Ein Häuschen am Fluss

  14.08.2018 Rheinfelden

Valentin Zumsteg

Davon träumen wohl viele: ein Häuschen mit Fischgalgen, auch Fischbock genannt, direkt am Rhein. Ein solches kann der Rheinfelder Stadtweibel Marcel Hauri sein Eigen nennen. Direkt unterhalb des ehemaligen Malzturms der verschwundenen Salmenbrauerei befindet es sich. «Das ist ein Paradies. Mein Vater konnte den Fischbock 1972 übernehmen. Hier haben wir immer viel Zeit verbracht», erzählt er. Weil der Vater aber mittlerweile 88 Jahre alt ist, hat er in diesem Jahr die Anlage auf Marcel Hauri und seine Schwestern überschrieben. «Ein solcher Fischbock bleibt meistens in der Familie», erzählt Hauri.

Kurz mal ans deutsche Ufer schwimmen
In diesem heissen Sommer ist er besonders viel bei seinem Fischerhäuschen. «Gestern habe ich etwas getan, was ich noch nie gemacht habe: Ich bin zum ersten Mal ans deutsche Ufer geschwommen – und wieder zurück. Es war toll, aber anstrengend. Weil der Rhein derzeit wenig Wasser führt, ist es etwas einfacher als in einem normalen Sommer.»

Hauri fischt regelmässig mit dem Fischgalgen. Es hat aber weniger Fische als früher. «Von hundert Mal ist vielleicht fünf Mal ein Fisch im Netz. Hin und wieder fange ich eine Brachse oder Nase.» Derzeit ist das Fischen mit dem Galgen allerdings nicht möglich, da der Rheinpegel wegen der anhaltenden Trockenheit zu tief ist. Sein grösster Fang war vor Jahren ein Hecht und als Bub hat er eine grosse Forelle mit dem Galgen aus dem Rhein gezogen.

Probleme mit Abfall und Vandalismus
Gerne geniesst Hauri die Natur und beobachtet Fauna und Flora. «Hier sieht man regelmässig einen Eisvogel vorbeifliegen, der weiter rheinaufwärts sein Nest hat. Ich habe auch schon einen Biber beobachtet, der direkt hier aus dem Rhein kam.»

Im kleinen Häuschen, das zum Galgen gehört, sind ein paar Stühle und ein bisschen Material verstaut. Geschlafen hat er hier noch nie. Ein Problem ist der Vandalismus und das Littering: «Ein Tisch und ein Cheminée wurden schon zerstört. Fast jedes Mal, wenn ich komme, liegt viel Abfall herum. Ich verstehe das nicht, nur wenige Schritte von hier entfernt hat es einen öffentlichen Abfalleimer.»

Maria Theresia sei Dank
Insgesamt gibt es in Rheinfelden über 20 solcher Fischerhäuschen und Fischgalgen. Die Stadt hat ein besonderes Privileg: Die Besitzer von Fischgalgen brauchen hier keine kantonale Bewilligung, weil sie sich auf das Fischereirecht berufen können, das Kaiserin Maria Theresia der Stadt erteilt hat. Das ist vom Kanton verbrieft. Eine Kopie eines entsprechenden Dokuments hängt im Häuschen von Hauri.

«Es wird mir hier nie langweilig. Im Sommer schwimmen täglich einige Hundert Leute rheinabwärts. Viele von ihnen kenne ich. Es läuft immer etwas», so Hauri. Wie um das zu bestätigen, fährt gerade ein Ruderboot vorbei. Und kurz vor Schluss des Gesprächs fliegt ein Eisvogel vor dem Häuschen durch. Es ist wirklich eine Idylle hier.


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