Vernachlässigte Gräber werden nicht geduldet

  18.09.2018 Fricktal

Gepflegtes Erscheinungsbild auf den Friedhöfen ist erwünscht

Nicht immer kommt ein Grab so daher, wie es das Friedhofsreglement verlangt. In solchen Fällen werden die Angehörigen durch die Gemeinden angeschrieben. Die Reaktionen darauf sind unterschiedlich.

Susanne Hörth

Eine private Besuchergruppe von zirka zehn Personen ist an diesem sonnigen Morgen auf dem Laufenburger Friedhof unterwegs. Sie haben kein bestimmtes Grab im Visier. Vielmehr ziehen sie von Ruhestätte zu Ruhestätte. Dem Ort der Stille Respekt zollend, lesen sie leise die Inschriften. Ebenso leise unterhalten sie sich über die Gräber als Gesamtes. Und da fällt auch schon mal das Wort «Ungepflegt». Was aber ist ungepflegt? Wer stört sich daran?

Mindestens einmal pro Jahr wird kontrolliert
«Teilweise melden Besucher des Friedhofs, beziehungsweise Angehörige den ungepflegten Zustand von einzelnen Gräbern», erklärt der Laufenburger Stadtschreiber Marco Waser. Pflege und Besorgung der Gräber ist laut Laufenburger Friedhofsreglement Sache der Angehörigen. Mindestens einmal pro Jahr, so Marco Waser, wird der Friedhof von der Gemeinde kontrolliert. Besteht Handlungsbedarf, so werden die Angehörigen der Verstorbenen angeschrieben, sofern sie ermittelt werden können. Reagieren die Leute auf die Schreiben nicht, wird das Grab durch das Bauamt mit einer immergrünen Pflanzendecke versehen. Die Kosten gehen zu Lasten der Angehörigen.

In Frick kontrolliert die Friedhofkommission die Einhaltung des Friedhofreglements und die angemessene Pflege der Gräber. «Mit dem Ziel eines würdigen Gesamterscheinungsbilds des Friedhofs», so Gemeindeschreiber Michael Widmer. Werden Mängel festgestellt so schreibe die Kommission in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung die Angehörigen an. «Es geht dabei jährlich um einige wenige Gräber.»

Ähnlich tönt es auch von Roger Erdin, Stadtschreiber von Rheinfelden. «Wenn zum Beispiel Pflanzen durch ihre Höhe und Ausdehnung die Nachbarsgräber, Wege und Anlagen beeinträchtigen, kontaktieren wir die Angehörigen brieflich.» Die Friedhofgärtner sind nach dem Rheinfelder Friedhofreglement zudem berechtigt, bei Nichtbeachtung der Vorschriften die Unterhaltsarbeiten auf Kosten der Angehörigen auszuführen. Roger Erdin betont: «Interventionen sind jedoch sehr selten. Oft errichten die Angehörigen nach der Kontaktnahme durch die Stadt einen Unterhaltsfonds, aus welchem der künftige Grabunterhalt des Friedhofgärtners bezahlt wird.»

Individuelle Wünsche
«Friedhof ist ein sehr emotionales Thema», weiss Michael Widmer. «Wie in allen Lebensbereichen ist auch auf dem Friedhof der Wunsch nach Individualität in den letzten Jahren gestiegen.» Diese Wünsche stünden nicht immer im Einklang mit dem Friedhofreglement, welches in Bezug auf Grabeinfassungen, Grabsteine, Begrünung und Masse klare Vorgaben gibt. Die Aufgabe der Friedhofkommission sei dabei nicht einfach. Zumal es gilt, die Vorgaben des Reglements durchzusetzen und gleichzeitig das richtige Augenmass und die passenden Worte gegenüber Angehörigen von Verstorbenen zu finden. «Aufforderungen, Grabgestaltungen anzupassen, stossen dabei auch in Frick immer wieder auf Widerstand.» Auch Marco Waser kennt die unterschiedlichen Reaktionen. «Teilweise wird mit Verständnis reagiert und die umgehende Nachbesserung zugesichert. Es kommt aber auch vor, dass die Angehörigen verärgert sind, da nach ihrer Meinung das Grab gepflegt ist.» Was die Gepflegtheit des Friedhofs anbelangt, so besteht laut Waser auch seitens der Bevölkerung eine gewisse Erwartungshaltung. Hier setzt auch der Rheinfelder Stadtschreiber Roger Erdin an: «Die Stadt legt sehr grossen Wert auf einen sorgfältigen Umgang und die Pflege des Friedhofes. So kümmert sich ein hauptamtlicher Friedhofsgärtner um den laufenden Unterhalt. Die langfristige Entwicklung wird durch ein Landschaftsarchitekturbüro und eine Kommission begleitet.» Roger Erdin weist auf die atmosphärisch einzigartige Anlage mit einer rund 100-jährigen Geschichte des Rheinfelder Waldfriedhofs hin. «Die besondere Qualität der Anlage liegt vor allem im alten Baumbestand und dem naturnahen Charakter, der in Verbindung mit alten Gräbern und Grabsteinen eine besondere Atmosphäre erzeugt.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote