Vorstandsarbeit bedeutet auch mal Heckenschere

  16.11.2018 Wegenstetten

Wegenstetten hat ein kleines Lourdes. Seine Verwaltung und Pflege obliegen dem Vorstand des Lourdesgrotten-Vereins. Immer im Spätherbst geht es diesbezüglich ganz handfest zur Sache.

In der Winterhalde ist grosser Pflegetag. Nein, nichts Medizinisches: Es kommen Motorsense, Heckenschere, Putzmaterial und Gartengeräte zum Einsatz. Am Werk sind die Vorstandsmitglieder des Wegenstetter Lourdesgrotten-Vereins und gepflegt wird die Lourdesgrotte des Dorfes. Einmal im Jahr steht dieser grosse Pflegetag an.

«Ein Segen für uns»
«Nur ein einziger Tag Pflege würde natürlich nicht reichen, um die Grotte das ganze Jahr in Ordnung zu halten», sagt Präsident Viktor Schlienger. Ende Jahr gehe es in erster Linie ums Gröbere. Für die feineren Arbeiten dürfe der Vorstand auf Esther und Rita Schlienger zählen. Esther schaue täglich zum Rechten, sorge für Nachschub bei den Opferlichtern und leere das Kässeli, und Rita kümmere sich um die Bepflanzung und den Zustand der Rabatten. «Diese beiden Frauen sind ein Segen für uns», meint der Vereinspräsident, dank ihnen bleibe die Grotte das ganze Jahr hindurch als Bijou.

Mit «Bijou» übertreibt Viktor Schlienger nicht. Die Grotte präsentiert sich am Waldrand, hoch über dem Dorf, als gepflegter Garten. Sie liegt abseits von jeglichem Lärm und bietet einen prächtigen Ausblick auf die Hügel rund um das Wegenstetter Tal.

Gegen 4000 Besucher
Kein Wunder wird sie gut besucht. Gegen 4000 Personen dürften es jedes Jahr sein, meinen die Vorstandsmitglieder und erklären, dass die Schätzung aufgrund des Verbrauchs an Opferlichtern zustande käme. An grösseren Veranstaltungen bei der Grotte zählt Viktor Schlienger die Maiandacht des Fricktaler Lourdepilgervereins auf, die Maiandacht der Pfarrei und den Besuch einer Gruppe aus Magden.

Das kleine Lourdes der Wegenstetter geht auf die frühen 1930er-Jahre zurück. Die Grotte ist auf Initiative des Landwirts, Dichters und Holzbildhauers Leo Schreiber entstanden. Sie wurde von zahlreichen Helferinnen und Helfern in Fronarbeit errichtet und 1932 vom damaligen Wegenstetter Pfarrer, Gottfried Binder, eingeweiht. Leo Schreiber war es wichtig, dass «seine» Grotte ganz stark an das Original im französischen Lourdes erinnere. So kommt es, dass unterhalb der Wegenstetter Madonna ein Bächlein fliesst, so wie in Lourdes. Die Quelle dafür wird etwas oberhalb der Grotte gefasst.

Der aktuellen Vorstandsmitglieder des Lourdesgrotten-Vereins haben alle familiäre Verbindungen zur Grotte. Schon ihre Grossväter und Väter engagierten sich in der Winterhalde, und der eine oder andere davon trug bereits bei der Errichtung der Anlage seinen Teil dazu bei. Grotte ist Familientradition, und in Wegenstetten hält man Traditionen hoch. Nicht nur geistliche natürlich, auch ganz weltliche. Deutlich machen dies die Festtischgarnitur, etwas unterhalb der Grotte, und die vorbereitete Feuerstelle. Zum Pflegetag gehört eben auch das Zusammensein bei Kaffee und Kuchen und bei Bratwurst und Wein. Grottenpionier Leo Schreiber würde sich freuen: Bis heute lädt sein Werk zu Gebet und Besinnung ein und stärkt die Gemeinschaft. (mgt)


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