Traumberuf: Loki-Führer

  13.10.2018 Laufenburg, Rheinfelden

Der Laufenburger Jan Grenacher arbeitet seit 13 Jahren für die Stiftung MBF

Jan Grenacher arbeitet auf dem «Feldhof», dem Gartenund Landschaftsunterhalt der Stiftung MBF in Frick. Die NFZ durfte ihn kürzlich in seiner Wohngruppe in Rheinfelden besuchen.

Janine Tschopp

Jan Grenacher war sofort dabei, als ihn die NFZ für ein persönliches Gespräch angefragt hatte. Kennengelernt hat er die Journalistin vor kurzem, als Teilnehmer beim Pferde-Trekking von Zeiningen nach Zeihen. Das Trekking hat ihm sehr gut gefallen. Er erzählt, dass er viel geritten sei und dass die Gruppe auch mit dem Wetter Glück gehabt hätte.

An diesem Abend empfängt er die NFZ in der Wohngruppe «zur Quelle» der Stiftung MBF in Rheinfelden. «Wir sind acht Bewohner. Vier Frauen und vier Männer», erzählt Jan Grenacher. Er bewohnt zwei Zimmer im oberen Stock des schönen Altbaus. Ein Zimmer hat er sich als Schlafzimmer und eines als Arbeitszimmer eingerichtet. Für das Gespräch hat er extra Stühle bereitgestellt.

Es gefällt ihm, in diesem schönen renovierten Haus aus dem 19. Jahrhundert zu wohnen. «Wir haben es gut. Wir kochen und essen oft zusammen», beschreibt er. Was kocht er am liebsten? «Toast Hawaii. Im Sommer auch gerne einmal einen Wurstsalat oder Pommes mit Bratwurst und Zwiebelsauce.» Er erzählt, dass jeweils eine von vier Betreuungspersonen montags bis freitags auch im Haus übernachte. Am Wochenende seien die Betreuer nachts zwar nicht im Haus, aber jederzeit erreichbar.

Der 33-Jährige verbringt durchschnittlich ein Wochenende pro Monat bei seinen Eltern in Laufenburg. Auch an Feiertagen, wie zum Beispiel Weihnachten, ist er zu Hause. «Weihnachten feiern wir im Wald mit der ganzen Familie und kochen draussen», erzählt er.

Die Eisenbahn ist seine Leidenschaft
Was Jan Grenacher an der Wohngruppe in Rheinfelden auch sehr schätzt, ist die geografische Lage. «In zwei Minuten bin ich beim Bahnhof.» Von seinem Zimmer aus sieht er direkt auf die Gleise. Das gefällt ihm. Denn Züge und Bahnhöfe sind seine Leidenschaft. So steht in seinem Zimmer auch ein blau-grüner Zug, den er aus Papier und Karton selber gebastelt hat. «Seit ich zwei Jahre alt bin, möchte ich Loki-Führer werden», erzählt er. Und fügt an, dass er sehr viel hätte lernen müssen, um sich diesen Traum zu erfüllen. Auch im Reinigungsdienst bei der SBB tätig zu sein, hätte ihn gereizt. «Das wäre aber sehr streng gewesen.» So ist sein grosser Berufswunsch Hobby geblieben.

«Am Wochenende unternehme ich mit der Bahn manchmal zehnstündige Reisen quer durch die Schweiz. Oder ich fahre mit dem Zug nach Domodossola an den Markt.» Auf seinen Reisen geniesst er es, mit den Lokführern oder den Kondukteuren zu plaudern, oder einfach, die schöne Aussicht zu geniessen.

Am Abend macht er von seiner Wohngruppe aus hie und da einen kleinen Spaziergang, um Bahnhofsluft zu schnuppern. Gerne hält er sich auch an grösseren Bahnhöfen auf. «Meine Lieblingsbahnhöfe sind Bern, Zürich, Luzern, Olten, Lausanne und Genf. Sehr gerne bin ich auch am Flughafen in Zürich», erklärt Jan Grenacher.

Seit 13 Jahren bei der Stiftung MBF
Von 2002 bis 2004 war Jan Grenacher beim Werkstätten- und Wohnzentrum Basel (WWB) und absolvierte eine Anlehre in industrieller Montage. Seit 2005 ist er in verschiedenen Gruppen für die Stiftung MBF tätig. Seit Mai 2017 arbeitet er auf dem «Feldhof», dem Garten- und Landschaftsunterhalt der Stiftung MBF in Frick. Jäten, Rasenmähen, Hecken schneiden, Gemüse anpflanzen und im Verkaufsladen aushelfen gehören zu seinen Aufgaben. «Am meisten Spass habe ich am Rasenmähen», schildert Jan Grenacher. Derzeit arbeitet er nachmittags in der Gärtnerei, und vormittags ist er für die Stiftung MBF bei der Metzgerei Bernet in Obermumpf beim Kistenreinigen tätig. Seinen Arbeitsweg absolviert er mit dem Zug.

An der Arbeit in der Gärtnerei stört es ihn etwas, so viel draussen zu sein. «Ich habe etwas Mühe mit der Wärme im Sommer, respektive mit der Kälte im Winter. Zudem habe ich ein bisschen Rückenprobleme», schildert Jan Grenacher. Er würde sich freuen, wenn er mittelfristig in die Verpackungsgruppe wechseln dürfte. «Das würde mich gluschten», sagt er.

Der Unternehmungslustige
Bei Jan Grenacher läuft immer etwas. So nimmt er gerne an Lagern teil, wie zum Beispiel am Skilager von PluSport, das jeweils am Jahresende durchgeführt wird. «Am 14. Dezember besuche ich mit einer Kollegin das Weihnachts-Tattoo in Basel», freut er sich heute schon auf die Adventszeit. Auch für nächstes Jahr hat er grosse Pläne: «Im Januar unternehmen wir mit der Wohngruppe einen zweitägigen Ausflug in den Europapark inklusive Konzert mit DJ Bobo.» Für ihn ist keine Bahn zu verrückt. «Die Blue Fire ist meine Lieblingsbahn», erklärt er.

Es gefällt ihm, wenn viel los ist. Er freut sich aber auch über ruhigere Zeiten. «Ich bin zufrieden mit dem Leben, wie es gerade läuft», fasst er zusammen. Speziell schätzt er, dass er vieles unternehmen kann und in der Lage ist, selbständig zu laufen, was einige seiner Kollegen nicht können. Aber auch er ist nicht immer gleich motiviert. «Es gibt Tage, an welchen mir alles stinkt. Da möchte ich am Morgen am liebsten im Bett bleiben und gar nicht aufstehen», beschreibt Jan Grenacher. Zum Glück sind diese Tage aber sehr selten.


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