Die Gier nach dem grossen Geld

  30.10.2018 Sisseln

Spielleute Sisseln boten ein spannendes Theaterspektakel

Dem Theaterverein Spielleute Sisseln ist mit der Aufführung des Dreiakters «Miss Sophies Erbe» ein Meisterstück gelungen. Die Zuschauer werden von einer illustren Runde extravaganter Persönlichkeiten mit rabenschwarzem Humor und spannungsgeladener Entwicklung mitgerissen.

Paul Roppel

Schein und Sein liegen meilenweit auseinander. Aber das bringt das Seziermesser in Form von erbarmungslos aufdeckenden spitzen Zungen und vernichtendem Neid erst häppchenweise an die Oberfläche. Vier unterschiedlichste Charaktere in Verbindung zur adligen englischen Oberschicht, die sich abgrundtief verachten, sind unausstehliche Konkurrenten. Denn geheim gehaltene Geldsorgen haben sie alle. Sie vereint nur eines: Die Gier nach dem grossen Geld. Nun sind sie zur Testamenteröffnung auf das Gutswesen Kübelstein eingeladen worden und wundern sich, weshalb die Konkurrenten ebenfalls berücksichtigt werden sollten. Denn die bestens bekannte Miss Sophie aus «Dinner for One» hat das Zeitliche gesegnet. Was da nun alles innert Tagesfrist an Irrungen und Verstrickungen abgeht, bringt die Theaterwelt zum Entzücken. Wenn dann Laienschauspieler ihre überzeichneten Charaktere derart mitreissend und sattelfest verkörpern wie an der Sissler Premiere vom Samstagabend, ist das perfekte Bühnenspektakel garantiert. Frivoler Humor, frustrierende erotische Irrungen, pikante Situationskomik und Salven von perfekt abgestimmten Dialogen, belohnte das Publikum mit spontanem Szenenapplaus. Die «schwarze» Komödie von Andreas Wening, mit Schweizerdeutscher Bearbeitung von Peter Waber, unter der Regieführung von Nicole Grossmann, entwickelte sich zum Theatervergnügen auf hohem Niveau.

Besetzung zweimal ausgefallen
«Wir haben uns an eine etwas andere Aufführung als sonst gewagt. Sie ist sehr anspruchsvoll, aber lustig und spannend», verriet Präsidentin Marion Schmid der NFZ. Sie ist seit der Gründung von 1995 dabei. «Wir haben eine bewährte Gruppe von Stammspielern. Der Verein ist mit 18 Mitgliedern relativ klein», sagte sie. Ins Zittern seien sie gekommen, als ein Part zum drittenmal neu besetzt werden musste. So kam Marco Swiatec als diskreter, aber als begehrtes Lustobjekt Butler Paul zum ersten Auftritt in Sisseln, was er mit Bravour meisterte. Auch Rosmarie Weber geriet förmlich in einen Spielrausch in der Rolle als launische und verwelkende Operetten-Diva Ludmilla Stroganoff. Begleitet von der nicht weniger kratzbürstigen Assistentin, gespielt von Mirjam Hekele. In geradezu anhaltender Spielekstase bewegte sich Manuel Lustenberger als exzentrisch auftretender schwule Modezar Sigfried Roy Toby. Auch Michaela Meier wusste als naiv-aufreizend und raffgierig spielende Pflegerin Gilla Winterbottom zu begeistern. Als geheimnisvoller Snobist im Dandystil setzte Simon Suter als Richard Pommeroy einen wirkungsvollen Kontrast. Burschikos und geradeheraus agierte Vreni Windisch als miserable Köchin Marlies, die – wie der Butler auch – einiges mehr weiss, als angenommen. Seriös und bedächtig betätigte sich Edgar Kuprecht als Testamentsvollzieher Dr. Harry Ross, unter dessen Mitwirkung das Geschehen einen ungeahnten Ausgang nimmt.

Weitere Aufführungen in der Turnhalle Sisseln: Freitag, 2. und Samstag 3. November um 20 Uhr.


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