3500 tanzten und feierten durch Feldingen

  07.08.2018 Gipf-Oberfrick


Simone Rufli

Wir befinden uns im Jahr 1907. Das ganze Fricktal ist von Fricktalern besetzt... Das ganze Fricktal? – Halt! Feldingen ist nicht zu verwechseln mit einem kleinen gallischen Dorf und seinem Zaubertrank unterstützten Widerstand gegen die Römer. Feldingen mit seinem ganz eigenen Charakter, dem Dorfplatz, der Markthalle, dem Bergwerk, der Taverne, der Bibliothek, dem Moulin Rouge und dem exquisiten Grand Hotel wurde am Wochenende zwar auch belagert. Die Absichten der von nah und fern Angereisten aber waren friedlich und die gegen 150 Feldinger, angeführt von ihrem Chef Rainer Demmler, zeigten sich hocherfreut über den familiär-heiteren Besucherstrom. Vielen gefiel es so gut in Feldingen, dem Dorf das niemals schläft, dass sie am Freitag anreisten, ihre Zelte aufschlugen und den Ort erst wieder verliessen, als die Feldinger am Sonntag gegen Mittag mit den Aufräumarbeiten anfingen. Was fehlte im Dorf war eine eigene Quelle und so nahmen die Feldinger, die wie alle anderen Fricktaler unter der brütenden Sommerhitze litten, das von den Oberen aus Gipf-Oberfrick spendierte Wasser zur Besprühung ihrer Gäste dankend entgegen. Wem es gelang ein Sonderflugblatt des einmal im Jahr erscheinenden «Feldinger Express» zu ergattern, wurde kompetent und fundiert übers Geschehen im Dorf informiert. Fake News gab es vor 100 Jahren noch nicht, dafür bereits besten Sound vom Plattendreher am Grammophon (alias DJ) und jede Menge Live-Musik auf der Bühne des Grand Hotel und auf der kleinen Bühne nebenan. Bands aus der Schweiz, aus Deutschland und Frankreich rissen das Publikum mit und je später der Abend jeweils wurde, umso lebendiger wurde das Dorf.

Selbst die Kirche zeigte sich aufs Mal buchstäblich von einer anderen Seite und gar wunderliche Klänge drangen aus ihrem Innern hervor. Hauswände erwachten zum Leben, Felsbrocken wurden zum Bergwerk getragen und Gold in einem Bergwerkswagon aus der Mine hinausgefahren. Bunte Lichter erhellten den Nachthimmel, Nebelschwaden und tanzende Menschen jeden Alters zogen übers Gelände. Mit zunehmender Dunkelheit legte sich eine Leichtigkeit übers Dorf, die für die meisten wohl weit länger hätte andauern können, als bis zum Sonnaufgang am Sonntagmorgen. Schade, dass Feldingen, das beschauliche Dorf am Fusse des Kornbergs – wo das Rad der Zeit von einem verschworenen Kreis von enthusiastischen Vereinsmitgliedern auf wundersame Weise zurückgedreht wurde – die Tage des Openairs nicht überdauert. Schade, dass bereits am Mittwoch – davon geht Rainer Demmler aus – von Feldingen nichts weiter übrig sein wird, als die Erinnerung an ein wunderbares, unfallfreies Festivalwochenende und die Vorfreude auf das SichtFeld Nummer 8 Ausgabe 2019.


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