Etwas vom Kuchen abgeben

  16.08.2018 Frick

Bianca Ritter

Seit April letzten Jahres gibt es sie, die Asylunterkunft in Frick. Damit einher geht auch ein Beschäftigungsprogramm, welches die Kontaktgruppe Asyl Frick, eine lose zusammengewürfelte Truppe an Freiwilligen, auf die Beine gestellt hat. Einmal die Woche, immer donnerstags, von 17 bis 20 Uhr, findet im Vereinslokal des «Circolo Acli» am Widenplatz der Treffpunkt für Asylsuchende, Migrantinnen und Migranten und Einheimische statt.

Uns geht es doch gut...
Christine Fricker ist eine jener treibenden Kräfte in der Kontaktgruppe. Schon im Jahr 2015, just als ihre Tochter Sophie das Licht der Welt erblickte, sah auch sie zuhause gemütlich am Bildschirm Berichte über das Leid von Flüchtlingen, von Müttern, die mit ihren Babys ums nackte Überleben kämpften. Schicksale auf hoher See oder in fast schon zu Slum-Molochs mutierten Zeltlagern. Elend war das für sie. Und es reifte der Entschluss zu helfen. «Mir geht es gut, uns geht es gut, wir haben alles, was wir wollen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es diesen Menschen etwas besser geht, helfen auch Ängste abzubauen und wichtige Informationen unseres Landes, unserer Kultur vermitteln.» Unser Gast im «Persönlich» setzt so aktiv ein Zeichen und versucht zu helfen und ein Stück vom Kuchen abzugeben. Das alles in freiwilliger Mission notabene.

Sie, die noch so gerne etwas auf die Beine stellt und organisiert, sie, die offene Weltenbürgerin, die auch schon mit ÖV und Rucksack Länder wie Südamerika, die Türkei, den Iran oder Marokko bereist hat. Sie, die seit jeher ein grosses Interesse an anderen Ländern und Kulturen hat. Fast schon logisch, dass Christine Fricker keinen 08/15-Urlaub am Strand fernab der Einheimischen bucht, sondern eben wirklich ins Land geht und die Leute und deren Bräuche kennenlernt. Kennenlernen will.

Ein gutes Gefühl
Das Interesse an Menschen, an Politik kommt nicht von ungefähr. Christine Fricker hat in Lausanne Politikwissenschaften studiert und arbeitet heute als Stabsmitarbeiterin beim Kanton im Departement für Bildung, Kultur und Sport. Auch da sei viel Organisatorisches gefragt. Da blüht sie auf, das ist genau ihr Ding. Und die Sache mit der Freiwilligenarbeit ist es auch, da hat Christine Fricker einfach ein gutes Gefühl, wenn sie sieht, wie die Menschen aus der Fremde – Afghanen, Eritreer, Türken, Syrer, Somalier oder Tamilen – frohe Momente erleben und etwas Abwechslung im oft eintönigen Alltagstrott, wo vor allem eines sticht: das Warten.

Und sonst?
Christine Fricker selber stammt aus dem Fricktal, sie ist in Wittnau aufgewachsen. Nach Jahren nun hat es sie 2015 wieder zurückgezogen in die Heimat. Sie lebt heute mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern in Frick. Zu ihren Hobbies sagt sie augenzwinkernd, dass nebst Beruf, der Familie und eben der Freiwilligenarbeit nicht mehr so viel anderes drin liegt zeittechnisch. Dennoch versucht sie sich dann und wann eine Auszeit zu nehmen und besucht zum Beispiel, das SichtFeld Openair oder geht an Veranstaltungen im Kulturhaus Meck in Frick. Kinobesuche wären durchaus auch ihr Ding, aber diese befinden sich seit einem längeren Moment in einer Warteschlaufe. Das so wichtige Auftanken gelingt ihr einmal die Woche im Yoga.

Etwas Sinnvolles tun
Christine Fricker ist ein sehr offener Mensch. Interessiert und neugierig. Und eben, das Organisieren ist ihr Naturell. Mit grosser Einsatzbereitschaft und uneigennützigem Tun beackert sie quasi den Nährboden für die Asylsuchenden in Frick. Eine Arbeit, die ihr sehr viel Dankbarkeit entgegenbringt. Eine Aufgabe, die ihr einfach gut tut. Im Wissen, dass sie da etwas Sinnvolles tut.

Wer interessiert ist, auch einmal einen dieser Donnerstags-Treffpunkte zu besuchen, ist herzlich dazu eingeladen. Denn: Es ist ja die Kernidee, dass sich genau da Menschen begegnen. Menschen unterschiedlichster Herkunft, Menschen aus aller Herren Länder. Und je mehr Einheimische so ihre Neugier bekunden, umso besser. Ab und zu gibt es auch etwas Feines aus einem dieser Länder zu essen. Für Kaffee, Tee und Snacks ist immer gesorgt. Und für einen warmen Empfang mit viel Dankbarkeit. Gesellschaftsspiele und andere Aktivitäten sind jederzeit möglich. Und ganz wichtig: Wer sich ebenfalls in Sachen Freiwilligenarbeit der Truppe anschliessen mag oder dazu Fragen hat, ist natürlich herzlich willkommen.

Weitere Infos zum Thema findet man hier: www.frick.ch/de/lebenslagennew/ integration.


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