100 Jahre unter Spannung

  01.09.2018 Gewerbe, Mettau

Am zweiten September-Wochenende feiert das Elektro-Unternehmen R. Hegi AG in Mettau seinen 100. Geburtstag. Die NFZ sprach mit der zweiten und dritten Firmen-Generation über Veränderungen, den Berufsnachwuchs und die Zukunft.

Bernadette Zaniolo

«Seit 1918 auf Spannung» lautet der Firmenslogan. Was war für Sie das Spannendste in dieser Zeit?
Roland und Marie-Louise Hegi:
Der Umzug vom Oberdorf in das neu gebaute Einfamilienhaus mit Laden (1963) an der Hauptstrasse. In diese Zeit fiel auch unsere Hochzeit. Im Oberdorf war das Magazin noch in der Scheune und im Stall untergebracht. In meinem Zimmer (Roland) war das Büro. Durch die Küche gelangte man ins Magazin. Die Vertreter wurden damals in der Küche empfangen. 1974 konnten wir hinter dem Laden und dem Wohnhaus an der Hauptstrasse, beziehungsweise in der Unteren Breite, ein neues Büro- und Betriebsgebäude bauen.
Roger und Ruth Hegi: Für uns war es die Entwicklung in den letzten Jahren. Was wir seit der Übernahme 1998 verändern konnten. Zusammen mit den Mitarbeitern den Betrieb halten und ausbauen.

Apropos Wirtschaftslage. Wie ist die aktuelle Auftragslage?
Roger Hegi:
Im Moment sind wir zufrieden. Vieles ist kurzfristig. Mal ist der Netzbau stärker gefordert, jetzt gerade ist es der Installationsbereich. Die grossen Herausforderungen sind die kurzfristigen Terminverschiebungen im Bausektor.

Was war das grösste (Arbeits-)Projekt in Ihrer Wirkungszeit?
Roger Hegi:
Wir können auf eine sehr grosse, private und treue Kundschaft zählen. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Dann natürlich das lokale Gewerbe und die Kontinuität. Diese ist am grössten beim Kernkraftwerk Leibstadt, wo wir seit dem Bau dabei sind und immer mehrere Leute von uns arbeiten dürfen. Auch vom grössten Arbeitgeber im Tal, der Firma Jehle AG, werden wir immer wieder berücksichtigt. Sowohl beim Unterhalt als auch wie gerade aktuell dem Neubau. Auch für die Gemeinden sowie die Elektra Mettauertal und Umgebung (EMU) dürfen wir tätig sein. Das wissen wir zu schätzen. Sehr interessant und spannend waren die Arbeiten am höchsten Hochhaus der Schweiz (178 Meter), dem Roche Tower in Basel. Dort durften wir vor drei Jahren die Mittelspannungsverkabelung machen. Das heisst, die dicken Kabel von unten bis oben verbauen.
Roland Hegi ergänzt: Auch die Verkabelung Bözberg-Habsburg-Schinznacherfeld der Autobahn A3.

Die Firma R. Hegi AG ist ja auch in der Sparte Freileitungen aktiv. Welche Veränderungen hat und wird es hier noch geben?
Roger Hegi:
Im Bereich Kabel-Freileitungen besteht ein Rückbau. Die Herausforderungen liegen in der Netzstruktur. Der Endverbraucher wird immer mehr zum Produzenten. Dies führt zu Veränderungen bei der Infrastruktur. Denn was produziert wird, muss weitergeleitet werden. Die Marktliberalisierung, sprich das Handling unter anderem der Verrechnung, ist nicht gelöst und wird kompliziert.
Roland Hegi: Bis jetzt hatten wir einfachere Strukturen, die nun dem Stand der Technik angepasst werden müssen.

Und was passiert mit den früheren «Freileitungsmonteuren?»
Roger Hegi:
Die Ausbildung wurde in jene der Netzelektriker integriert. Wir sind weiterhin froh, diese Tätigkeit, speziell auch für Drittfirmen, anbieten zu können.

Die Firma Hegi hat und bildet zahlreiche Lehrlinge aus. Ist die Lehre heute anspruchsvoller geworden?
Roger Hegi:
Bei uns muss ein Lehrling in den rechnerischen Fächern gute Voraussetzungen mitbringen. Der Beruf ist vielseitiger geworden. Seit 1961 bilden wir Lehrlinge aus. Es sind dies Elektroinstallateure, Montageelektriker, Netzelektriker und Kaufleute. Wir haben nachgeschaut: es waren seither 99 unterschriebene Lehrverträge.

Einige Handwerks-Branchen haben Mühe Lehrlinge oder geeignete Lehrlinge zu finden. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Roger Hegi:
Ausser einer KV-Lehrtochter konnten wir im August keinen neuen Lehrling begrüssen. Auch gab es fast keine Schnupper-Stiften. In den Abschlussklassen 2018 der Regionalschule Laufenburg waren es lediglich zwei Schüler, die sich für den Beruf Elektroinstallateur oder Netzelektriker interessiert haben. Für nächstes Jahr haben wir aber bereits vier Anfragen für eine Lehrstelle. Beim Entscheid ob Lehre oder Studium spielt das Elternhaus sowie die Schule eine grosse Rolle. Als Lehrlings-Experte versuche ich meine Erfahrung in unsere eigene Ausbildung miteinzubeziehen.

In jedem Haushalt braucht es Strom. Elektriker haben somit eine hohe Verantwortung. Wie gehen die Mitarbeiter damit um? Roger Hegi: Wir und auch unsere Mitarbeiter absolvieren laufend Weiterbildungen. In internen und externen Schulungen halten wir das ganze Team auf dem aktuellen Stand der Technik. Bei der Wahl von Material und Ausrüstung ist uns die Qualität sehr wichtig.

Roland und Roger Hegi, Sie haben sich auch über viele Jahre im Vorstand des Gewerbevereins GMS (Gansingen-Mettauertal-Schwaderloch) engagiert. Welche Bedeutung hat für Sie der Gewerbeverein?
Roland Hegi (Mitgründer des GMS):

Zur Gründerzeit wusste man nicht, welches Gewerbe im Gebiet vorhanden war und welche Berufe es gibt. Deshalb wurde in jeder Gemeinde einer beauftragt, der dies eruierte. So kam es 1989 zur Gründung und ich wirkte dort von Beginn weg im Vorstand mit.
Roger Hegi: Der Gewerbeverein stärkt die Solidarität der Gewerbetreibenden. Die Gewerbeschau und die Berufsschau sorgen für eine öffentliche Wahrnehmung. Zudem sorgt der Gewerbeverein für eine gute Vernetzung unter den Unternehmen. Ich selber war 20 Jahre im Vorstand tätig.

Es heisst: Hinter jedem erfolgreichen Geschäftsmann steht eine «starke» Frau. Wie sehen Sie das?

Roland Hegi: Das ist so. Und es ist wichtig.
Roger Hegi: Ich brauche jemand, mit dem ich auch über das Geschäft diskutieren kann und auch Verständnis hat, wenn ich zu spät heimkomme. Zudem macht Ruth auch die Buchhaltung und wie schon meine Mutter, führt sie den Laden.

Und was bedeutet(e) die Doppellast Geschäfts- und Familienfrau zu sein für Sie?
Marie-Louise Hegi:
Für mich war es schön, dass die Familie am Mittag daheim war. Es hatte den Vorteil, dass ich daheim, bei den Kindern, arbeiten konnte und nicht auswärts arbeiten musste.
Ruth Hegi: Ich bin da reingewachsen und unterstütze meinen Mann, wo ich kann. Die Abgrenzung zwischen Geschäft und Familie ist oft nicht möglich.

Sie legen nicht nur grossen Wert auf die Aus- sondern auch auf die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter. Im Kader sind einige junge Berufsleute. Bewusst? Und welche Aussichten haben gute und treue Mitarbeiter?

Roger Hegi: Wir versuchen Mitarbeiter, die Potential haben, zur Weiterbildung zu animieren. Aktuell sind vier Mitarbeiter von uns an einer höheren Berufs- und Fachprüfung. Einmal im Jahr findet ein Mitarbeitergespräch statt. Das gehört bei mir zur Chefsache! Wir bieten unseren Mitarbeitern nebst einem anständigen Lohn, einen langjährigen, sicheren Arbeitsplatz in einem sozialen Umfeld. Dafür sorgen wir unter anderem mit einem Sommer-Hock, Weihnachtsessen, Eiertütschen und weiteren Anlässen.

Wird es die R. Hegi AG auch in 100 Jahren noch geben?
Roger Hegi:
Das weiss man nicht. Wir schaffen die Grundlagen dafür, unter anderem damit, dass wir immer auf dem neuesten Stand bleiben. Wir investieren laufend in unseren Betrieb. Unsere Firmenphilosophie ist: sich nach vorne orientieren und investieren. So haben wir gute Chancen, dass unsere Firma attraktiv bleibt.


Die R. Hegi AG

Die Geschichte der Firma Hegi begann vor 100 Jahren an der Oberen Wasengasse in Laufenburg. Die Gründer waren Fritz und sein Bruder Robert, der Vater von Roland Hegi. 1948 machte sich Robert Hegi selbständig. Der Firmensitz und gleichzeitig der Wohnsitz der sechsköpfigen Familie war dann in einem kleinen Bauernhaus im Oberdorf in Mettau. Nach dem Tod von Robert Hegi Senior im Jahr 1966 haben dessen Söhne Robert (er starb 1988 nach längerer Krankheit) und Roland Hegi, der Vater von Roger Hegi, die Geschäftsleitung übernommen. 1991 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Beteiligt an der neuen Gesellschaft waren Roland Hegi, Roger Hegi und der langjährige Kadermitarbeiter Heinz Zumsteg. Mit Sohn Roger und seiner Frau Ruth führt (seit 1998) die dritte Generation die Traditionsfirma. Die Firma Hegi hat sich vom Drei-Mann-Betrieb zu einem Unternehmen mit 37 Angestellten entwickelt. Seit 2010 erfolgten zwei Firmenübernahmen, jene der Firma Hegi AG in Laufenburg und von Hofer & Mühlberg AG in Koblenz. Die R. Hegi AG setzt sich sehr für den Berufsnachwuchs ein. So werden Elektro-Installateure ausgebildet (4 Jahre), Montage-Elektriker (3 Jahre), Netz-Elektriker (3 Jahre) und KV (3 Jahre) ausgebildet. (bz)


Tag der offenen Tür
Das 100-Jahre-Jubiläum der Firma Hegi wird am 8. September, von 10 bis 16 Uhr, mit einem Tag der offenen Türen für die Bevölkerung gefeiert. An diesem erhalten die Besucher auch Einblick in neueste Technologien. Bereits am 7. September sind Kunden und weitere Gäste zur Feier eingeladen. Tagsüber nehmen zirka 160 Schüler der Oberstufe Laufenburg an einer firmeninternen Berufsschau über Elektroberufe teil. (bz)


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