Gratwandern mit dem Präsidenten

  22.09.2018 Möhlin

Handball NLB: Der TV Möhlin und die Erwartungen an die neue Saison

Drei Spiele, drei Siege. Möhlins NLB-Handballer sind perfekt in die Meisterschaft gestartet. Präsident Simon Mahrer bricht deswegen noch lange nicht in Euphorie aus.

Ronny Wittenwiler

NFZ: Simon Mahrer, letzte Saison nannten Sie die Aufstiegsbarrage als Ziel. Nun soll es ein Platz im Mittelfeld sein. Hat Sie der Mut verlassen?
Simon Mahrer:
Nein, überhaupt nicht. Und die sechs Punkte aus den ersten drei Spielen nehmen wir gerne. Doch wir haben eine neue Mannschaft, einen neuen Trainer. Vor einer solchen Saison ist vieles ungewiss. Diverse Abgänge ersetzten wir durch eigene Nachwuchsspieler. Diese Strategie wollen wir noch konsequenter verfolgen.

Was sportlich eine Qualitätseinbusse bedeutet.
Es wäre seltsam, wenn Nachwuchsspieler von Anfang an mit teuren Zuzügen gleichwertig wären. Da braucht es natürlich eine gewisse Aufbauarbeit.

Steht der ersten Mannschaft weniger Geld zur Verfügung als letztes Jahr?
Wir haben das Budget für die NLB von 320 000 Franken auf 290 000 Franken heruntergefahren.

Das sieht kein Trainer gerne.
Ein Trainer will in erster Linie jedes Spiel gewinnen. Aber klar gibt es bezüglich Kaderplanung Diskussionen. Bei der jüngsten Verpflichtung hatten wir wochenlang verhandelt, ob wir sie uns leisten können oder nicht. Das ist immer eine Gratwanderung.

Ist ein Mittelfeldplatz in der Tabelle nicht langweilig? Dann doch lieber das wöchentliche Knistern im Kampf gegen den Abstieg.
Abstiegskampf ist oft eine enge Angelegenheit. Das hat die Liga gerade letzte Saison gezeigt. Plötzlich hast du zwei, drei Runden vor Schluss verletzte Spieler und schon bist du abgestiegen. Dann hätten wir ein grosses Problem.

Tatsächlich?
Gegenüber Sponsoren. Auch für die Zuschauer, den Nachwuchs: Man will in Möhlin Nationalliga-Handball. Die Spieler sind sportliche Vorbilder und Motivation für die Jugend. Mit einem Abstieg in die 1. Liga wären diese Effekte nicht mehr im selben Ausmass gegeben.

An der letzten Generalversammlung wurden die Finanzen als «Sorgenkind» bezeichnet. Wo macht das Kind Schwierigkeiten?
Die Eigenkapitaldecke ist sehr dünn. Das ist nicht unüblich bei einem Sportverein. Wir haben viele Sponsoren. Aber einen Mäzen, der einfach so mal 100 000 Franken hinblättert, wie ihn einige Schweizer Handballvereine in ihren Reihen wissen, den haben wir nicht. Die meisten Einnahmen generiert der TVM aus Sponsoren- und Gönnerbeiträgen, danach kommen die Mitgliederbeiträge. Für diese Saison rechnen wir mit einem kleinen Plus.

Das Minus des abgelaufenen Geschäftsjahrs war so budgetiert?
Das war unvorhergesehen.

Und wie gross?
15 000 Franken. Natürlich hätten wir das gerne anders gehabt. Das ist unschön. Aber wir reden hier nicht von Dimensionen, die bedrohlich sind. Es zeigt einfach die Gratwanderung, auf der wir uns bewegen: Einerseits Leistungshandball anbieten zu können und gleichzeitig in die Breite zu investieren.

Was wünschen Sie sich für diese Saison?
Dass die Mannschaft ein gutes Gesicht zeigt und nicht bloss erfolgreich, sondern auch attraktiv spielt und in Sachen Fairness als Vorbild vorangeht. Und eben: Wirklich weit weg vom Abstieg soll sie sich bewegen.

Dann bitte doch eine klare Ansage bezüglich Rangierung.
Im vorderen Mittelfeld. Platz sechs, vielleicht fünf. Und nach oben soll alles offen sein. Trainer und Mannschaft wollen ohnehin jedes Spiel gewinnen.


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