Sechs Hektaren zu viel Bauland

  08.11.2018 Kaisten


In den nächsten 15 Jahren muss Kaisten Gebiete auszonen

Die Bevölkerung von Kaisten wächst. Gleichzeitig ist aber auch ein behutsamer Umgang mit der unüberbauten Landschaft gefordert. Im räumlichen Entwicklungsleitbild setzt die Gemeinde auf Verdichtung im bestehenden Siedlungsgebiet.

Susanne Hörth

Ist die Rede von einem räumlichen Entwicklungsleitbild, dazu noch mit einem scheinbar weit entfernten Zeithorizont von 2045 plus, so lässt der Gedanke an ein solch technisches Planwerk manch einen etwas ratlos zurück. Dieser Ratlosigkeit möchte der Kaister Gemeinderat mit erklärenden Informationen und Einbezug der Bevölkerung entgegentreten. Am Montagabend hat die Behörde anlässlich des Starts des Mitwirkungsverfahrens zu einer Orientierung eingeladen. An dieser wurde die Richtung aufgezeigt, in welche sich das Dorf in den nächsten Jahr(zehnten) räumlich entwickeln soll.

Teil der aktuellen Gesamtrevision der Nutzungsplanung ist es auch, die beiden Ortsteile Kaisten und Ittenthal aufeinander abzustimmen. Zudem gilt es bei der Überarbeitung, auch die neuen gesetzlichen Grundlagen zu berücksichtigen und in die Planungen einfliessen zu lassen. Der sehr komplexen und umfassenden Aufgabe angenommen haben sich unter der Regie von Gemeinderat Oliver Brem Personen aus Kaisten sowie das Fachbüro Planar. Mit den nun vorliegenden Entwürfen und dem Mitwirkungsverfahren befände man sich zurzeit kurz vor Abschluss der ersten Phase, so Oliver Brem.

Vier Schwerpunktgebiete
Die Bevölkerung von Kaisten ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Mit einem erwarteten Wachstum von elf Prozent könnte die Gemeinde bis zum Jahr 2030 rund 3000 Einwohner zählen. Und hier setzt auch das Entwicklungsleitbild an. Denn das Wachstum soll in erster Linie auf gut erschlossenen, zentrumnahen und flachen Gebieten erreicht werden. Hierzu hält die Arbeitsgruppe im Leitbild-Entwurf unter anderem fest, dass es im Norden von Kaisten vier Gebiete gibt, welche schwerpunktmässig neu entwickelt werden sollen. Drei davon – Rüttene, Eichmatt und Unterdorfstrasse – sind noch nicht überbaut und eignen sich aufgrund der Lage nahe am Ortskern in der flachen Ebene, umgeben von Siedlungsgebiet für eine Bebauung. Das vierte Gebiet, die in die Jahre gekommene Siedlung Weihermatt, ist zwar bebaut, hat aber Potenzial für eine qualitätsvolle Neuentwicklung. Dazu gehört als Möglichkeit, statt der heutigen oberirdischen Parkplätze, eine unterirdische Variante. Mit der inneren Verdichtung will man auch der unverbauten Landschaft Sorge tragen.

Auszonungen möglich
Am Montagabend wurde mehrfach auch festgehalten: «Kaisten weist überdurchschnittlich viel unüberbaute Bauzonen aus.» Geht es nach neuem Raumplanungsgesetz, müssen mit einem Planungsziel von 15 Jahren von aktuellen 10,5 Hektaren unverbautes Bauland 6 Hektaren ausgezont werden. Neueinzonungen wird es kaum geben. Sieben mögliche Auszonungsflächen (vier davon im Ortsteil Kaisten, drei im Ortsteil Ittenthal) sind bereits im Entwicklungsleitbild aufgegriffen worden.

In dieser ersten Phase, das betonte Andrea Gammert vom Planungsbüro Planar, befände man sich noch in einer hohen Flugebene. Noch geht es nicht um einzelne Parzellen, sondern vielmehr um eine Gemeindegesamtsicht. In dieser spielt neben den vorgenannten Punkten auch der Erhalt des Ortskerns als lebendiges Dorfzentrum eine wichtige Rolle. Ebenso wichtig ist ein vielfältiges Wohnungsangebot für verschiedene Bedürfnisse. Ein Augenmerk gilt zudem dem Wohnen mit Geschichte (historische Baustruktur, Erhalt von identitätsstiftenden Gebäuden). Gut erschlossene, am Siedlungsrand befindliche Industrie ist für eine gesunde Gemeindestruktur ebenfalls nötig. Kaisten verfügt über ein Basisangebot für die tägliche Versorgung. Dazu gehören die Dorfläden in Kaisten wie auch der kleine Laden in Ittenthal. Diese sollen auch in Zukunft Bestand haben. So auch die Restaurants als Treffpunkt für die Bevölkerung. Attraktive Infrastrukturen für Bildung, Freizeitgestaltung wie auch gute Verkehrsanbindungen, sichere Fuss- und Velowege runden die Ziele der räumlichen Entwicklungsplanung weiter ab.

Bis 5. Dezember hat die Bevölkerung nun die Möglichkeit, sich im Mitwirkungsverfahren einzubringen. «Wir freuen uns auf grosse Beteiligung», so Gemeindeammann Arpad Major am Montagabend.


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