Wohnhaft in Magden mit Blick auf die Welt

  07.11.2018 Magden

Gespräch mit dem Bachem-Konzernchef Thomas Früh

Bachem ist einer der weltführenden Hersteller von peptidischen Wirkstoffen für Medikamente. Chef des High-Tech-Unternehmens ist Thomas Früh, wohnhaft in Magden. Lokale Verankerung in ländlicher Umgebung und der Blick für das Internationale sind für den CEO von Bachem kein Widerspruch. Thomas Früh wechselt gewandt von Schweizer Mundart zur Business-Sprache Englisch und, wenn er in Japan ist, für Smalltalk sogar zu Japanisch.

Edi Strub

Thomas Früh und seine Frau wohnen schon seit 25 Jahren in Magden. «Es ist ein schöner Ort,» sagt Thomas Früh. «Sonnig, ruhig, keine Emissionen. Und dazu praktisch: im Nu ist man auf der Autobahn oder am Bahnhof mit Schnellzügen direkt nach Basel oder Zürich.» Auch im Geschäft in Bubendorf ist Thomas Früh schnell, dazu braucht er nicht einmal die Autobahn, er fährt einfach «durch die Hügel» an den schlimmsten Staus vorbei.

Thomas Frühs «Geschäft» ist die Firma Bachem, der Welt grösster Hersteller von peptidischen Wirkstoffen für die Pharmaindustrie. (Peptide werden bei Bachem künstlich hergestellt, es sind aber körperähnliche Wirkstoffe wie beispielsweise Hormone). Viele Pharmakonzerne wie Novartis und Roche ziehen es vor, ihre peptidischen Wirkstoffe von Bachem herstellen zu lassen. Denn Bachem hat ein einzigartiges Wissen, wie diese Stoffe in höchster Qualität hergestellt werden können. Die Mengen sind rein kilomässig relativ gering, die Herstellung aber äusserst anspruchsvoll.

Bachem ist in fünfzig Jahren, von einem ehemaligen Laboranten gegründet, zu einem weltführenden Hersteller von Peptiden geworden. Mit Ablegern in den USA, England und Japan und einem Börsenwert von weit über einer Milliarde Franken. Thomas Früh ist stolz, operativer Chef dieser Firma zu sein. Er ist selber Chemiker, weil er glaubt, dass man etwas vom Metier verstehen muss, wenn man eine High-Tech-Firma dieser Grösse führt. «Ich will auch in Fachfragen kompetent mitreden können.» Studiert und promoviert hat er an der ETH Zürich, weitergebildet hat er sich im Anschluss daran an der renommierten Harvard University in den USA.

Mehrere Jahre im Ausland
Und so lebt Thomas Früh im idyllischen Magden und produziert High-Tech-Produkte in Bubendorf, an einem Ort, der einst – wie Magden – ein Bauerndorf war. Thomas Früh verbrachte mehrere Jahre in den USA und, zusammen mit seiner Familie (Frau und zwei Töchter), auch vier Jahre in Kobe in Japan. Sein Blick auf die Verhältnisse im Fricktal, in Bubendorf und in der Schweiz ist daher ein ausgesprochen internationaler. «Ich ärgere mich über die Leute in der Schweiz, die glauben, hier mache man alles besser als in andern Ländern.»

Er sieht auch Gefahren mit dieser Mentalität. «Wir in der Schweiz können zwar stolz sein auf das Erreichte, aber die Bestrebungen, das Freizügigkeits-Abkommen zu kündigen und das Rahmenabkommen mit der EU nicht zu unterzeichnen, bedrohen den wirtschaftlichen Wohlstand der Schweiz.» Bei Bachem sind rund 40 Prozent der Chemiker, Chemikanten und Laboranten Deutsche oder Franzosen. «Ohne sie gäbe es diesen Betrieb nicht. In der Schweiz gibt es schlicht zu wenig dieser begehrten Arbeitskräfte.»

Auch die Kritik an den bald zur Abstimmung kommenden Steuerreform macht Thomas Früh Sorgen. «Wenn die Schweiz ihre Steuergesetzgebung nicht reformiert, kommt sie wohl auf die schwarzen Listen der EU und OECD.» Und dann müssten die Holdings wohl oder übel ihren Sitz in andere Länder verlegen. Das sei nicht einfach eine leichtfertige Drohung, sondern Resultat einer nüchternen Betrachtung. Die Produktion würde zwar grösstenteils in der Schweiz bleiben, weil Arbeitsmoral und das Ausbildungsniveau hier sehr gut seien. «Ohne Holdings in der Schweiz ginge aber viel Ertragskraft verloren.»


Bescheidener Lohn für Thomas Früh

Weil Bachem ein börsenkotiertes Unternehmen ist, kann man im Geschäftsbericht für 2017 auf den Franken genau nachlesen, wieviel CEO Thomas Früh verdient: nämlich 275 000 Franken. Dazu kommen Boni von 128 000 Franken – zum Teil in Aktien ausbezahlt. Das ist deutlich weniger als andere CEOs in ähnlicher Stellung verdienen und sehr viel weniger als sich beispielsweise ein CEO bei Novartis auszahlen lässt.

Bachem verfolge getreu den Prinzipien seines Gründers und Hauptaktionärs Peter Grogg eine Politik der Mässigung. «Ein CEO soll nicht das zig-fache eines Chemikers oder eines Laboranten verdienen,» sagt Thomas Früh. «Denn alle sind wichtig für den Erfolg des Unternehmens.» Es gebe auch keine «Hire-and-fire»- Politik» bei Bachem. «Noch nie haben wir jemanden wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten des Unternehmens entlassen. Immer ist es in solchen Situationen gelungen, die Personalbestände zu reduzieren, ohne Kündigungen auszusprechen.»


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