Hagel macht Hoffnung auf gute Ernte zunichte

  24.08.2018 Wil

«Wir werden beim Weisswein auf jeden Fall massive Verluste haben», sagt die Wiler Bio-Rebbäuerin Nicole Robatel. Eine Hagelschneise hat in einem ihrer Rebhänge ein Bild der Zerstörung hinterlassen.

Susanne Hörth

Mit der Natur leben und das, was sie gedeihen lässt, mit Achtsamkeit hegen und pflegen, das ist Teil der Bewirtschaftungs-Philosophie des biodynamischen Weinbaubetriebs NiRo im Mettauertaler Ortsteil Wil. Die Natur hat aber auch ihre eigene Dynamik und kann mit dieser Unbändigkeit zerstören. Das musste Rebbau-Betreiberin Nicole Robatel am vergangenen Freitagabend schmerzlich erfahren. Ein sehr lokales Unwetter, begleitet von starkem Hagel, richtete innert Kürze einen grossen Schaden an. «Augenzeugen berichteten später, dass die Hagelfront vom Kreuz auf der Kuppel über den östlichen Rebberg herunter einen Moment lang verharrte und sich dann abdrehte. Dabei bekamen auch die Reben auf der südlichen Seite etwas ab.» Nicole Robatel war zu diesem Zeitpunkt unterwegs. Auf der Wetter-App auf ihrem Smartphone sah sie, dass sich über Wil ein Gewitter entlud. Ihre Hoffnung, dass die Reben dabei verschont blieben, erfüllte sich nicht. «Die Hagelschneise hat die Laubwand der Reben regelrecht zerfetzt. Noch etwa 20 Prozent sind übrig geblieben.»

Es gehe an die Existenz, so die Bio-Rebbäuerin. Traurig ist sie auch, weil auf dem stark betroffenen Rebberg unter anderem die seltene Sorte Räuschling am Reifen ist, beziehungsweise war. Als Sofortmassnahme und um die «Wunden zu schliessen», werden die verbleibenden Trauben jetzt mit Baldrian und Arnika gespritzt. «Wir werden sicher notfallmässig ernten müssen», bedauert Nicole Robatel. Dies verlange wiederum, dass die Erntehelfer früher als geplant aufgeboten werden müssen.

Die vorgezogene Ernte ist nötig, da faulende Beeren Wespen und vor allem die Kirschessigfliege anziehen. Dann können auch bis anhin gesunde Trauben von Fäulnis befallen werden. «Wir werden beim Weisswein auf jeden Fall massive Verluste haben», sagt Nicole Robatel. «Wir hatten nach der Umstellung vom konventionellen auf den bio-dynamischen Weinbau fünf bis sechs Jahre praktisch keinen Ertrag. Letztes Jahr kam dann der Frost.» Und jetzt traf es den Rebberg mit der seltenen Traubensorte. Eine Hagelversicherung hat der Betrieb nicht. Überlegt wird nun, ob nächstes Jahr ein Hagelschutznetz über die Reben gezogen wird. Einen ebenfalls im Zusammenhang mit dem Unwetter vom Freitagabend stehenden Grosseinsatz hat das NiRo-Team bereits hinter sich. Wasser war in die Trotte eingedrungen. Sie musste danach wieder von Schlamm und Dreck befreit werden.


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