Gemeinsam günstiger einkaufen

  01.10.2018 Frick, Herznach

Landwirte organisieren sich, um konsequent günstig einzukaufen. Diesem Ziel hat sich der Einkaufsverein Fricktal verschrieben. Dies gelingt dank Überschaubarkeit, Engagement jedes Einzelnen und Verhandlungsgeschick.

Das Dorf Herznach befindet sich im hügeligen Übergang vom Jura zum Rheintal. Auf einer dieser Kuppen liegt der Willihof, welcher von der Familie Ackle seit der vierten Generation betrieben wird. Martin Ackle, 34 Jahre jung, leitet zusammen mit Ehegattin Manuela seit Jahresbeginn 2018 den Hof mit tatkräftiger Unterstützung der Eltern. Nebst dem Anbau von Brotgetreide, Mais und Raps hält der Betriebsleiter an der Milchproduktion fest. Doch wer in diesem Betriebszweig mithalten will, muss spitz kalkulieren, wie Ackle erläutert: «Der Preisdruck auf die Milch besteht schon länger und für die Milchviehhaltung braucht es viele Hilfsmittel.»

Kosten senken
Der junge Landwirt präsidiert den Einkaufsverein Fricktal, der von initiativen Bauern der Gegend vor zehn Jahren gegründet wurde. Bereits Ende der 1990er-Jahre sei in einem regionalen Arbeitskreis Milch intensiv diskutiert worden, wie man die Produktionskosten senken könnte. Inzwischen zählt der Einkaufsverein 34 Mitglieder aus ganz unterschiedlichen Betriebszweigen wie beispielsweise Obstbau, Rindermast oder Ackerbau.

Zu den besonders Engagierten im Verein gehört Obstproduzent Urs Leimgruber. Er gesellt sich zur Diskussionsrunde, die unter einem Schatten spendendem Baum stattfindet und erinnert sich: «Es gab einen Zeitpunkt, wo wir Nägel mit Köpfen machen wollten. Wir nahmen uns die Gruppe Gesistar im Reusstal zum Vorbild.» Zu Beginn waren es einfache Produkte. «Wir begannen mit Viehsalz. Wir staunten nicht schlecht, dass dies mit einer Grossbestellung bei den Rheinsalinen viel preiswerter zu beziehen war.» Der Tipp kam von einem Mitglied. Andere Mitglieder wussten, wo andere Produktionsmittel günstig zu erstehen waren; so kam eine Gruppendynamik im Gang.

Offerten einholen
Das aktive Mitmachen jedes Einzelnen ist entscheidend, damit der Verein mit einem Minimum an administrativem Aufwand funktioniert. «Für jeden grösseren Einkauf holen wir bei drei Anbietern Offerten zum Preisvergleich ein», sagt Martin Ackle. «Wir halten uns am Grundsatz: Günstig, aber nicht billig einkaufen.» Das Bestellen qualitätsverminderter Ware will man vermeiden und ein minimaler Kundendienst soll vorhanden sein. Ohne Vertrauensverhältnis zum Anbieter geht es nicht. Wenn beispielsweise bei Herden gesundheitliche Probleme auftauchen, müsse man durch Nachfragen sicherstellen können, dass diese nicht von der Verfütterung von Mischfutter oder Mineralstoffen herrühren. Die im Einkaufsverein aktiven Landwirte verhandeln umsichtig. «Wir hängen die erzielten Preise nicht an die grosse Glocke. Wir wollen unsere Händler ja nicht blossstellen», erläutert Urs Leimgruber. So profitieren beide Seiten. Über die Jahre ist die Bandbreite und die Komplexität der gemeinsam getätigten Einkäufe grösser geworden: Diesel, Motorenöl, Mineralstoffe, Spritzmittel, Saatgut, Dünger, Melkhygienemittel und Kraftfutter. Der Einkaufsverein bestimmte Produkt-Verantwortliche, die sich um den gezielten und günstigen Einkauf gewisser Produktgruppen kümmern.

Verantwortung teilen
Der eine ist für die Beschaffung von Diesel, der andere für Getreidesamen, der dritte für Dünger zuständig. Um verantwortliches Handeln kann man sich nicht drücken, so Ackle: «Wenn jemand eine Idee hat, ist der gleich als ‹Chef› gewählt.» Häufig melden sich allerdings diejenigen, die sich dafür eignen, über gute Beziehungen zu Lieferanten verfügen oder besondere Fachkenntnisse haben. So ist etwa der Suchaufwand bei Spritzmitteln im Obstbau beträchtlich. Die Auswahl an Produkten ist sehr gross. Und um Komplikationen an Obstkulturen zu vermeiden, sei es kaum möglich, ein Markenprodukt durch ein billiges Ersatzprodukt einzutauschen. Der günstige Einkauf dieser Produkte gelingt trotzdem, da der Lieferant auf den Jahresumsatz Rabatte gewährt.

Über den Daumen gepeilt schätzen die beiden Landwirte: «Als Gemeinschaft kaufen wir die benötigten Hilfsmittel um 15 bis 20 Prozent günstiger ein, als wenn wir sie einzeln besorgen müssten. Das ist ein Haufen eingespartes Geld.» Da taucht unweigerlich die Frage auf: Wieso macht dieses Modell nicht rascher Schule? «Viele Berufskollegen staunen und glauben uns nicht. Wir erwidern jeweils: Mit dem ersten Einkauf über uns hättest Du die zusätzlichen Auslagen durch Depot und Jahresbeitrag wieder drin.» (LID)


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