Früheres Frühfranzösisch

  20.09.2018 Rheinfelden

Bericht aus dem Grossen Rat

Aufgrund mangelnder behandlungsreifer Geschäfte fand nur eine Morgensitzung statt. Diese begann mit den Inpflichtnahmen der an der letzten Grossratssitzung neu gewählten Richterinnen und Richter und des Bankrates. Der Rat nahm anschliessend den Jahresbericht der Fachhochschule Nordwestschweiz wohlwollend zur Kenntnis und lehnte eine Parlamentarische Initiative der Grünen Fraktion, welche die Aufnahme von Klimaschutzbestrebungen in die Kantonsverfassung forderte, mit 75:44 Stimmen ab.

Eine längere Debatte entbrannte sich an der Frage, ob mit der Inkraftsetzung des neuen Aargauer Lehrplans ab dem Schuljahr 2020/21 in der Primarschule neu schon ab der 5. Klasse (bisher 6. Klasse) mit dem Erlernen der französischen Sprache begonnen werden soll. Heute werden in der 6. Klasse vier Lektionen erteilt, gemäss der Vorlage kommen nun zwei Lektionen hinzu und diese werden auf die 5. und 6. Klasse verteilt. Also drei Lektioen in der 5. und drei Lektionen in der 6. Klasse. Die geplanten zwei zusätzlichen Lektionen werden ab August 2020 jährlich wiederkehrende Kosten von rund 3 Millionen Franken auslösen, an denen sich die Gemeinden mit 35 Prozent beteiligen müssen.

Besser Deutsch lernen?

Die Gegner (und der Schreibende) der Vorlage kritisierten nicht vorwiegend die Kosten, sondern stellten auch den Nutzen infrage. Sie argumentierten, dass in der 5. Klasse besser in das sichere Erlernen der Muttersprache Deutsch, in Wort und Schrift, investiert, statt schon mit der schwierigeren Sprache Französisch begonnen werden soll. Auch führe die Erhöhung der Lektionenzahl zu einer «Mehrbelastung» oder gar «Überforderung» der Lernenden.

Die Frage sei auch erlaubt, ob überhaupt genügend dazu ausgebildete Lehrkräfte zur Verfügung stehen und wie diese zusätzlichen Stellen besetzt werden können. Die Befürworter gewichteten jedoch die nationale Sprachenstrategie des Bundes höher und stimmten dem Verpflichtungskredit mit 74:51 Stimmen abschliessend zu.


KOMMENTAR

Geplante Reduktion des ÖV-Angebotes

Alle Jahre zur Herbstzeit wieder kommen die verkappten «Sparvorschläge» des Regierungsrates. Einmal heissen sie «Sparmassnahmen» dann «Sanierungsmassnahmen» oder «Entlastungsmassnahmen» und heuer heissen sie «Reformvorhaben». Alle hatten und haben jedoch nur das eine Ziel, uns Leistungsabbau vollmundiger und schmackhafter zu machen. Die Steuergeschenke der letzten Jahre wirken nach und die (zu-) vielen neuen Aufgaben des Bundes verschlingen Ressourcen die andernorts dringend gebraucht würden. Um auch das künftige Budget ausgeglichen zu gestalten wird unter anderem ein sogenanntes Reformvorhaben betreffend Reduktion des ÖV-Angebots angestrebt. Das Verrückte daran ist, dass sogar der Regierungsrat selber eingesteht, dass dies zu Komfort- und Leistungseinbussen sowie Attraktivitätsverlust führen wird. Im Vordergrund steht ein reduzierter Ausbau des Busangebotes. Weiter sollen vermehrt stehplatzoptimierte (welch wunderbares Wort für zusammengepfercht) Busse und Züge eingesetzt werden! Gleichzeitig wird auf den Einsatz von Beiwagen, Zusatzbussen und Doppel-/ Dreifachtraktionen verzichtet. Auch wird bei der Verlängerung von Zügen mit zusätzlichen Wagen mit «Zurückhaltung» agiert! Was solches mit einem Reformvorhaben zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Statt ein attraktives ÖV-Angebot vorab für die vielen Pendelnden zu schaffen, müssen diese stetig neue Leistungs- und Komfortabbaumassnahmen hinnehmen. Das Verlagerungsziel von der heute schon überlasteten Strasse hin zu Bus und Schiene wird so nie erreicht, sondern untergraben. Denn wenn ein Angebot schlecht ist, oder wie nun geplant, schlechter gemacht wird, so findet dies keine Aufnahme, sondern löst Wut und Empörung und das Ausweichen auf die Strasse aus. Auch wenn ich nun schon lange im Rat bin, so bin ich doch immer wieder erstaunt, auf welche Torheiten, zukunftsverhindernde Ideen und weit ab von den Bedürfnissen der Bevölkerung liegende «Reformen» beschlossen werden. Wo bleiben da Einsicht und Verstand?

ROLAND AGUSTONI, RHEINFELDEN


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