Raiffeisen die Bauernbank

… meinten abschätzig einige Medienleute. Trotzdem: Raiffeisen ist Originalität und Einmaligkeit. Ihre Wurzeln gehören dem genossenschaftlichen Geschäftsmodell. Herkunft hat Zukunft, Punkt. Ich erinnere mich an die damaligen Börsenclubs. Anlegerprofis der Bank trainierten mit interessierten Kunden Praxis und Theorie des umfassenden Bankgeschäftes. Umgekehrt: in Bözen stellt sich ein Kadermitglied der Raiffeisenbank Regio Frick zur Wahl in den Gemeinderat. Eine «Sie» wurde mit bestem Resultat gewählt! Finanzkompetenz für die Gemeinde – Aushängeschild für Raiffeisen, win-win also. Die Bankstellen im Lande verfügen über top-qualifiziertes Personal. Bei aller Komplexität und Digitalisierung im künftigen Geldwesen muss die Ausrichtung nach Kreativität – verbunden mit sozialer Kompetenz und Flexibilität oberstes Gebot bleiben. Nicht der IQ (Intelligenz-Quotient) sondern der EQ (Gefühlsquotient) wird entscheidend sein. Fachwissen ist gut, Kundenorientierung ist besser.

Ein klassisches Beispiel eines verwandten Dienstleister ist die Versicherung die Schweizerische Mobiliar. Seit bald 200 Jahren funktioniert sie als Genossenschaft. Die «Mobi» ist die Nummer 2 im Schweizer Schaden-Versicherungsgeschäft. Der Kundenbereich wird über die örtlichen Generalagenturen abgewickelt. Deren Leiter sind zum Teil über Generationen herangezogen worden. Grossväter und Väter vermitteln mit Herzblut das Versicherungsgeschäft an ihre Söhne. Der Hauptsitz der Raiffeisen soll Entwicklungs- und Koordinationsaufgaben übernehmen. Keine Lehrbuch-Persönlichkeiten dafür Praktiker. «Raiffeisen Schweiz (St. Gallen) soll wieder mehr Dienstleistungsunternehmen und weniger selber aktiv werden», meint der Aargauerchef Thomas Lehner und der Nordwestschweizer Präsident, Fredi Zwahlen, sekundiert: «er brauche keine Spezialisten vom Hauptsitz.»

Gut hat die Palastrevolution im «Vatikan» zu St. Gallen stattgefunden.

HANS PETER JOSS, BÖZEN