Damit die Pflege nicht zum «Extrem-Marathon» wird

  13.10.2018 Fricktal, Mettauertal, Schwaderloch, Laufenburg, Gansingen

Die Sozialarbeiterin zeigt Beispiele aus der Praxis

Die Pflege von Angehörigen ist anspruchsvoll und kann schnell zur Überlastung führen. Am Info-Abend in Mettau, am 24. Oktober, zeigt die Sozialarbeiterin Sira Musso auf, warum es wichtig ist, frühzeitig Hilfe zu holen und welche Angebote bestehen.

Bernadette Zaniolo

Der Anteil an pflegebedürftigen Menschen steigt kontinuierlich an, da die Menschen immer älter werden. Der Staat versucht Lösungen zu finden und baut die professionellen pflegerischen Angebote aus. Die meisten Menschen wünschen jedoch ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden bis zum Schluss. Hier sind die Angehörigen oft stark in die Betreuung, Begleitung und Pflege ihrer Nächsten involviert.

Betroffene Angehörige und Sozialarbeitende wissen jedoch, dass diese Lebenssituation viel Veränderung und Herausforderungen in das Leben einer Familie bringen und zu einer Überlastungssituation führen kann. «Die Angehörigen haben Hemmungen, Hilfe zu holen. Sie machen vieles alleine, bis es nicht mehr geht», sagt Sira Musso, Sozialarbeiterin bei der Pro Senectute des Bezirks Laufenburg.

In guten, wie in schlechten Zeiten: Wo ist die Grenze?
Den Grund, dass die pflegenden Angehörigen viel zu spät Hilfe holen, ortet sie darin, dass bei den heutigen Senioren und Seniorinnen noch stark verankert ist, dass Hilfe oft auch als Schwäche angesehen wird. Man hat sich quasi das «Versprechen» gegeben: In guten wie in schlechten Zeiten für einander dazu sein. Deshalb wolle man natürlich nur das Beste für den Mann oder die Frau. «Dabei werden die eigenen Bedürfnisse oft vernachlässigt», so Musso.

Mit ihrem Vortrag in Mettau will sie die Menschen, egal ob bereits betroffen oder nicht, sensibilisieren. «Sie sollen sich rechtzeitig über mögliche Hilfsangebote wie Entlastungs- oder Mahlzeitendienst informieren» rät die Fachfrau. Denn: «Es bringt nichts, wenn sich Angehörige wie in einem Extrem-Marathon verausgaben». Weiter: «Die Sozialberatung ist kostenlos. Wir sind auch an die Schweigepflicht gebunden!»

Sira Musso ist die Prävention sehr wichtig, denn sie weiss, dass Notsituationen auch Ad-hoc-Situationen sind. Sie weiss zudem, wieviel Dienst am Menschen durch Private geleistet wird. Deshalb müsse man auch den psychologischen Aspekt einbeziehen, sprich die pflegenden Angehörigen müssen auch auf ihre eigene Gesundheit achten.

Sie gibt hier auch ein Beispiel: eine demenzkranke Person zu pflegen sei ein 24-Stunden-Job. Dies sei auch psychisch sehr anspruchsvoll, etwa wenn der von der Krankheit Betroffene «schon sieben Mal gefragt hat, ob das Büsi schon gefüttert worden sei. Oder wenn jemand auch in der Nacht aktiv ist. Da ist man immer wie auf Nadeln und der Schlaf kommt zu kurz.»


Zwischen Verantwortung und Überlastung

Die Pro Senectute Aargau und die Spitex Regio Laufenburg laden auf Mittwoch, 24. Oktober, 19 Uhr, zu einem Referat zum Thema «Pflegende Angehörige zwischen Verantwortung und Überlastung» in die Turnhalle Mettau ein. Sira Musso, Sozialarbeiterin der Pro Senectute Bezirk Laufenburg, zeigt anhand von Fallbeispielen aus der Praxis die Situation der pflegenden Angehörigen auf. Anschliessend werden Entlastungsangebote dargestellt und im Speziellen die Leistungen der Spitex Regio Laufenburg vorgestellt. Zum Schluss wird ein Blick auf präventive Massnahmen und die eigene Perspektive geworfen. Im Anschluss besteht beim Apéro Gelegenheit für einen Gedankenaustausch. Dies ist ein weiterer gemeinsamer, öffentlicher Anlass der Gemeinderäte von Gansingen, Mettauertal und Schwaderloch. Der Eintritt ist frei; eine Anmeldung ist nicht nötig. (bz)


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