Ein «Herzmensch» und sein phasenweise steiniger Weg

  29.08.2018 Zeiningen

Simon Intlekofer musste einige harte Schicksalsschläge hinnehmen. Den Kopf in den Sand zu stecken, war aber nie eine Option für ihn.

Janine Tschopp

Aufgewachsen ist Simon Intlekofer in Zuzgen als fünfzehntes von fünfzehn Kindern. Die «Riesenbande», wie er beschreibt, habe man in seinem Heimatdorf gut gekannt. «Wir waren berühmtberüchtigt», schmunzelt er. Sein ältester Bruder war bei Simons Geburt bereits 23 Jahre alt. Für die ganze Kinderschar war es selbstverständlich, zu Hause in der Sägerei anzupacken. Mit den Eltern in die Ferien zu reisen war nie ein Thema. «Die Welt hat für uns unten an Zuzgen aufgehört», schildert er. Als 22-jähriger habe er erstmals das Meer gesehen, und er sei enttäuscht gewesen. «Ich realisierte, dass ich nichts verpasst hatte.»

Berufswunsch: Lastwagenfahrer
Sein Berufswunsch war schon bald klar. Er wollte Lastwagenfahrer werden. Jeden Tag unterwegs zu sein, immer Neues zu erleben und nicht zu wissen, was am nächsten Tag auf einen zukam, reizte ihn. «Ich war kein Musterschüler.» Mit dieser Aussage erklärt er, weshalb er nicht Lastwagenfahrer lernte. Er absolvierte eine Ausbildung als Säger. Nachdem er ein paar Jahre im Lehrbetrieb und später in der eigenen Sägerei arbeitete, schwenkte er um auf seinen Traumberuf. Er erlangte den Fahrausweis als Lastwagenfahrer und war zuerst für ein Transportunternehmen tätig. Später machte er sich als Fahrer selbständig und fand bald seine grosse berufliche Leidenschaft: Holztransporte. Seine dunklen Augen funkeln, während er erzählt, wie er Holz von bis zu 30 Meter langen Bäumen im Wald holte und damit die Sägereien belieferte. «Es war extrem interessant, aber nicht ganz ungefährlich.» Er erzählt von Situationen, speziell im Winter, wo er mit seinem grossen Lastwagen im Wald blockiert war und für einen Moment nicht mehr wusste, wie er weiterkommen sollte. Aber es war sein Leben. Und es war sein Traum, selbständig zu sein und Holztransporte durchzuführen. Noch heute würde er diesen Beruf ausüben, wenn da nicht dieser schicksalshafte Moment gewesen wäre, der sein Leben vollkommen veränderte.

Ein Sturz vier Meter in die Tiefe
Wie jeden Tag sass er auf seinem Kran und lud Holz auf. Plötzlich krachte es und sein Sitz brach aus unerklärlichen Gründen durch. Simon Intlekofer hatte keine Chance zu reagieren und fiel vier Meter in die Tiefe, auf den Waldboden. «Dann begann meine Leidensgeschichte.» Beim Sturz zog er sich schwere Verletzungen am Rücken zu, die auch zu Lähmungserscheinungen in den Beinen führten. «Ich musste meine Aktivität von 150 Prozent auf 0 Prozent drosseln», schildert er. Er verbrachte viel Zeit im Spital. «Aufgrund der ständigen Schmerzen wurde ich für mein Umfeld teilweise unausstehlich.» Und dann kam einer der schwierigsten Momente seines Lebens. «Mein Arzt teilte mir mit, dass ich meine Arbeit als Holztransporter nie mehr ausüben könne.» Simon Intlekofer wollte das nicht wahrhaben. Er machte einen kurzen Versuch, realisierte aber sofort, dass sein Arzt recht hatte. «Das nahm mir den Boden unter den Füssen weg», beschreibt er. Und genau in diesem Moment des Gesprächs kommen ihm die Tränen. Noch heute, 16 Jahre später, schmerzt es ganz tief innen. Es schmerzt, dass er seine grosse Leidenschaft aufgeben musste.

Er wäre aber nicht Simon Intlekofer, wenn er damals, vor 16 Jahren, zu Hause gesessen wäre, gejammert hätte und Monat für Monat eine IV-Rente empfangen hätte. Er wollte arbeiten. Den ganzen Tag in einem Büro zu sitzen, hätte er sich nicht vorstellen können. Aber die Idee, sich zum Fahrlehrer umschulen zu lassen, gefiel ihm. «Seit 15 Jahren bin ich nun als Fahrlehrer unterwegs. Mit Leib und Seele.»

Schwere private Schicksalsschläge
Ein einschneidender Schicksalsschlag erlebten Simon Intlekofer und seine Frau als ihr drittes Kind, nachdem es eine Woche auf der Welt war, an einem Herzfehler starb. Eineinhalb Jahre später kam ein gesunder Bub zu Welt. Als das jüngste Kind eineinhalb und die beiden älteren sechs und acht Jahre alt waren, verlor Simon Intlekofer seine Frau an einer Hirnblutung. In solchen Momenten merke man, auf wen man sich wirklich verlassen könne. «Es hat eine strube Zeit angefangen. Und es wurde offensichtlich, wie schön es ist, eine grosse Familie zu sein.» Er war damals noch als Holztransporter tätig und versuchte, durch einen «Riesenspagat», Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. Später zog er mit seiner jetzigen Partnerin und deren beiden Kinder in ein Haus in Zeiningen, und sie gründeten eine Patchwork-Familie.

Er versuchte immer, auch den Ansprüchen seiner Kinder gerecht zu werden. Dennoch ist ihm heute bewusst, dass er damals, aufgrund seiner Arbeit, zu wenig Zeit mit ihnen verbrachte.

Die geistige Aufrichtung
Vielleicht ist es Simon Intlekofers geistige Kraft, welche ihm verhalf, die Schicksalsschläge zu verkraften und immer wieder nach vorne zu schauen. Schon als junger Mann wurde er auf diese Kräfte angesprochen. Vor knapp einem Jahr, im Oktober 2017, wieder. Dann, als er in den Genuss einer geistigen Aufrichtung durch einen Heiler kam. «Seither geht es mir körperlich und geistig viel besser», erklärt der 52-Jährige. Der Heiler spürte die Kräfte von Simon Intlekofer und bot ihm die Ausbildung zum Geistheiler an. Intlekofer schloss diese im März 2018 ab und richtete bereits 200 Menschen auf. Wie er beschreibt, handle es sich bei der Aufrichtung um eine energetische Auflösung von geistig-seelischen Konflikten. Der Vorgang sei Impulsgeber für Regenerations- und Selbstheilungsprozesse. «Menschen aufzurichten, ist ein extrem schöner Ausgleich zu meinem Beruf als Fahrlehrer», erklärt Simon Intlekofer. Und als Aufrichter tätig zu sein, passt zu seiner Geschichte. Denn genau er weiss, was es bedeutet, sich im Leben wieder aufzurichten anstatt den Kopf in den Sand zu stecken.


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