Tagespilgern auf dem jüdischen Kulturweg

  21.08.2018 Laufenburg

Reformierte Kirchgemeinden Frick und Laufenburg

Unter der Leitung von Pfarrerin Verena Salvisberg und Sozialdiakonin Christine Toscano haben 16 Mitglieder der reformierten Kirchgemeinden Frick und Laufenburg am freien 15. August eine Wanderung von Endingen bis Wislikofen gemacht.

Endingen und Lengnau im Surbtal waren die beiden einzigen Orte in der Schweiz, wo sich Juden im 18. und 19. Jahrhundert niederlassen durften. Erst 1866 erhielten sie vom Bund die Erlaubnis, in anderen Dörfern oder Städten zu wohnen. Nirgendwo in der Schweiz existiert daher eine derart grosse Dichte an jüdischer Baukultur, wie in diesen beiden aargauischen Dörfern.

Die Besucher aus dem Fricktal wurden in Endingen von einer kundigen Führerin empfangen und mit den Gebäuden bekannt gemacht, die aus der jüdischen Vergangenheit erhalten sind. In einer Hinterhofgasse steht die Synagoge, das einzige Gotteshaus des Dorfes. Zahlreiche Häuser im Dorfzentrum weisen eine architektonische Besonderheit auf. Obwohl die Juden häufig mit Christen unter einem Dach lebten, war es ihnen nicht gestattet, denselben Hauseingang zu benützen. Deshalb erhielten diese Häuser zwei Eingänge, die unmittelbar nebeneinander liegen. Vorbei am jüdischen Schlachthaus und an der «Mikwe», dem schmucken Häuschen, in dem sich das rituelle Tauchbad befand, ging es zum jüdischen Friedhof auf halber Distanz zwischen Endingen und Lengnau. Seit dem Jahr 1750 erhielten die Surbtaler Juden die Erlaubnis, ihre Toten hier zu begraben und da diese nach ihrer Kultur bis «zum Tag der Auferstehung» in der Erde ruhen, sind viele Grabsteine uralt und verwittert.

Nach diesem Eintauchen in eine unbekannte Vergangenheit im eigenen Kanton ging die Wanderung über wellige Landschaft mit trockenen, abgeernteten Feldern und durch schattigen Wald bis zum Weiler «Vogelsang», wo in der kleinen Kapelle das hebräische «Hewenu schalom» – «Wir bringen euch Frieden», angestimmt wurde und Verena Salvisberg einen ersten Einblick in Charles Lewinskys Roman «Melnitz» gab, der in Endingen spielt. Unter einer alten Linde vor dem verwaisten Schulhäuschen wurden anschliessend lange Tische für den mitgebrachten Picknick aufgestellt und mit dem Lied: «Geh! Geh! Geh den Weg, den der Herr dir zeigen wird...» ging es darauf weiter zur Propstei Wislikofen. Noch drei weitere Male hatte Lewinskys farbige Sprache aus seinem «Melnitz» an die jüdische Vergangenheit von Endingen erinnert. (scha/)


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