Jubiläum und Abschied des Fricktaler Kammerchors

  26.08.2018 Wittnau

Eine Chorchronik zeigt das eindrückliche Schaffen für 222 Konzerte

Was am 25. Dezember 1968 seinen Anfang nahm, endet jetzt dann am 16. September 2018. Der 50. Geburtstag des Fricktaler Kammerchors fällt zusammen mit dessen Auflösung.

Dieter Deiss

Eigentlich munkelte man schon lange, dass das 50. Jahr seines Bestehens gleichzeitig das letzte sein werde. Nur so richtig daran glauben mochte niemand. Nun ist es aber zur Gewissheit geworden: Im September gibt es noch drei Konzerte, danach ist endgültig Schluss mit dem Fricktaler Kammerchor. Dokumentiert wird dies in der soeben erschienen Chorchronik, die dem Jubiläum und dem gleichzeitigen Abschied gewidmet ist. Minutiös sind darin sämtliche 222 Konzerte des Chors aufgeführt mit Datum und Ort, den aufgeführten Werken, den Solistinnen und Solisten sowie den mitwirkenden Orchestern. Redigiert wurde das Werk von Urs Stäuble, dem Spiritus Rector des Kammerchors. Bei 221 der total 222 Konzerte stand er am Dirigentenpult. Lediglich einmal, während eines Studienaufenthalts in Wien, übertrug er die Leitung an seinen Musikerkollegen Edy Binggeli.

Statt Demo Probe im Schulhäuschen
1968 scharte der musikbegeisterte Seminarist Urs Stäuble gleichgesinnte Sängerinnen und Sänger aus seinem Freundes- und Bekanntenkreis um sich und gründete den Fricktaler Kammerchor. Es war damals die Stunde der 68er-Generation, geprägt von den Aufständen der Jugend gegen das Establishment. «Statt Sit-in auf Strassenkreuzungen zu veranstalten, stand man im Schulhäuschen von Eiken zusammen, probte nach Noten und sang in den Kirchen von Olsberg bis ins Mettauertal a capella Musik», schrieb der damalige aargauische Kulturchef Hans Ulrich Glarner zur Würdigung des 40. Chor-Geburtstags. «Die Obrigkeit im Lehrerseminar empfand freilich die Gründung eines Kammerchors durch einen jungen Seminaristen als anmassend», erzählt Urs Stäuble der NFZ. Auch im Fricktal gab es Stimmen, die ähnlich tönten. «Der Anfang war hart», meint er dazu.

«Niemand wusste nach den ersten Konzerten, ob und wie es weitergeht. Ich hoffte lediglich, dass es mir gelingen würde, den Chor weiter zu entwickeln», erzählt Stäuble. Es war die Zeit, als im Fricktal erste Kulturkommissionen ins Leben gerufen wurden, so etwa in Stein, Laufenburg und Rheinfelden. In Sisseln entstanden die Kapellenkonzerte. «Dies kam uns sehr entgegen», erinnert sich der Musiker.

Die starke Hand des Meisters
Es ist ein offenes Geheimnis, Urs Stäuble ist ein strenger Chorleiter, Halbheiten duldet er nicht. Von seinen Sängerinnen und Sängern erwartet er, dass diese vorbereitet, entsprechend seinen Vorgaben, in die Probe kommen. «In den Proben brennt mit mir oftmals die Musik durch», meint er dazu. Geprobt wird übrigens am Sonntagabend. Völlig im Gegensatz zum strengen Probenbetrieb steht der gesellige Teil: «Für mich gibt es keine Probe ohne den anschliessenden Restaurantbesuch. Dies, wie insbesondere auch Probewochenenden schweissen den Chor zu einer Einheit zusammen», ergänzt Stäuble.

Keine Kompromisse geht Urs Stäuble auch bei der Werkwahl ein: «Hier bestimme ich, genauso wie bei der Auswahl der Solistinnen und Solisten. Dieses Recht nehme ich mir heraus», spricht er deutliche Worte, und der Erfolg gibt ihm recht. 219 wunderschöne Konzert sind der Lohn der grossen Arbeit. Ein stets begeistertes Publikum, begeisterte Sängerinnen und Sänger sind der Lohn der Arbeit. Einen Lohn in Franken hat übrigens Stäuble nie bezogen, er hat den Fricktaler Kammerchor stets ohne jegliches Honorar geführt.

Die Frage nach einer möglichen Zugabe, beantwortet Urs Stäuble mit aller Deutlichkeit: «Nach dem Konzert Nr. 222 in der Kath. Kirche Frick ist endgültig und unwiderruflich Schluss. Ich will aufhören, so lange ich noch im Saft bin und das Feu Sacré noch spüre», betont er. Symbolhaft sind die letzten beiden Konzerte, die in der Klosterkirche Wettingen und in Frick stattfinden werden, also dort, wo der Fricktaler Kammerchor vor 50 Jahren seinen Anfang genommen hatte.

Spannend das Programm der Konzerte Nr. 220 bis 222: Es werden drei gewichtige Chorwerke von Johannes Brahms in einer Kammerfassung von Urs Stäuble gesungen. Man kann sich also freuen auf die drei letzten Konzerte in Lenzburg (9. September), Wettingen (14. September) und Frick (16. September).

Die Chorchronik kann zum Preise von 30 Franken bestellt werden über fricktaler-kammerchor.ch


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote