Wenn sie spricht, hört man es im Fricktal

  24.10.2018 Elfingen

Ihr Heimatort ist Elfingen. Aufgewachsen ist sie in Seengen, sie wohnt in Aarau und sendet auch ins Fricktal. Christiane Büchli ist Redaktorin und Moderatorin beim Regionaljournal Aargau Solothurn.

Simone Rufli

«Hier im Studio fragen wir uns oft, bis wohin im Fricktal man uns eigentlich zuhört.» Christiane Büchli betritt den grünen Aufnahmeraum und stellt sich fürs Foto ans Mikrofon. Sie kennt «ihren» Hörer genauso wenig wie unsereins «den» Leser. Nur manchmal ergibt sich die Gelegenheit zum persönlichen Kontakt mit ein paar Repräsentanten. So wie diesen Frühling, als sich die Moderatorin in Begleitung eines Technikers für eine Reportage ins Fricktal aufmachte. Es war die Zeit der Schulferien, wenig los an der Veranstaltungsfront. Dafür umso mehr Raum für Kreativität und lang gehegte Wünsche. «In diesem Jahr durfte jeder Moderator einen Ort besuchen, an den er schon lange einmal hingehen wollte», erzählt Büchli. «Ich wollte nach Elfingen, weil es mein Heimatort ist und weil ich als Kind mit meinen Eltern oft dort war. Meinen Eltern hat es immer gut gefallen in diesem schönen Rebbaudorf.»

Vom See an den Fluss
Aufgewachsen ist die 38-Jährige in Seengen im Seetal, heute wohnt sie am Arbeitsort in Aarau, «damit ich die Familie und mein 80-Prozent-Pensum besser miteinander vereinbaren kann». Ihr Mann ist Online-Redaktor bei Radio Argovia, der gemeinsame Sohn ist drei Jahre alt. Die Aare, sagt die begeisterte Seglerin, ersetzt den Hallwilersee nur teilweise. «Ich schliesse es deshalb nicht aus, dass wir eines Tages wieder an den See zurückkehren. Im Moment aber stimmt es so, wie es ist. Die Wege sind kürzer.»

Doch zurück in den Frühling und nach Elfingen. «Man geht hin und schaut wer da ist», erklärt die Moderatorin das Sendeprinzip. Spontan, ohne Voranmeldung, einfach hingehen und schauen wer im Restaurant sitzt, wer im Dorfladen einkauft, oder unterwegs auf der Strasse ist. «Wir waren überrascht, dass wir trotz Frühlingsferien so vielen Menschen begegnet sind. Natürlich haben im Verlauf der Sendung auch immer mehr Leute mitbekommen, dass das Radio in Elfingen zu Besuch ist. Es war lustig und die Elfinger haben sich ganz offensichtlich über unseren Besuch gefreut.» Büchli lacht, erzählt von einem Aufnahmegerät, das der Techniker in einer Weide abgestellt hatte, um als Backgroundgeräusch das Gebimmel von Kuhglocken aufzunehmen. «Als wir zur Weide zurückkamen, war das Gerät weg. Tage später kam ein Anruf aus Elfingen. Ein Feldarbeiter hat das Gerät mit nach Hause genommen.» Längst ist es wieder zurück im Büro des Technikers.

Radio oder Fernsehen
Christiane Büchli hat nach der Kantonsschule, an der Uni in Fribourg, Kommunikation und Englisch studiert. «Die Uni Fribourg war damals die einzige Uni, an der man einen praktischen Journalismus studieren konnte», so Büchli. Publizistik war ihr zu theoretisch. Auch wenn die Studienrichtung bald einmal klar war, habe sie lange nicht gewusst, was sie für einen Beruf ergreifen möchte. «Während des Studiums schwankte ich zwischen Radio und TV.» Print sei früher schon aus dem Rennen gefallen. Begonnen hat sie schliesslich als Texterin in der Webebranche. Schon während des Studiums hat Büchli gearbeitet und zwar als Flight Attendant – zuerst bei der Swissair, später bei der Swiss. Das Swissair-Grounding im Jahr 2001 brachte einen Unterbruch in ihre Arbeit als Flugbegleiterin. Sie wechselte an die ETH in die Kommunikationsabteilung. Dort sah sie den Flugzeugen nach, die übers Gelände hinweg flogen. «Ich wusste sehr bald, dass ich zurück zu einer Fluglinie wollte.» Auf die Swissair folgte die Swiss. «Die Zeit war intensiv, aber ich schaffte es, mein ganzes Studium zu finanzieren.»

Am anderen Ende der Welt
Insgesamt neun Jahre ist sie in der Welt herumgejettet, bis sie am anderen Ende der Welt landete. Für die Lizentiats-Arbeit hat sich Büchli an der Uni in Sydney eingeschrieben. «Ich hatte an der Kanti nie ein Austauschjahr gemacht und sah die Gelegenheit für einen Auslandaufenthalt nun für gekommen.» Weil Australien nicht im Austausch-Programm der Uni Fribourg war, musste sie den Aufenthalt selber finanzieren. Die Lizentiats-Arbeit hat sie zu einer Aborigines-Sprache geschrieben. «Meine Arbeit stiess in Australien auf Interesse», sagt Büchli und schmunzelt. «Sie steht jetzt in der National-Bibliothek in Canberra.» Und nach einer kurzen Pause: «Ja, ich wäre gerne in Australien geblieben. Aber zum einen war da die vertragliche Bindung an die Swiss und zum anderen ist es sehr schwierig, in Australien langfristig Arbeit zu bekommen.»

Und wie kam sie dann zum Regionaljournal Aargau Solothurn? «Ich arbeitete gerade für die Schweizerische Helsinki Vereinigung für Demokratie, Rechtsstaat und Menschenrechte und war für ein Jugendseminar im Balkan in einem Projekt zur Förderung der Demokratie engagiert. An einem Seminar in Serbien habe ich erfahren, dass beim Radio SRF eine Stage frei wird für Quereinsteiger. Ich habe mich gemeldet, obwohl ich Null Radioerfahrung hatte.» Büchli erhielt die Stelle und durchlief während eineinhalb Jahren eine interne Ausbildung. Seit zehn Jahren arbeitet sie nun fürs Regionaljournal, «dabei wollte ich gar nicht so lange bleiben», sagt Büchli, lacht und verabschiedet sich. Zeit für die News-Aufbereitung.


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