Der tägliche Wahnsinn am Strassenrand

  15.09.2018 Zeiningen

«Spurenelemente» einer Wegwerfgesellschaft

Vom Auto auf die Strasse ins Viehfutter. Littering, also das Zumüllen der Umwelt, ist nicht neu. Betroffene ärgern sich deswegen aber nicht weniger.

Ronny Wittenwiler

Vor rund fünf Jahren fiel auf dem Rastplatz bei der Möhliner Höhe der Startschuss für den damaligen Aktionsmonat «sauberes Fricktal». Schwerpunkt war das Thema Littering auf Feldern und Wiesen, damit knüpften die Verantwortlichen an die Kampagne des schweizerischen Bauernverbands an: «Abfall macht Tiere krank.»

«Das wäre im Heu gelandet»
Fünf Jahre später und ein paar hundert Meter weiter unten unmittelbar beim Kreisel steht Willi Brogli vom Widmatthof am Strassenrand, zeigt auf den vollen Plastiksack, den er um einen Strassenpfosten geknotet hat. Inhalt: ganz viel Unerfreuliches; Aluminiumdosen, PET-Flaschen, Getränkebecher, Plastiksplitter, Zigarettenschachteln, Kippen. Es sind quasi «Spurenelemente» einer Wegwerfgesellschaft. «Das alles wäre im Heu für die Tiere gelandet», sagt Brogli, möchte den mit Unrat gefüllten Plastiksack vorerst mal hängen lassen, dort am Strassenpfosten, wie eine Art Mahnmal. «Das fällt auf.»

Vielleicht, je nach Betrachtung, fehlt der grosse Schockmoment. Es ist kein gigantischer Müllberg, der sich hier türmt und doch, in Relation zu Broglis Erklärung macht sich die Problematik rasch bemerkbar: «Dieser Abfall kam alleine auf dem schmalen und rund 300 Meter langen Grünstreifen der Strasse entlang zusammen. Diese Menge Gras ergibt genau eine Rundballe mit Futter. Wenn man sich vorstellt, dass in einer einzigen Rundballe so viel Abfall zusammenkommt und letztlich im Magen der Tiere landet,

staunt man dann schon.» Gerade auf die Problematik weggeworfener Alu-Dosen machen die Landwirte immer wieder aufmerksam. Wird eine solche Dose beim Grasmähen zerschnitten, gelangen die Alu-Teile ins Futter der Tiere. Diese Splitter können das Tier beim Verzehr verletzen oder gar töten.

Zufall war es nicht, dass vor fünf Jahren der Aktionsmonat «sauberes Fricktal» entlang der viel befahrenen Kantonsstrasse stattgefunden hat. Die Strecke ist Hotspot für Umweltsünder geblieben. Und so landet der Müll immer wieder im Grünen, einfach so mal rasch, im Vorbeifahren. Es ist der ganz alltägliche Wahnsinn am Strassenrand. Oder, um es mit den Worten von Willi Brogli zu sagen: «Das ist einfach verrückt.»


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