Ein Ofen für das Rösten von Eisenerz

  12.08.2018 Kaisten

Vor genau 70 Jahren wurden im Gebiet Seematt in Kaisten die Überreste eines Ofens aus dem 16./17. Jahrhundert entdeckt. In dem kleinen Gebäude wurde das Eisenerz aus dem oberen Fricktal geröstet.

Susanne Hörth

Im Kanton Aargau gilt aktuell ein Feuerverbot im Freien. Wenn auch in den letzten Tagen hie und da heftige Gewitterregen niedergingen, so ändert das an dem Verbot bisher nichts. Harte, rissige Erdböden, staubige Wiesen und Felder sowie dürres Laub an den Bäumen und auf den Wegen signalisieren noch immer, wie trocken es ist. Für jene Männer, die vor mehreren hundert Jahren im Kaister Wald dafür sorgen mussten, dass die Flammen in einer ganz speziellen Feuerstelle nicht erloschen, hätte das Verbot garantiert zu grossen, finanziellen Verlusten geführt. Heute erinnern im Gebiet Seematt nur noch dicke Mauern an dieses einstige feurige Handwerk. «Spuren der Eisenindustrie» beschreibt die Dorfchronik «Kaisten – unser Dorf» diesen Teil des Kapitels rund um das Gewerbe und Handwerk in der Gemeinde. Herausgeber der 2003 erschienen Dorfgeschichte war die Ortsbürgergemeinde Kaisten.

Es sind nun genau 70 Jahre her, seit beim Bau eines Waldweges in besagtem Gebiet grosse Mengen an Eisenschlacken entdeckt wurden. Dass es sich dabei, wie vermutet, um einen ehemaligen Ofen für die Verarbeitung von Eisenerz handeln könnte, wurde durch das Auffinden von in der Nähe befindlichen Mauerresten bestätigt. Wie in der Dorfchronik beschrieben, wurden die freigelegten bis zu 70 Zentimeter dicken Mauern 1987 von der Kantonsarchäologie ein weiteres Mal untersucht.

Daran kann sich auch Alt Gemeindeschreiber Georg Winter noch gut erinnern. Er gehörte zudem auch dem Redaktionsteam von «Kaisten – unser Dorf» an. Im Kaister Ofen, so Winter, wurde vermutlich Eisenerz verarbeitet, das in den Gruben bei Wölflinswil und Herznach abgebaut worden war. In der Kaister Dorfgeschichte wird erklärt, dass das vorgängig zerkleinerte Erz im Ofen auf Ästen und Scheitern geröstet wurde. Danach wurde es gewaschen, um es von Kalk und Asche zu befreien. Das dafür notwendige Wasser kam vom nahen Seemattbächlein. Die Archäologen gehen davon aus, dass im Kaister Ofen das Eisenerz nur geröstet und es dann für den Schmelzprozess an andere Öfen in der Region geliefert wurde. Betrieben worden sein dürfte der Kaister Ofen im 16./17. Jahrhundert.

Erhalt eines Zeitzeugens
Instand gehalten und gesäubert wird die zirka 5 auf 8 Meter grosse Ofenruine vom Verschönerungsverein Kaisten. «Die letzte Ruinenputzete fand vor zwei Jahren statt», sagt Georg Winter.


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