individuellen Schmuck mit Bildern, Lichtern oder kleinen Gegenständen auch über die zwölf Monate hinaus aufzustellen, die in der Verordnung vorgesehen sind», so Derrer. Er bemängelte auch weitere Regelungen. «Weil der Stadtrat die Verordnung zu starr ausgestalten will, beantragen wir die Rückweisung des Reglements zu Gunsten einer liberaler ausgestalteten Variante, die mehr Individualität zulässt», erklärte Derrer. Dieser Antrag wurde von der CVP und den Grünen unterstützt.

FDP-Präsident Christoph von Büren kritisierte die GLP hingegen scharf: «Es geht nur um politisches Marketing. Im nächsten Jahr sind Wahlen. Das Reglement ist sach- und praxisgerecht. Was die GLP hier treibt, grenzt an politische Leichenfledderei.» Die SP befürwortete den stadträtlichen Antrag ebenfalls. Claudia Rohrer forderte aber im Namen der Sozialdemokraten, dass beim Grab für Frühgeborene auf Wunsch der Eltern die Namen der Kinder auf einer Stele angebracht werden können. Der reformierte Rheinfelder Pfarrer Leszek Ruszkowski sprach sich zudem dafür aus, die Grabesruhe auf Wunsch von 20 auf 25 Jahre zu verlängern.

Antrag der SP angenommen
Nach eingehender Diskussion ging es ans Abstimmen. Die Versammlung lehnte den Rückweisungsantrag der GLP mit grossem Mehr ab. Die beantragte Verlängerung der Grabesruhe auf 25 Jahre wurde mit 40 Ja zu 69 Nein ebenfalls verworfen. Mit 93 Ja-Stimmen sprachen sich die Stimmbürger hingegen für den Antrag der SP aus. Damit muss beim Grab für Frühgeborene eine Möglichkeit der Beschriftung geschaffen werden. In der Schlussabstimmung wurde die stadträtliche Vorlage mit dieser Änderung klar genehmigt.

Das Budget 2019, das auf einem unveränderten Steuerfuss von 95 Prozent basiert, wurde im Sinne des Stadtrates bewilligt. Ebenso die fünf Kreditabrechnungen.

Durch die Versammlung führte Vizeammann Walter Jucker. Wie er informierte, hatte sich Stadtammann Franco Mazzi einer geplanten Operation unterziehen müssen und dabei einen schweren Infekt erlitten. Nach einem Monat im Spital ist Mazzi seit wenigen Tagen wieder zuhause. Ab Neujahr soll er voraussichtlich ins öffentliche Leben zurückkehren.

Walter Jucker, der an diesem Tag seinen 64. Geburtstag feierte, erhielt für seinen grossen Einsatz von seiner Stadtratskollegin und seinen Stadtratskollegen ein Präsent überreicht. «Es ist mir eine grosse Ehre, die Arbeit machen zu dürfen. Und noch mehr freue ich mich, dass es nächstes Jahr wieder Franco macht», meinte Jucker zum Schluss mit einem Lachen.


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