«Mit Leidenschaft erreicht man viel»

  11.11.2018 Wirtschaft

Mitgründer der Personalberatung Coopers Group AG

Christian Biedermann aus Magden ist ein Spezialist in Personalfragen. Vor acht Jahren hat er zusammen mit Denise Stuker die Personalberatung Coopers Group AG gegründet, die heute 23 Mitarbeiter beschäftigt und Büros in Hergiswil, Bern, Basel und Nyon führt.

Valentin Zumsteg

NFZ: Herr Biedermann, Sie haben bereits in jungen Jahren ein Unternehmen gegründet. Wie kam es dazu?
Christian Biedermann:
Es war immer ein Traum von mir, ein eigenes Unternehmen auf die Beine zu stellen. Als Typ bin ich eher der Macher. Wenn es zur Routine kommt, wird es mir schnell langweilig. Ich suche immer neue Herausforderungen. Deswegen haben wir die Firma gegründet. Seit dem Start im Jahr 2010 sind wir rasant gewachsen und konnten unser Dienstleistungsportfolio sowie unsere Kundenbasis ständig erweitern.

Wieso heisst das Unternehmen eigentlich Coopers?
Der Name setzt sich aus den beiden Begriffen «Cooperation» und «Performance» zusammen. Wir wollten einen kurzen, geläufigen Ausdruck – und natürlich fuhren wir alle Mini Cooper.

Wie kann ein kleiner Personaldienstleister neben den grossen weltweit tätigen Firmen bestehen?
Durch die Individualität. In der Schweiz gibt es rund 2500 Personaldienstleister. Wir müssen uns unterscheiden, sonst haben wir keine Chance. Wir bieten nicht alles an, sondern fokussieren uns auf die Bereiche Informatik, «Life Sciences» und Engineering. Dabei stellen wir die Kunden und die Menschen ins Zentrum.

Braucht es im Zeitalter von Online-Stellenportalen überhaupt noch Personaldienstleister?
Die braucht es umso mehr. Auf den Online-Plattformen erreicht man nur einen kleinen Teil der möglichen Kandidaten für eine Stelle. Es sind die, welche etwas suchen, weil sie sich beruflich verändern wollen oder müssen. Die besten Leute auf dem Markt bekommt man nicht, wenn man nur online eine Stellenausschreibung aufgibt. Die muss man persönlich kontaktieren und proaktiv angehen. Dafür braucht es Personaldienstleister wie uns. Wir haben ein grosses Beziehungsnetzwerk in den Branchen, die für uns wichtig sind. Wir können regional, national und international rekrutieren.

Wie beurteilen Sie den Arbeitsmarkt derzeit in der Schweiz?
Im Bereich von Fachleuten ist der Markt immer noch sehr ausgetrocknet. Kürzlich ist eine Studie erschienen, die besagt, dass bis ins Jahr 2026 rund 40 000 Informatiker fehlen werden. Das ist alarmierend, denn im Zuge der Digitalisierung braucht es viele Fachspezialisten. Das ist ein Grund, weshalb wir nicht nur in der Schweiz rekrutieren, sondern auch international. 2014 hatte Spanien eine Arbeitslosen-Quote von 26 Prozent. Da war es für uns relativ einfach, Informatiker und «Life Sciences»-Spezialisten aus Spanien für unsere internationalen Kunden zu rekrutieren. Sie kamen gerne in die Schweiz und haben die nötige Flexibilität mitgebracht.

Redet man heute mit Vertretern von Firmen, dann klagen viele darüber, dass es sehr schwierig sei, geeignetes Fachpersonal zu finden.
Genau das ist unsere Daseinsberechtigung. Dafür braucht es Dienstleister wie wir es sind.

Was würden Sie einem jungen Menschen raten, um beruflich vorwärts zu kommen?
Das Schweizer Ausbildungsmodell ist hervorragend. Jeder kann seinen Weg weitergehen und vorwärts kommen, wenn der Wille und die Leistungsbereitschaft vorhanden sind. Als junger Fachspezialist in der Informatik musst du die nötige Leidenschaft mitbringen. Wenn du diese Leidenschaft hast und über die nötige Flexibilität verfügst, dann kannst du sehr viel erreichen.

Was muss ein Unternehmen tun, um gute Mitarbeiter zu halten?
Ein Unternehmen muss dafür sorgen, dass sich das Personal wohl fühlt. Die jungen Generationen haben andere Bedürfnisse als die bisherigen Arbeitnehmer. Bei den Babyboomern lag der Fokus auf der Sicherheit. Sicherer Arbeitsplatz und sicheres Einkommen waren wichtig. Die jungen gut ausgebildeten Fachleute sehen das heute anders. Sie wollen eine spannende Herausforderung und sie wechseln schneller. Das macht es für Arbeitgeber deutlich schwieriger, die Fachleute an ihr Unternehmen zu binden und längerfristig zu halten. Da müssen gewisse Firmen ihre Hausaufgaben künftig noch besser machen.

Auf der anderen Seite: Was muss ein Arbeitnehmer tun, um auf dem Markt gefragt zu sein und zu bleiben?
Ständige Aus- und Weiterbildung – das ist entscheidend. Die Welt ist stark im Wandel. Niemand weiss genau, welche Fähigkeiten morgen gefragt sein werden. Deswegen ist es wichtig, dass der Arbeitnehmer immer am Ball bleibt. Früher konnte man vielleicht bei einem grossen Unternehmen eine Lehre absolvieren und danach dort 40 Jahre arbeiten. Das gibt es heute nicht mehr. Wenn heute ein Arbeitnehmer drei Jahren bei der gleichen Firma ist, dann ist das schon lange – zumindest in unseren Branchen.

Das Rentenalter wird immer wieder diskutiert. Wegen der längeren Lebenserwartung sollen wir heute auch länger arbeiten. Da stellt sich aber die Frage: Haben ältere Arbeitnehmer heute auf dem Arbeitsmarkt überhaupt noch eine Chance?
Die Wirtschaft muss sicher noch etwas umdenken. Ältere Mitarbeiter sind zwar in der Regel teurer, sie bringen aber viel Erfahrung mit. Wir haben bei uns kürzlich jemanden eingestellt, der 58 Jahre alt ist. Wir profitieren von seinen Erfahrungen und seinen Kontakten. Die meisten Firmen wünschen sich aber ein 35 Jahre altes Supergenie mit 20 Jahren Erfahrung. Das hat mit der Realität nicht viel zu tun.

Zum Schluss: Was kann eine Region wie das Fricktal konkret unternehmen, um attraktiv für Arbeitsplätze zu sein?
Das Fricktal profitiert stark von den grossen Pharmafirmen. Es ist wichtig, dass die Standortattraktivität gepflegt wird, damit sich auch neue Firmen aus dem Bereich «Life Sciences» hier ansiedeln. Die Steuern sind sicher ein Faktor, aber auch genügend Fachleute und verfügbares Land. Das Fricktal muss sich nicht verstecken, es ist eine attraktive und konkurrenzfähige Region.


Personaldienstleister für grosse Firmen

Christian Biedermann (40) ist in Rheinfelden aufgewachsen. In Magden hat er seine KV-Lehre auf der Gemeindeverwaltung absolviert. Danach arbeitete er sieben Jahre auf der Stadtverwaltung Rheinfelden, anschliessend beim Personalvermittler Adecco. 2010 hat er zusammen mit Denise Stuker den Personaldienstleister Coopers Group AG gegründet. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Hergiswil und betreibt Büros in Basel, Bern und Nyon. Aus dem 2-Personen-Betrieb ist mittlerweile eine Firma mit 23 festangestellten Mitarbeitern geworden. Sie ist spezialisiert auf Personalvermittlung und den Verleih von Fachkräften aus den Bereichen Informatik, «Life Sciences» und Engineering. Der Umsatz beläuft sich auf rund 15 Millionen Franken pro Jahr.

Christian Biedermann, eidg. diplomierter Betriebswirtschafter HF, hat einen Abschluss TU-HSG der Universität St. Gallen und ist Geschäftsführer und Präsident des Verwaltungsrates. Er lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Magden. (nfz)


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