«Ich habe Menschen einfach gern»

  18.11.2018 Persönlich, Stein

Als Dipl. Pflegefachfrau HF und Abteilungsleiterin vom Notfall und der Tagesklinik im GZF Spital Rheinfelden packt Patricia Käser täglich an vorderster Front mit an. Dieses Praxiswissen vermittelt sie auch seit 21 Jahren beim Sanitätszug der Feuerwehr Stein. Auf Kantonsebene bringt sie sich im Gesundheitsausschuss der FDP ein.

Susanne Hörth

«Ich habe ein Helfersyndrom, das darf man schon sagen.» Patricia Käser lacht herzlich. Das Bedürfnis, anderen Leuten zu helfen und auch die grosse Gabe, auf Menschen eingehen zu können, begleitet die Steinerin schon seit frühester Jugend. «Ich habe Menschen einfach gern», sagt sie. Beste Voraussetzungen also, um nach der obligatorischen Schulzeit am früheren Wohnort Kaisten den beruflichen Weg Richtung Pflege einzuschlagen. «Oh nein, Pflege kam für mich nicht in Frage», wehrt sie ab. «Meine Mutter war Krankenschwester in Laufenburg, meine Tante Pflegedienstleiterin im Kantonsspital in Baden. Irgendwie erschien es mir einfach zu viel.» Also «schnupperte» sie in diverse Berufe rein. Mit mässiger Begeisterung. Von den Eltern liess sie sich schliesslich doch noch zu einem Praktikum im Kantonsspital Baden überreden.

Es war der sanfte Schubs in die richtige Richtung. Die junge Patricia war so begeistert von dem Erlebten und wollte mehr erfahren. Sie bat darum, die Praktikumszeit noch verlängern zu dürfen. Wenn wunderts: es folgte anschliessend die Lehre zur Dipl. Pflegefachfrau HF in Aarau. In dieser Zeit stellten sich auch die Weichen für ihren späteren Arbeitsort, dem GZF Spital Rheinfelden. In diesem verbrachte sie einige Ausbildungsmonate und wusste schon damals: «Hier gefällt es mir, hier möchte ich nach dem Lehrabschluss arbeiten.»

Gesagt, getan: im Mai dieses Jahres sind es nun bereits 20 Jahre her, seit Patricia Käser auf der Chirurgie im Rheinfelder Regionalspital ihre Stelle antrat. Sie musste sich noch eine gewisse Zeit gedulden, bis sie dann in ihre Wunschabteilung, die Notfall/ Tagesklinik-Station wechseln konnte. Mittlerweile leitet Patricia Käser die Notfall/Tagesklinik-Abteilung in Rheinfelden.

Die Arbeit erfüllt sie mit Freude. Und Freude empfindet sie über den Arbeitsalltag hinaus, wenn sie unterwegs ist und von ehemaligen Patienten erkannt wird. Diese erzählen, wie es ihnen ergangen ist, wie sie sich jetzt fühlen. «Für mich ist das eine grosse Wertschätzung, meiner Person wie auch meiner Arbeit gegenüber.» Getragen und unterstützt fühlt sie sich auch von ihrer Arbeitgeberin, dem GZF, Standort Rheinfelden. «Es ist ein Geben und Nehmen,» sagt sie voller Überzeugung.

Feuerwehrfrau Patricia
«Ich habe wohl einen Hang zu Blaulichtorganisationen», schmunzelt Patricia Käser. Motiviert durch ihren Ehemann Beat Käser, er war damals in der Feuerwehr Stein und später Kommandant der Feuerwehr Stein, trat sie 1998 der Ortsfeuerwehr bei und gehörte bis 2004 dem Verkehrszug an. «Das gefiel mir, ich gab an, wo es lang geht.» Ihr Lachen steckt an. Dann aber wird sie ernst. «Der Samariterverein bei uns im Dorf stand vor dem Aus. Ich wurde zu diesem Zeitpunkt vom Gemeinderat Hugo Sacher angefragt, ob ich nicht Lust hätte, den Sanitätszug bei der Feuerwehr aufzubauen.»

Nach einer ersten Zurückhaltung reizte sie die Aufgabe dann aber doch. Schon bald hatte sie, in Zusammenarbeit mit der damaligen Feuerwehrkommission, eine Truppe von interessierten und engagierten Frauen und Männern zusammengestellt und packte voller Elan die neue Herausforderung an.

Als versierte Fachfrau störte sie sich schon bald daran, dass das Basiswissen, welches vom AGV, dem Team der Feuerwehrsanität vermittelt werden soll, «schon etwas gar klein ist». Was könnte sie aus ihren Erfahrungen aus der Spitalarbeit miteinbringen und wo gab es Schnittstellen, die man ausbauen könnte? Eine solche Schnittstelle war die Ambulanz. Patricia Käser erkundigte sich, ob die Angehörigen der Feuerwehrsanität regelmässig den Rettungsdienst bei seinen Einsätzen begleiten dürfen. Und stiess auf offene Ohren. «Das ist eine Supersache. Unsere Leute fahren einen ganzen Tag mit dem Krankenwagen mit als Praktikanten. Sie lernen dabei das Team kennen. Ängste und Unsicherheiten können abgebaut werden.» Denn: «Eine Feuerwehr ist nicht nur ein Plauschverein, man wird mit realen Situationen konfrontiert.» Und solche verlangen manchmal auch, Leben zu retten. Da muss jeder Handgriff sitzen.

Dass sie bei der Feuerwehr mit einem Team von Frauen und Männern zusammenarbeitet, die alle keine medizinische Ausbildung haben, stört sie nicht. Im Gegenteil. «Mit Laien zusammenarbeiten ist für mich sehr bereichernd. Im Spital ist alles strukturiert. Alles ist vorhanden. Bei der Feuerwehr lerne ich von meinen Kolleginnen und Kollegen auch sehr viel Kreativität.» Beispielsweise wenn aus der Not heraus, etwa einer fehlenden Beinschiene, handwerkliche Geschicke und Ideen ein Beinbruch dennoch gut und richtig stabilisiert werden kann. Auch hier stellt sie fest: «Es ist ein Nehmen und Geben.»

Dass sich die Zusammenarbeit der Feuerwehr Stein mit dem Rettungsdienst vom GZF, welche im Fricktal im 2005 ein Pilotprojekt war, mittlerweile sehr gut etabliert hat und auch von vielen anderen Feuerwehren genutzt wird, freut Patricia Käser sehr.

21 Jahre lang gehört sie mittlerweile der Feuerwehr Stein an. Ende Jahr endet diese Zeit. Grund ist nicht etwa, weil es ihr hier nicht mehr gefällt, sondern weil sie als Abteilungsleiterin beruflich zunehmend gefordert wird. Sie befindet sich wieder in einer Führungs-Weiterbildung. «Als Zugchef bei der Feuerwehr habe ich den Anspruch, an allen Übungen teilnehmen zu können. Das kann ich aber durch meinen Beruf vermehrt nicht mehr. Wie soll ich da als Vorbild für meine Truppe funktionieren.» Das Aufhören bei der Ortsfeuerwehr hat auch zur Folge, dass Patricia Käser eine weitere Feuerwehrfunktion aufgeben wird. 2009 wurde sie als erste Frau im Fricktal in den Bezirksfeuerwehrverband Rheinfelden gewählt. Hier hat sie neben den Aufgaben als Kassier auch das Sanitätstechnische betreut. Beim Bezirksfeuerwehrverband scheidet sie nächstes Jahr aus. «So haben sie noch Zeit, eine Nachfolge für mich zu suchen.»

Die Frau des Gemeindeammannes
Auf die Frage, ob sie als Ehefrau des Steiner Gemeindeammannes privat etwas zurückstecken muss, lacht sie laut heraus. «Nein. Für uns ist einfach wichtig, dass wir die Rollen trennen. Ich kenne das schon aus der Zeit, als Beat Kommandant der Feuerwehr war. Jeder von uns hat seine Bereiche.» Zusammen aber, das betont sie mehrfach im Gespräch, sind sie und ihr Mann ein starkes Team. «Wir unterstützen uns gegenseitig.» Ein Paar, das gemeinsam alle Hürden nimmt, Tiefen überwindet und Schönes zusammen geniesst. Und auch Leid teilt, wie etwa, als Beat Käser vor Jahren einen schweren Tauchunfall hatte und die Zukunft ungewiss war. Miteinander haben sie diese schwere Zeit gemeistert. «Und sind seither noch stärker miteinander verbunden.»

Hat sie mal etwas Zeit für sich, so geniesst sie einfach das Dasein, malt sehr gerne, ist beim Joggen und im Fitnessstudio anzutreffen und pflegt ihre Freundschaftskontakte.


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