Waldgeschichten praxisnah und mit Zukunftsblick

  19.11.2018 Wölflinswil

Zwei Forstfachleute geben Einblicke in die Waldwirtschaft

Die zwei Forstfachleute Werner Habermacher, Förster und Dr. Peter Ammann, dipl. Forsting. ETH haben im alten Gemeindehaus vor einem grossen Publikum Geschichte, aktuelle Situation und Zukunft der Waldwirtschaft für die Gemeinden Wölflinswil, Oberhof, Herznach und Ueken erläutert. Dieses Forstrevier über vier Gemeinden hat sich in der bisherigen Betriebsgrösse bewährt und man steht jetzt in zweierlei Hinsicht vor einem Wendepunkt. Förster Habermacher wird zum Jahreswechsel nach 40-jähriger Tätigkeit in diesen Wäldern durch Jeremias Boss abgelöst. Weiter war jetzt der ideale Zeitpunkt für eine umfassende Bestandsaufnahme und die Erarbeitung des neuen Wirtschaftsplanes 2018 bis 2032. Es wurden viele Zahlen und Fakten aufgetischt und mit konkreten Beispielen untermauert. Ein Blick zurück bis 1867 zeigte die grosse Bedeutung einer wohlbedachten Bewirtschaftung. Als ein schlagendes Beispiel wurde das Junkholz erwähnt, wo bis gegen 1800 Raubbau betrieben wurde und dann in einer grossen Aktion 2000 Eichen gepflanzt wurden. Vier Eichen pro Jahr dürfen derzeit in diesem Wald gefällt werden und dauernd wird bedacht, was wie und wo durch Hege und Pflege an Nachwuchs gefördert werden könnte. Nachhaltigkeit ist gross geschrieben.

In der Inventarisation wurden die Baumarten erfasst, das Alter, der Zuwachs und der Holz-Vorrat, woraus sich schliesslich der mögliche Hiebsatz errechnen liess. Krankheiten, wie als Beispiel die Eschenwelke oder der Borkenkäferbefall, aber auch der Klimawandel und Sturmholz können die Planung stark beeinflussen. Aber man sucht mit Wissen und viel Erfahrungsaustausch auch solchen Einbrüchen soweit als möglich zu begegnen. Als Beispiel wurde nach den Sturmschäden der Fichtenbestand teilweise durch Mischwald abgelöst. Aktuell zeigt sich über alle vier Gemeinden eine Reduktion beim Nadelholz um 6 % und ein Zuwachs in gleicher Höhe beim Laubholz. Wenn auch im Gesamtbestand noch marginal, bieten doch robuste Arten wie Schwarznuss oder Douglasien mehr und mehr eine Alternative. Der seit 18 Jahren tätige Forstwart Sven Furler betonte im Betriebsplan: «Mehr Douglasien pflanzen ist Zukunft.» Die Sorge aber bleibt, was mittel-bis langfristig aus unseren dominanten Buchenwäldern wird, wenn weitere Hitzesommer und ein weiterer Temperaturanstieg folgen sollten.

Neben der Holzwirtschaft hat der Wald ein ganzes Bündel von Funktionen, die ihn geradezu unentbehrlich machen für unsere Lebensqualität und Wohlbefinden in einer intakten Landschaft. So sind im Plan sorgfältige Inventare erarbeitet oder Schwerpunkte kommentiert, wie Artenvielfalt, Naturschutz, Wasserhaushalt, Quellenschutz, Flora und Fauna sowie der Jagd- und Erholungsraum. Ein prächtiges Naturschutzgebiet ist u.a. im Gebiet Hundrain der OBG Herznach ausgeschieden. Der lichte Föhrenwald mit Orchideenreichtum ist ein schönes Vermächtnis von Förster Habermacher an «seinen» Wald. Der gesamte Forstbetrieb der vier Gemeinden hat 587 ha Wirtschaftswald, 6,2% zeigen Nutzungsverzicht und 14,6% Naturvorrang. 279 Tariffestmeter pro ha sind als Wirtschaftswald errechnet, total 174 800 im Gesamtareal. Der geschätzte Zuwachs pro Jahr ist mit 6533 Tariffestmeter datiert und der Hiebsatz auf 5400 Erntefestmeter pro Jahr. (mgt)


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