Die Laufenburger Ortsbürger luden zur Waldbereisung

  18.09.2018 Laufenburg

Sturm, Hitze und Trockenheit belasten den Wald ausserordentlich

Vom Treffpunkt im Sulger ging es über verschiedene Stationen zur gut 200 Meter höher gelegenen Waldhütte Ebni.

Dieter Deiss

«Der Bettagsamstag ist unser Tag, wo wir zusammen in den Wald gehen!» Mit diesen Worten begrüsste Vizeammann Meinrad Schraner die rund neunzig Teilnehmenden. Für den Rundgang verantwortlich zeichnete Förster Sebastian Meier zusammen mit seinem Team. Dieses Jahr gab es zudem Verstärkung aus Aarau: Steffi Burger, Biologin bei der kantonalen Abteilung Wald bereicherte mit ihrem Wissen den Nachmittag.

Gutes Zeugnis für Laufenburg
Gleich beim ersten Posten ergriff die Biologin das Wort: «Wenn es um Naturschutzfragen geht, suchen wir die Zusammenarbeit mit den Waldbesitzern.» Grundlage für die Arbeit sei das kantonale Naturschutzprogramm aus dem Jahre 1996. Dem Laufenburger Forst stellte die junge Biologin in Sachen Naturschutz ein gutes Zeugnis aus. Insbesondere lobte sie die gute Zusammenarbeit und wies darauf hin, dass Laufenburg verschiedene Altholzinseln und Naturreservate in seinem Waldbesitz ausgeschieden habe und zudem an sämtlichen übrigen Programmen beteiligt sei. Beim nächsten Posten kam Sebastian Meier auf die gegenwärtig äusserst schwierige Situation des Waldes zu sprechen. Nachdem im Frühjahr der Sturm Burglinde grosse Schäden angerichtet hatte, ist es im Moment die Trockenheit, welche zu Sorgen Anlass gibt. «Die heisse Witterung führte dazu, dass sich der Borken-käfer in einem Masse ausbreiten konnte, wie ich dies noch nie erlebt habe», erzählte Meier und weiter: «Das hier liegende Holz musste wegen des Borkenkäferbefalls mitten im Sommer gefällt werden.» In den Sägereien gebe es Überkapazitäten, weshalb das Holz im Wald liegen bleibe. Unter der Trockenheit leiden auch die Buchen, deren Laub sich braun verfärbt hat. Meier zeigt sich hier aber zuversichtlich, dass sich die Laubbäume wieder erholen werden, sofern sich solche Trockenperioden nicht laufend wiederholen.

Der grosse Ärger des Försters
Die Lieferung von Holzschnitzeln gewinnt für den Forst zunehmend an Bedeutung. Grosse Hoffnungen setzte Sebastian Meier in das im Entstehen begriffene Holzheizkraftwerk im Sisslerfeld. Zu diesem Zwecke spannten sich zehn Forstbetriebe aus der Region zusammen. «Zunächst mussten wir ein Präqualifikationsverfahren durchstehen, danach schrieb man uns vor, die Offerte in Euro einzureichen», erzählte Meier. Ein zweites Angebot in Schweizerfranken habe ebenfalls nicht genügt. Letztlich wurde der Auftrag an zwei grosse Unternehmen vergeben, die selber über keinen einzigen Quadratmeter Wald verfügen. «Obwohl die Forstgemeinschaft mit einer durchschnittlichen Anlieferungsdistanz von 18 Kilometern aus ökologischer Sicht hervorragend positioniert ist, wurden wir ausgebootet», erzählt ein sichtlich verärgerter Förster. «Wir versuchten alles, um hier liefern zu können, jedoch vergebens!»

Förster Meier warb für die Initiative «Für euse Wald». Hier gehe es darum, dass der Kanton einen jährlichen Beitrag von 25 Franken pro Einwohner zugunsten verschiedener Waldprojekte leiste. Die Initiative habe man im Interesse der Waldbesitzer lanciert. Meier gab denn auch der Hoffnung Ausdruck, dass die Laufenburger Bevölkerung die Initiative im Rahmen der Abstimmung unterstützen werde. Ins gleiche Horn stiess Rudolf Lüscher, der ehemalige Stadtammann und Waldwirtschaftspräsident: «Als Waldstadt am Rhein sollten wir die Initiative unbedingt unterstützen.»

Kehrt der Glögglifrosch zurück?
Im Gebiet «Hinterer Chalofen» zeigte die Biologin einen vom Forstbetrieb geschaffenen und vom Kanton finanzierten grossen Weiher. Man erhofft, dass sich hier die seltene Geburtshelferkröte, der sogenannte Glögglifrosch, ansiedelt. Nebst der Demonstration des modernen Forwarders, wurden die Auswirkungen des Klimawandels auf den Baumbestand aufgezeigt, die Bedeutung alter Baumbestände für die gesamte Ökologie erklärt, aber auch über Holzexporte nach Deutschland und China gesprochen.

Abschliessend meinte Förster Sebastian Meier: «Ich musste heute über viele ungefreute Dinge berichten. Vergesst darob aber nicht die Schönheiten unseres Waldes!»


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