Liszt für Fortgeschrittene

  30.08.2018 Laufenburg, Musik

Mit einem klug zusammengestellten Programm und einer Hommage an Franz Liszt gastierte der amerikanische Pianist Corbin Beisner im Laufenburger Rehmann Museum. Das Publikum im voll besetzten Ausstellungsraum beeindruckte vor allem der zweite Programmteil, der sich zu einem halbem Liszt-Recital auswuchs.

Liszt für Fortgeschrittene: So könnte man das Konzert überschreiben, das die Schweizerische Franz-Liszt-Gesellschaft im Skulpturenmuseum vermittelt und veranstaltet hat. Erfreulich, dass sich der 30-jährige Pianist, der seit kurzem im Dreiländereck wohnt, des bedeutenden Spätwerks von Liszt annimmt. Auch fingertechnisch kommt Beisner direkt von Liszt, hat er doch an der Franz-Liszt-Akademie in Budapest studiert. Das verpflichtet. In letzten Liszt-Klavierwerken wie «Trübe Wolken» konnte er sein Klangbewusstsein zeigen. Auch der Beginn mit Beethoven (A-Dur-Sonate Nr. 28) passte, denn Liszt hat selber oft Beethoven ge-spielt.

Beisner setzte auf einen gemischten Liszt-Block mit lyrischen Stücken (Liedreflektionen nach Schubert und Chopin), traurigen («Nuages gris», Petrarca-Sonett), abstrakten ohne Tonart (Bagatelle), virtuosen (Bewegungsstudie «Wilde Jagd» aus den «Transzendentalen Etüden») und diabolischen (erster Mephisto-Walzer «Der Tanz in der Dorfschenke»).

Die Zuhörer konnten den Unterschied bei Liszt hören, nicht immer nur den Komponisten hochvirtuoser Opernparaphrasen oder populärer Ungarischer Rhapsodien, sondern den anderen Liszt. Zumal Beisner mit großem Ernst Franz Liszt von der zweifelhaften Aura der Zirkusnummern befreite.

Seinem Beethoven-Beginn hätte indes – rein handwerklich – da und dort etwas akribischere Notengenauigkeit und mehr Emotion nicht geschadet. Dafür zeigte Beisner bei vier Debussy-Stücken, darunter dem beliebten «Clair de Lune», musikalisches Feingefühl. Dass dem Klavierklang etwas die Farbvaleurs fehlten, lag wohl eher am stumpf klingenden Steinway-Flügel, was der Interpret aber mit geschicktem Pedalgebrauch zu kaschieren wusste.

Das Publikum hatte bei diesem Klavierabend eine Steigerungskurve miterlebt; der Pianist spielte sich immer mehr frei und machte zuletzt noch die Klavierfreunde mit zwei Chopin-Walzern in der Zugabe hinlänglich glücklich. (mgt)


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