Wo Kurgäste schwelgten, werden jetzt Fische gezüchtet

  03.08.2018 Wallbach/Mumpf

Das ehemalige Kurhotel Schönegg in Mumpf steht seit vielen Jahren leer. Eine Bauernfamilie nutzt ein Nebengebäude zur Fischzucht.

Valentin Zumsteg

Verlassen liegt es oberhalb von Mumpf, das ehemalige Kurhotel Schönegg. Hier haben vor Jahrzehnten einheimische und auswärtige Gäste die wohltuende Wirkung des Solebades genossen. Oder sie kehrten im Restaurant ein, das einen schönen Ausblick Richtung Wallbacher Rheinbogen und hinüber in den Hotzenwald bot.

Stall für Fische statt Kühe
Doch das sind längst vergangene Zeiten. Das einstige Kurhotel steht seit Jahrzehnten leer. Pläne gab es schon viele für die geschichtsträchtigen Gebäude, aber passiert ist nichts. 2012 haben Gemeinde und Kanton einen Gestaltungsplan abgesegnet, der den Bau eines Gebäudekomplexes mit 60 Zimmern und 80 Betten erlauben würde. Ein konkretes Projekt wurde indes nie spruchreif.

So schlummert die Schönegg also in einem Dornröschenschlaf. Einzig der Bauernhof, der zur Anlage gehört, ist noch in Betrieb. Dort hat die Eigentümerin der Schönegg, die Firma «Wisca Immo SA», vor rund 25 Jahren sogar noch einen neuen Stall erstellen lassen. Kühe standen aber nie darin, weil es Schwierigkeiten mit der Bauzone gab. Die Bauernfamilie, die den Hof pachtet, suchte deswegen für den kommenden Generationenwechsel einen geeigneten Betriebszweig, der zur ruhigen Lage der Schönegg passt. «So kamen wir auf die Idee, im leerstehenden Stallgebäude Fische zu züchten», erklärt Stefan Weiersmüller, der mit seiner Frau Jeanette und seinen Eltern Martin und Anna Weiersmüller den Betrieb führt.

Ziel: Neun Tonnen pro Jahr
Im Herbst 2016 begannen die Bauarbeiten für die Anlage, im Februar 2017 konnten die ersten 200 Zander eingesetzt werden. «Die Anlage ist ein geschlossener Kreislauf. Wir produzieren unsere Premium-Zander ohne Antibiotika und wachstumsfördernde Substanzen», betont Stefan Weiersmüller. Er bezieht die 20-grämmigen Jungfische von einem Lieferanten aus Klingnau. Die Tiere bleiben zwischen 9 und 15 Monaten in der Anlage, bis sie etwa ein bis zwei Kilo schwer sind. Dann werden sie mit Strom betäubt und anschliessend mit einem Kiemenschnitt getötet.

Mittlerweile tummeln sich rund 6500 Zander in den 17 verschiedenen Becken. Das Wasser stammt aus einer eigenen Quelle der Schönegg. Das Abwasser wird landwirtschaftlich für Bewässerung und Düngung genutzt. «Was uns in der momentanen Hitzewelle von grossem Nutzen ist», so Stefan Weiersmüller. Verkauft werden die Fische an Comestibles-Geschäfte und Privatpersonen auf Bestellung. «Wenn die Anlage auf Vollbetrieb läuft, können wir rund neun Tonnen Fisch pro Jahr produzieren. Einheimischer Fisch wird aber immer ein Nischenprodukt bleiben», betont Stefan Weiersmüller. Derzeit ist man etwa bei der Hälfte der angestrebten Menge. Vermarktet werden die Fische unter dem Namen «Premium-Zander aus dem Fischingertal». Die Bauernfamilie hofft, dass sie damit künftig einen Teil ihres Einkommens verdienen kann.


Frischer Fisch aus dem Fischingertal

Am Samstag und Sonntag, 11. und 12. August, führen die Pontoniere Mumpf ihr traditionelles Fischessen am Rhein durch. Neben Merlan-Filets im Bierteig werden dort ganze Zander aus der Zucht von Stefan Weiersmüller serviert. Mit anderen Worten: Es gibt frische Fische aus dem Fischingertal. Das Fischessen beginnt am Samstag ab 11 Uhr und am Sonntag ab 9.30 Uhr (Gottesdienst im Festzelt).

www.pontoniere-mumpf.ch


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