Witte's Welt

  21.09.2018 Kolumne

Wir müssen da mal was thematisieren

Ronny Wittenwiler

Unser heutiges Thema ist: das Thema. Mittlerweile ist das längst ein Thema für sich. Ich muss dazu ein bisschen ausholen. Liebe. Eifersucht. Das sind die wirklich grossen Themen der Weltliteratur. Sex gehört auch dazu. Tod. Macht. Auf Basis solcher Themen entstehen Geschichten. Das hat fast 1000 Jahre ganz gut funktioniert. Und dann kamen die Talkshows im Fernsehen und plötzlich war die Menschheit um wirklich wertvolle Themen reicher. «Hilfe, mein Mann ist schwanger.» Oder: «Was nun: Unsere Katze ist drogenabhängig.» Da sassen dann alle einfach so da und erzählten, wie sehr sie die Situation belasten würde; die kiffende Katze; der Typ mit Babybauch. Alle sassen sie da. Es war himmeltraurig. Heute gibt es kaum noch Talkshows. Das ist ein wirklich grosses Glück.

Doch geblieben ist die Unsitte, ganze Sätze einfach so mal als Thema zu verkaufen. Da referiert der Gesundheitsexperte plötzlich exklusiv zum «Thema: Schon am Morgen müde und schlecht gelaunt? Das muss nicht sein – dank Federkernmatratzen neuester Generation.» Oder noch besser: «Unser Thema nächsten Samstag: Wurstbräteln überm Lagerfeuer.» Mal ganz ehrlich Freunde: Das ist doch kein Thema. Das ist vielleicht eine geile Idee, vor allem, wenn man ordentlich Bier dazu gibt, aber ein Thema ist es deswegen noch lange nicht. Das musste jetzt mal raus. Nächste Woche wollte ich eigentlich über den Umgang mit einem Motto sprechen. Der Scheff hat gemeint, das sei für ihn völlig okay: «Junge, kein Thema.»

witte@nfz.ch


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