Kapitän mit Ideen sucht 200000 Euro

  12.10.2018 Laufenburg

Ein Schiff oder kein Schiff – das ist die Frage in Laufenburg

Holger Grosse will die Nachfolge von Jürgen Schroff als Kapitän des «Löwe von Laufenburg» antreten. Mit 67 will Kapitän Schroff endlich in Pension gehen und Grosse erfüllt die Voraussetzungen, die Fahrgastschifffahrt Laufenburg zu übernehmen. Doch das nötige Geld fehlt.

Simone Rufli

«Es ist wichtig, dass bald etwas geht. Meine Kunden sind verunsichert. Wenn es eine Möglichkeit zur Finanzierung gäbe, würde ich die ‹Fahrgastschifffahrt Laufenburg› gerne an Holger Grosse übergeben, Klarheit schaffen und endlich die seit zwei Jahren fällige Pension antreten», meinte Jürgen Schroff, angesprochen auf das nun auch online kundgetane Interesse von Schiffsführer Holger Grosse an der Übernahme des «Löwe von Laufenburg». Grosse ist derzeit Schiffsführer in Koblenz, Partnerin Susanne Schuhmann ist Restaurantleiterin. «Im Gegensatz zu anderen Interessenten, die sich schon bei mir gemeldet haben, ist es den beiden wirklich ernst. Sie bemühen sich seit bald zwei Jahren und ich bin mir sicher, sie würden die Aufgabe mit dem nötigen Herzblut angehen.» Die Chance müsse jetzt gepackt werden, «oder dann ist das Schiff weg und damit auch die einmalig schönen Schleusenfahrten auf der schönsten Strecke am Hochrhein», so Schroff. Schroff, der den «Löwen» seit 19 Jahren fährt, glaubt nicht, dass nach einem Unterbruch dereinst wieder ein Schiff nach Laufenburg kommen würde. «Zu teuer.» Wegen der Schleusen müsste das Schiff zuerst in Säckingen mit dem Kran aus und nach dem Transport über Land in Laufenburg per Kran wieder zu Wasser gelassen werden. «Das würde um die 45 000 Euro kosten», schätzt er. Dazu komme, dass so ein Schiff von einem Fachmann betrieben werden müsse, nicht von einem Hobby-Kapitän. «Und wer kann sich schon mal einfach so zwei Jahre Urlaub nehmen, um die Ausbildung zu machen? Holger Grosse hat die Ausbildung.» All diese Überlegungen und dass es auch sein grosser Wunsch sei, dass das Schiff in Laufenburg bleibe, sprechen dafür, dass man die Chance jetzt ergreifen sollte.

Nur noch ein Laufenburger Schiff
Der «Löwe von Laufenburg» ist das einzige fahrtüchtige Schiff in Laufenburg, nachdem die schadhafte MS Stadt Laufenburg auf Schweizer Seite im März den Betrieb hatte einstellen müssen (die NFZ berichtete). Von der Stadt sei weiterhin kein Geld zu erwarten und auch nicht vom Förderverein Tourismus Laufenburg, so Präsident Mirko Purgato. Unterstützung ja, aber nicht finanzieller Art.

«Ich brauche rund 200 000 Euro», sagt Interessent Grosse. «120 000 für den Kauf des Schiffes, 20 000 bis 30 000 Euro für die Erneuerung des TÜV-Attests für die nächsten fünf Jahre und den Rest für den Umbau.» Bis im November 2019 ist das Schiff vom zuständigen Amt in Mannheim zugelassen, dann muss es erneut geprüft werden. Er habe bereits Pläne machen lassen für eine Versetzung des Steuerhauses und ein Freideck. Ihm schwebe ein schwimmender Biergarten vor und ein markanter Ausbau des Fahrplans. «Es geht darum, sich von der Konkurrenz in Waldshut und Säckingen abzuheben.»

«Bei Vereinen und Busunternehmen in Deutschland, in der Schweiz und im Elsass hat die ‹Fahrgastschifffahrt Laufenburg› einen sehr guten Ruf», sagt Schroff. «Schon wieder sind Voranmeldungen für nächstes Jahr eingegangen.» Mit dem Schritt an die Öffentlichkeit hofft Grosse, Geldgeber zu mobilisieren. «Crowdfunding, Venture Capital – wir sind offen für Möglichkeiten aller Art», betont der 50-Jährige. «Wichtig ist, dass die Region weiss, dass es jemanden gibt, der die Fahrgastschifffahrt in Laufenburg gerne weiterführen und erweitern würde.»


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