«In die Stadt wollte ich nicht mehr ziehen»

  15.09.2018 Gipf-Oberfrick

Wendel Hilti (53) organisiert den slow Up und liebt die Natur im Fricktal

Wendel Hilti zog 2003 von Basel ins Elternhaus seiner Frau in Gipf-Oberfrick. Seine Motivation und sein Engagement bei der Arbeit in der gemeinsamen Kommunikationsagentur sind aber vor allem trinational.

Boris Burkhardt

Das Pendeln von Gipf-Oberfrick nach Basel empfindet Wendel Hilti inzwischen als ziemlich lästig; aber andererseits liebt er es, in seiner alten Heimat zu arbeiten und in seiner heutigen zu wohnen. «Als ich in Basel lebte, vermisste ich die Wahrnehmung der Natur und der Jahreszeiten», sagt er; «in Gipf-Oberfrick fehlte mir lange die Nähe der Infrastruktur und das kulturelle Angebot.» Fortziehen wolle er aber nicht mehr aus dem Dorf: «Es ist wahnsinnig toll, einfach mit dem Velo in die Natur rausfahren zu können.» Privat bezeichnet sich Hilti als «Alltagsradler»; beruflich hat er allerdings recht viel mit diesem Sport zu tun: Er organisiert zusammen mit seiner Frau Helene Häseli den slowUp Hochrhein zwischen Stein und Laufenburg, der Mitte Juni stattfindet, sowie den slowUp Basel-Dreiland, der am Sonntag zum 12. Mal auf 70 Kilometern zwischen Hüningen und Rheinfelden stattfindet.

Die Idee zum slowUp, ein bereits existierendes Konzept in der Schweiz, das beide 2007 im Dreiländereck einführten, kam ihnen ursprünglich aber gar nicht über das Velofahren. «Es war eines unserer ersten Projekte, direkt nachdem wir 2000 unsere gemeinsame Kommunikations- und Kampagnenagentur Häseli & Hilti GmbH in Basel gegründet hatten», erinnert sich Hilti. Schon in den Neunzigern seien ausgerechnet in den «Autoländern» Frankreich und Italien autofreie Aktionstage in Mode gekommen. 2002 und 2003 organisierten Hilti und Häseli solche Tage im Auftrag des Kantons auch in Basel: «Die Idee fasste aber nie richtig Fuss.» Der Kanton habe die beiden um ein neues Konzept gebeten, das sie im slowUp fanden, der seit 2004 am Hochrhein stattfand.

«Ich arbeite extrem gerne über die Grenzen»
Hilti und Häseli legen den Schwerpunkt in ihrer Agentur auf Mobilität und Stadtentwicklung; Auftraggeber sind vor allem die Kantone beider Basel, jüngst begleiteten sie den Ausbau des Trams 3 nach Saint-Louis, betreuten den Newsletter und die Internetseite, informierten die Anwohner, organisierten die Ausstellung und die Eröffnungsfeier und schrieben ein Buch mit Portraits von Arbeitern und Anwohnern der neuen Tramlinie. «Ich arbeite extrem gerne über die Grenzen», sagt Hilti: «Bi- und trinationale Projekte sind einfach toll.» In seiner Kindheit sei er vielleicht zweimal im Jahr nach Deutschland zum Skifahren auf den Feldberg gefahren: «Im Elsass mussten wir am Sonntag mit unseren Eltern laufen gehen; das war keine Freude.» Heute schätze er «Vielfalt und Reichtum des Dreiländerecks: Das ist ein einzigartiger Schatz.» Dass der Basler slowUp neunmal über eine Staatsgrenze und sechsmal über den Rhein führe, sei für die Region völlig selbstverständlich: «Schon jenseits des Juras hat man schon keine Vorstellung mehr davon.»

Die Gründung der gemeinsamen Agentur war eine Entscheidung der Eheleute, als der Sohn (heute 22 Jahre) und die Tochter (21 Jahre) auf die Welt gekommen waren. «Wir wollten uns zusammen um die Erziehung kümmern und erhofften uns, als Selbständige mehr Zeit für sie zu haben», sagt Hilti: «Es war sehr anstrengend, aber hat sich gelohnt. Unsere Kinder danken es uns heute auch.» Dabei waren beide, Hilti und Häseli, Quereinsteiger in der Kommunikationsbranche: Er hatte in Basel Biologie studiert und bei Greenpeace die Anti-Atom-Bewegung geleitet; sie hatte Ethnologie, Geschichte und Psychologie studiert – kennen lernten sich die beiden 1990 bei der studentischen Aktion zur Feier von 100 Jahren Frauen an der Uni Basel.

Kochen und Tanzen
Die Familie zog 2003 nach Gipf-Oberfrick in Häselis Elternhaus. Dort ist Hilti im Kiwanis-Club aktiv und tanzt bisweilen mit seiner Frau im Tanzkurs. Neben der Natur gibt es noch einen Grund, warum er nicht mehr in die Stadt zurückwollte: «Ich koche und grilliere sehr gerne im Freien. Das wäre in Basel nicht möglich.» Von experimentell-molekularer Küche bis zu komplizierten Grillgerichten versuche er sich querbeet in allen Kochkünsten, erzählt Hilti; neuerdings widme er sich der Sauerteigbrotbackkunst. Die letzte grosse Velotour Hiltis liegt übrigens 22 Jahre zurück. Damals ging es dafür auch von Basel nach Spanien. Heute machen Hilti und Häseli gerne kleinere Touren in den Ferien; in jüngster Zeit entdecken sie – natürlich über Grenzen hinweg – den Schwarzwald.


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