3000 Weihnachtspäckchen für Rumänien

  13.12.2018 Fricktal, Wegenstetten, Wohltätigkeit

20 Jahre Rumänien-Hilfe Wegenstetten

Seit 1998 gibt es die Rumänien-Hilfe Wegenstetten. Sie betreibt ein Ärztehaus im Nordosten des Landes und bringt jedes Jahr Tausende von Weihnachtspäckchen zu den Ärmsten.

Valentin Zumsteg

Angefangen hat alles mit einer Reise im Frühling 1998: «Ich ging mit einer Hilfsorganisation nach Rumänien und habe dort die unglaubliche Armut gesehen», erzählt Georges Brogle aus Wegenstetten. Vor allem der Besuch in einem Behindertenheim hat ihn aufgewühlt. «Über 500 Kinder vegetierten dort vor sich hin. Es waren desolate Zustände. Ich habe selber eine behinderte Schwester, daher war es für mich klar, dass ich etwas unternehmen will», erinnert sich Brogle.

Medizinische Versorgung
Zurück in der Schweiz hat er beschlossen, mit Gleichgesinnten ein eigenes Hilfswerk ins Leben zu rufen. So wurde im Oktober 1998 die Rumänien-Hilfe Wegenstetten gegründet. «Unser Ziel war einfach: Wir helfen den Menschen unbürokratisch und unkompliziert», sagt Brogle.

Schon bald konnte der Verein ein Ärztehaus in Falcâu, im Nordosten des Landes, übernehmen und umbauen. «In diesem Gebäude praktizieren heute ein Allgemeinmediziner und eine Zahnärztin. Sie sind beide täglich vor Ort», schildert Brogle. Schon bald stiess der Rheinfelder Optiker Marco Veronesi zum Verein. Er lancierte ein Optik-Projekt, das vielen Menschen zu Brillen verhalf. Besonders berührt hat Georges Brogle das Schicksal von Adina. Als das Roma-Mädchen sechs Jahre alt war, wurde es nicht eingeschult, da seine Sehfähigkeit nur etwa 10 Prozent betrug. Sie litt am Grauen Star. Eine Behandlung im Spital konnten sich die Eltern nicht leisten. Die Rumänien-Hilfe sprang ein und finanzierte die Operation. Sie verlief erfolgreich und nach wenigen Monaten durfte das Mädchen in die 1. Klasse eintreten. Sie hat in der Folge alle obligatorischen Schuljahre problemlos absolviert. «Heute ist Adina eine junge Frau, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie hat gute Chancen, auch weiterhin ein normales Leben zu führen», sagt Brogle

Jedes Jahr sammelt der Verein, der mittlerweile rund 1500 Mitglieder aus der ganzen Schweiz zählt, Hilfsgüter für den Transport nach Rumänien. Bei der Sammlung Anfang Dezember 2018 kamen über 3000 Weihnachtspäckchen zusammen, die der Verein direkt vor Ort in Rumänien verteilen wird. «Wir sind von den vielen Spenden überrollt worden. Ich möchte allen herzlich danken, die uns unterstützen», freut sich Georges Brogle, der jedes Jahr zwei Monate unbezahlten Urlaub für sein Engagement in Rumänien nimmt.

Spendengelder sind rückläufig
Etwas rückläufig sind hingegen die Spendengelder: «In Spitzenjahren kamen rund 200 000 Franken zusammen, heute sind es noch etwa 100 000 Franken», schildert Brogle. Er erklärt sich das damit, dass wegen Einbrecherbanden, die im Westen ihr Unwesen treiben, das Image von Rumänien gelitten hat. «Die meisten Rumänen haben damit aber nichts zu tun. Sie leiden unter diesen Kriminellen», betont Brogle, der derzeit wieder in Rumänien weilt. Das Land gehört zwar zur Europäischen Union, in den abgelegenen Gebieten habe sich das Leben für die Bevölkerung aber nicht verbessert. Fliessendes Wasser gibt es in kaum einem Haus. «Viele Menschen leben in bitterster Armut», sagt Brogle. Um die grösste Not zu lindern, verteilt er Taschen mit Lebensmitteln, die er vor Ort einkauft.

In den vergangenen 20 Jahren hat der Verein über 100 Hilfseinsätze organisiert. «Wir konnten Spendengelder von mehr als zwei Millionen Franken einsetzen und Hilfsgüter für mehrere Millionen Franken liefern», freut sich Brogle. Was in den letzten zwei Jahrzehnten aufgebaut werden konnte, soll nun aufrechterhalten werden. Dabei steht nach wie vor die unbürokratische Hilfe von Mensch zu Mensch im Zentrum.


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