RhEinwurf

  28.09.2018 Kunst

Kunst ist, wenn…

…es herbstelt und sich Vernissagen häufen. Auch hierzulande. Die Einladung in der einen Hand, den Ausstellungskatalog in der anderen, geht es in den ersten Raum. Diffuses Tageslicht lässt die Bilder farbstark leuchten, eine perfekte Inszenierung. Manche Bilder beeindrucken durch ihre gewaltigen Ausmasse, andere durch ihre Motive, wieder andere wirken belanglos. Solide Technik, wenig Talent, grafisch läuft da nicht viel. Vielleicht liefert der Text im Katalog Erhellendes. Nach etwas Biografischem und Hinweisen, wo die Bilder auch schon gezeigt und sogar angekauft worden seien, folgen ein paar hochlobende Zitate, inhaltlich und stilistisch im üblichen aufgeblasenen, aber nichtssagenden Jargon.

Eines fällt auf: die oft unglaublich hohen Preise, welche klein auf den Etiketten seitlich vermerkt sind. Ich staune, denn die hurtige Machart steht häufig in keinem Verhältnis zum Preis, nicht einmal zu den Kosten des Materials. Ist das nun Kunst? Was macht sie so kostbar? Kunst ist, wenn jemand die Werke lobt. Und diese ausstellt. Und dann Leute hingehen und kaufen. Die Frage, ob das Lob auch begründet und berechtigt ist, wird mit dem Kauf hinfällig. Denn es hat sich herumgesprochen, dass bereits ein anderes Bild des gleichen Künstlers oder Künstlerin einen respektablen Preis erzielt habe. Klar, dass nun auch Sammler zugreifen, solange die Werke noch zu haben sind. Und nun beginnt sich das Karussell zu drehen. Der Schöpfer der Werke oder deren Schöpferin wird zu neuen Ausstellungen eingeladen, liefert neue ähnliche Bilder (man nennt das dann Stil), erhält wiederum tiefschürfende, kaum nachvollziehbare Besprechungen, garniert mit Zitaten aus dem Text des ersten Katalogs oder der Zeitung, redaktionell nur leicht aufgehübscht und ergänzt. Und so weiter. So funktioniert Kunst. Manchmal kommt sie nicht über solides Handwerk hinaus, gelegentlich nicht einmal so weit. Aber vielleicht ist auch alles ganz anders – und es liegt an mir, weil ich die Werke und ihre Botschaft, wenn sie denn eine haben, einfach nicht verstehe.

HENRI LEUZINGER


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