Keiner wird zu Fall gebracht

  19.08.2018 Gipf-Oberfrick

Immer mehr Sportler finden Gefallen an diesem schnellen, taktischen Spiel. Unter anderem die Fricktaler Pasqual Neuweiler, Ralph Holman und Dominic Reinle. Zwei von ihnen waren dabei, als das Schweizer Nationalteam im Juni in Nottingham seine ersten EM-Spiele bestritt.

Simone Rufli

Sozial, fair, respektvoll – Adjektive, zu denen Pasqual Neuweiler aus Gipf-Oberfrick gerne greift, wenn er von Touch Rugby spricht. «Es können Frauen und Männer, Junge und Ältere im gleichen Team zusammenspielen», fährt Neuweiler fort. «Man gibt sich Tipps über Vereins- und Ländergrenzen hinaus. Man geht am Abend als Freunde zusammen Essen und zur After Party.» Weil Touch in der Schweiz noch in den Kinderschuhen steckt – 250 aktive Spieler gegenüber 25 000 allein in England – liegen die Interessen der Nationalteams zur Zeit primär in der Entwicklung des Sports. «Gelingt es, mit den Nationalteams Men’s Open, Women’s Open, Men’s Over 40 an EM-, WM- oder Permit-Turnieren teilzunehmen, ist das nicht nur ein Gewinn fürs nationale Kader. Die Nati-Spieler bringen ihre Erfahrungen zurück in die Clubs, was dazu führt, dass das Niveau der Club-Spieler und -Coaches auch angehoben wird», so der 33-Jährige.

Mit Social Touchs Bekanntheitsgrad erhöhen
Zusammen mit Ralph Holman (Herznach) und Dominic Reinle (Gipf-Oberfrick) spielt er im Team der Baden Banditos. Acht Clubs zählt das Land bisher, in vier Swiss Cups wird der Schweizermeister ermittelt. 2017 siegten die Lausanne Lakers. Noch fehlt eine Jugendsektion. Ins Land gebracht wurde der Sport von Expats (Fachkräften aus dem Ausland). Mit für jedermann offenen Spielen, wie sie jeweils am Freitag über Mittag in Zürich stattfinden – sogenannten Social Touchs – soll der Bekanntheitsgrad erhöht werden. «An der EM in Nottingham haben wir uns von Spiel zu Spiel gesteigert und weit mehr gepunktet als erhofft», freut sich Neuweiler (die NFZ berichtete). Das europäische Mittelfeld liegt in Reichweite.

Ein laufintensiver Sport
Pasqual Neuweiler hat über den Rugby Football Club (RFC) Basel zum Touch gefunden. Obwohl er gerne Rugby spielte, sah er sich nach ein paar Jahren und unzähligen Verletzungen nach einer Alternative um. Was er eher zufällig auf der Pruntruttermatte sah, gefiel ihm auf Anhieb. «Touch verliert durch den Verzicht auf Tacklings kein bisschen an Attraktivität. Und», so musste Neuweiler feststellen, «es wird sogar schneller, weil die Unterbrüche nach den Tacklings wegfallen.» Mit «Tacklings» bringt man den Gegenspieler zu Fall. Beim Touch ist diese Art von Körperkontakt verboten. Touch ist ein laufintensiver Sport, der von den Spielern viel taktisches Geschick und strategische Überlegungen verlangt. Ein Punktgewinn erfolgt, wenn es der Spieler einer Mannschaft schafft, den Ball über die gegnerische Punktlinie zu setzen (Touchdown).

Beim Weg über das Spielfeld muss der Spieler versuchen, einem Touch (Berührung mit der Hand) durch Verteidiger der anderen Mannschaft auszuweichen. Wird der ballführende Spieler von einem Spieler der verteidigenden Mannschaft zum sechsten Mal in Folge berührt, muss der Ball an diese abgegeben werden. Daraufhin wechselt die Spielrichtung. Gepasst werden darf nur nach hinten.

Wurzeln in Australien
Die Wurzeln des Touch liegen im Australien der 1960er-Jahre. Zu Beginn war Touch nichts weiter als eine Nebenerscheinung des weit verbreiteten Rugbys. Um sich aufzuwärmen, begannen Spieler der National Rugby League (NRL) verschiedene Übungen ohne harten Körperkontakt ins Training einzubauen. Mit der Zeit entwickelten sich eigenständige Spielregeln daraus. Die ersten offiziellen Meisterschaften gab es 1968 in Sydney. Seitdem ist Touch Rugby sprunghaft gewachsen. Mehrere Millionen Australier spielen regelmässig Touch. Im australischen Schulsport ist Touch die populärste Sportart. 1985 wurde die «Federation of International Touch» (FIT) gegründet. Der FIT gehören heute knapp 30 Länder weltweit an. Seit 1996 gibt es Europameisterschaften.

Die nächste grosse Herausforderung erwartet die Fricktaler mit der WM Ende April 2019 in Malaysia, gefolgt von den Championships Permit, einem internationalen Turnier, im Oktober 2019. Dort strebt die Schweiz einen Mittelfeldplatz an. «2017 kamen wir von acht Teams auf Platz sieben», so Neuweiler. Bereits im 2011 hat die Schweiz die Championships Permit im Mixed Open gewonnen. Damals noch vorwiegend dank Expats im Team. Das soll sich nun ändern.


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