Die Frau mit den Steinen

  29.10.2018 Wallbach

Seit etlichen Jahren findet man Corina Obrist bei den Stein stossenden Frauen ganz an der Spitze. Im Turnverein Zuzgen findet sie die für sie ganz enorm wichtige Polysportivität. «Ich brauche die Abwechslung», sagt sie mit strahlenden Augen.

Hans Zemp

Corina Obrist wohnt in Wallbach und ist seit 2010 Aktivturnerin im Turnverein Zuzgen. «Ich liebte den Sport schon immer, war sehr gerne draussen und bewegte mich», resümiert sie ihren perönlichen Rückblick auf ihre sportliche Laufbahn. Ihre Eltern ermöglichten ihr, dass sie schon als junges Mädchen sehr viel ausprobieren durfte. Sie unterstützten ihre Corina in all den Jahren. Begonnen hat Corina Obrist ihre Sportlerinnenlaufbahn in der Jugendriege Wallbach, ihrem Wohnort. Schon in der zweiten Primarklasse probierte sie ihre Eignung im Geräteturnen in Möhlin aus.

In der vierten Primarklasse wechselte sie mit ihrem Eintritt ins Aargauer Skiteam. Das Geräteturnen musste so abgeschlossen werden. Der Aufwand, der im Skifahren zu betreiben war, entpuppte sich als enorm. Da war einerseits der weite Weg vom Fricktal in die Skigebiete und anderseits die intensiven Trainings zusammen mit den Skirennen. Nach einem Jahr der gewaltigen Herausforderung für sie und ihre Eltern beendete sie dieses Unterfangen. Rückblickend meint Corina Obrist aber, dass ihr diese Zeit mental enorm viel gebracht und sie viel gelernt habe. Ihre Sporteinsätze fanden im Jahr 2007 beim LV Fricktal ihre Fortsetzung, und bereits 2010 trat sie dem Turnverein Zuzgen bei.

Das Steinstossen entwickelte sich zum Hit
Corina Obrist liebt und braucht die Polysportivität. Diese fand sie in den Zuzger Turner- und Turnerinnenreihen. Sie liebt Spiele. «Volleyball gefällt mir sehr.» Mit ihren Mitstudenten spielt sie dies denn auch einmal pro Woche in Leukerbad, ihrem Studienort.

Seit ein paar Jahren hat sie sich auch sehr erfolgreich in die Geheimnisse des Steinstossens eingearbeitet. Begonnen hat alles bei Turnfestvorbereitungen. Sie wollte eigentlich im Weitsprung weiter kommen, nahm aber auf gutes Zureden ihrer Sportskameradinnen den Stein auch in die Hand. Und prompt landete der 6-Kilo-Granit bei über acht Metern. Und die Flamme war entzündet. Durch Gespräche entstanden Starts an Aargauer- und Schweizermeisterschaften. Corina Obrist betont wieder, dass sie den Sport liebe und ihr die Forderung Freude bereite.

Sie hat herausgefunden, dass das Steinstossen sehr viel Schnellkraft und Explosivität fordert. Frauen stossen nicht sehr schwere Gewichte. Darum findet sie die 12,5 Kilo für Frauen schon sehr schwer. Es brauche in diesem Gewicht viel Geschick wegen der Handlichkeit des Gerätes. Enorm wichtig sei ebenso die Technik. Corina ist nicht die eigentliche Kraftsportlerin. Sie macht sehr viel mit der Technik.

Für sie ist Steinstossen eine traditionelle Sportart, die man an Schwingfesten und Stossmeisterschaften sieht. Die Athleten kennen sich und der Wettkampf hält sich trotz Ehrgeiz recht familiär. Man freut sich auch an Erfolgen der Konkurrenz und man begrüsst sich schon am Morgen mit Handschlag.

Was bringt der Sport Corina Obrist persönlich?
«Für mich ist er Abwechslung. Man kann abschalten und sich aktiv erholen. Ich kann mich auspowern», meint sie dazu. Aber auch die soziale Komponente hat für sie enorme Bedeutung. Man findet sich im Kollegenkreis und hat viele gleiche Interessen. Man lerne nicht nur Leute kennen, weil ein sinnvoller, gemeinsamer Zeitvertreib die Basis bilde, man erhalte nach längerdauernden Erfolgen auch schöne Einladungen und wunderbare Medienauftritte. Sie denkt dabei etwa an die Aargauer Sportgala oder ihre Porträtierung in einer Zeitschrift.

Für Corina Obrist ist der Trainingsaufwand für das Steinstossen recht unterschiedlich. In ihren sicher fünf regelmässigen wöchentlichen Trainingseinheiten hat Verschiedenes Platz. «Das Polysportive liegt mir wirklich am Herzen.» Darum habe sie den Sport in all den Jahren mit Freude ausgeübt.

Im Fricktal wohnen etliche Steinstossgrössen
Man profitiere sehr wohl voneinander, sehe sich aber hauptsächlich an den Wettkämpfen. Sie habe in der Vergangenheit einige Trainings mit dem Helliker Urs Hasler absolviert. Sonst würden sich die Trainingszusammenkünfte aber in eher bescheidenem Rahmen halten.

Trotzdem hat Corina Obrist in ihrer Karriere ganz tolle Erfolge zu verzeichnen. Schon als Juniorin holte sie mit den sechs Kilo drei Titel an Schweizermeisterschaften. Ihr Schweizer Rekord hier liegt bei 11,35 Metern und hat nach wie vor Gültigkeit. In der Kategorie Damen sechs Kilo holte sie fünf Titel in Serie und markierte 2015 in Herznach mit den sechs Kilo und 11,91 Metern den immer noch gültigen Schweizer Rekord.

Mit den 12,5 Kilo weiss die Sportlerin ebenfalls umzugehen. Hier holte sie vier Titel in Serie und blieb mit 7,66 Metern bis anhin ungeschlagen. Daneben kommen noch Silbermedaillen mit der Kugel und den beiden Steingewichten.

Dass Corina Obrist mit diesen Erfolgen sicher noch etwas weitermachen wird, überrascht wenig. Sie meint aber, dass das Steinstosstraining vielleicht doch auch etwas mehr dem breiteren Sport Platz machen könnte. Auch beruflich steht sie dem Abschluss nicht mehr fern. Momentan bringt ihr der Abschluss des Studiums zur Physiotherapeutin auch noch einige Arbeit. Und sie denkt ebenso über Zusatzausbildung und Geld verdienen nach. «Ich nehme mir aber auch in Zukunft Zeit für den Sport.» Alles sei schliesslich eine Sache der Organisation. Im September 2019 wird sie ihr Studium abschliessen.


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