«Letztes Jahr war fast erschreckend»

  22.08.2018 Gansingen

Der Gansinger Claude Chenaux gewann 2017 den Schweizerischen Feldstich-Final in Möhlin, am Liegendmatch des Aargauer Schiesssportverbandes holte er erneut Gold und an der Schweizermeisterschaft der Elite schaffte er es unter die zehn Besten.

Bernadette Zaniolo

«Letztes Jahr hätte ich fast blind abdrücken können», sagt Claude Chenaux. Der 42-jährige Gansinger blickt auf seine erfolgreichste Schiesssaison zurück. Nach 2014 konnte er 2017 den zweiten Aargauer Meistertitel mit dem Ordonnanzgewehr im 300-Meter-Liegendschiessen feiern. Diesen Titel holte sich sein Vereinskamerad im Schiessverein (SV) Gansingen, Sepp Hummel, bereits 2011. Doch der gelernte Werkzeugmacher Chenaux, der bei der Jehle AG in Etzgen «stiftete» und heute in Dietikon arbeitet, schiesst sich von Erfolg zu Erfolg. «Es war fast erschreckend», sagt er, selbst ganz überrascht über die guten Wettkampfresultate. Und es ging weiter: denn er gewann 2017 auch das Feldschiessen im Sparblig und sicherte sich mit 70 Punkten den begehrten Twin-Award des AGSV, welcher nur einmalig gewonnen werden kann.

Neunter Platz bei der Elite
An der Schweizermeisterschaft 2017 (der Elite der Schweizer Schützen) in Thun wurde Chenaux Neunter. «Ich hatte es letztes Jahr in der Hand, aufs Podest zu kommen.» Chenaux fehlten dafür vier Punkte. Auch die letzten zehn der insgesamt 60 Schüsse liegend seien gut gewesen, «aber für eine Schweizermeisterschaft zu wenig gut. Zudem war es mein erster Auftritt auf dieser Bühne» verrät der Gansinger der NFZ. Weiter: «Das Match-Schiessen ist meine Lieblingsdisziplin.»

Das Sportgerät von Claude Chenaux ist das Sturmgewehr 57. Seit 2003 darf dieses mit Hilfsmitteln aufgerüstet werden, etwa einer anderen Visierung, ergonomischeren Griffen und seit 2014 mit speziellen Sportläufen. «Das eine bringt sehr viel, das andere ist eher psychologisch. Zielen und Abdrücken muss aber immer noch jeder Schütze selber und dies macht den grössten Teil von Erfolg oder Niederlage aus», sagt der erfolgreiche Schütze. Man muss sich mit den Mitteln «befassen und arbeiten». Das sei aber auch das Interessante. Der Neupreis eines voll ausgerüsteten Sportgerätes bewegt sich zwischen 4500 und 5500 Franken. Pro Schiessanlass kämen unter dem Strich nochmals gut 30 Franken dazu. «Das Schiessen ist kein billiges Hobby», so Chenaux. «Andere Sportarten kosten aber auch, wenn man sie intensiv betreibt», relativiert er.

Claude Chenaux hat keine Starallüren. Vielmehr meint er bescheiden: «Mit einer abgestimmten Ausrüstung, Ehrgeiz und konzentriertem/ konsequentem Arbeiten kann das fast jeder Schütze erreichen. Oft gehört noch etwas Wettkampfglück dazu. Nicht zu vergessen sind auch Ratschläge und gute Tipps versierterer Schützenkollegen.» Damit will der ehemalige Vereinspräsident auch motivieren. «Vielleicht waren die besseren Resultate auch durch die geringere Belastung möglich», so Chenaux. Dieser gehörte seit der Fusion der beiden Gansinger Vereine im Jahr 2000 zunächst als Jungschützenleiter, Schützenmeister und zu guter Letzt acht Jahre als Präsident dem Vorstand an. Nebenbei war Chenaux zehn Jahre im Bezirksvorstand tätig. Seit seinem Rücktritt 2017 hat Chenaux, welcher auch vier Jahre Präsident der ehemaligen Jugendgruppe Gansingen war, «sehr viel ins Training investiert», wie er sagt. Zusammen mit den 20 bis 22 Schiessanlässen im Jahresprogramm des SV Gansingen hat er zirka 50 Schiessen, sowie die wöchentlichen Trainings besucht. Oft kommt es vor, dass die «eingefleischte» Truppe «Silberlauf plus» (oder ein Teil davon) um Claude Chenaux an einem Wochenende drei bis vier verschiedene Schiessanlässe besucht.

Das Elternhaus von Claude Chenaux befindet sich unweit des ehemaligen Schützenhauses. «Mein Vater hat mir immer gesagt, welche Resultate die Zeiger mit der Kelle signalisiert haben.» (Die elektronische Trefferanzeige gab es damals noch nicht). Diese Nähe zum Schiesswesen hat Chenaux wohl auch dazu bewogen, über den Jungschützenkurs im Alter von 16 Jahren diese Sportart auszuüben. Seither ist er mit Leib und Seele dabei.

«Schiessen, schaffen, schlafen»
Das Resultateniveau ist gemäss Chenaux in den letzten Jahren merklich gestiegen, was aber niemanden davon abhalten soll, diesen Präzisionssport auszuüben. «Das Angebot für die Jungen ist mittlerweile so gross, dass sie sich nicht mehr auf ein Hobby, einen Verein beschränken können oder wollen. Sie wollen überall dabei sein, aber nirgends richtig», sagt der ehemalige Bezirks-Jungschützenleiter mit Blick auf die für alle Vereine unschöne Entwicklung. Auch hätte man sich früher eine Abmeldung eher überlegt als heute. «Heute kommt die Abmeldung schneller und sehr kurzfristig. Per SMS oder Whatsapp.» «So ist halt der Wandel der Zeit» meint Chenaux etwas nachdenklich.

«Schiessen, Schaffen, Schlafen» so heisst es meist bei Claude Chenaux. Da bleibt die Frage, ob er eigentlich noch Zeit für seine Lebenspartnerin (Irma Huser) hat. «Sie ist selbständige Unternehmerin, kreativ und hat viel zu tun» sagt der ehemalige Militär-Truppen-Buchhalter. Die gemeinsame Freizeit verbringen sie gerne daheim, im eigenen Garten, mit Freunden oder auch einfach mal vor dem TV. Seine Leidenschaft («ein cooler Sport, da lernst Du Leute kennen») teilt Irma Huser mit ihm am Feldschiessen. Dieses gewann diesmal der Vereinskollege Dieter Meier aus Brugg. «Mit einem Punkt Vorsprung» sagt Chenaux lächelnd. «Wir gönnen uns die Resultate» ergänzt er und auch, dass seine Erfolge heuer «leicht abgeflacht» sind, «aber immer noch auf gutem Niveau.» Der Spruch Einzelner «Liegendschiessen ist keine Sportart…» lässt Chenaux kalt. «Wer diesen Sport noch nie betrieben hat, hat keine Ahnung was da alles dahinter steckt und darf sich gerne im Schützenhaus eines Besseren belehren lassen.»


Image Title

1/10

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Haben Sie noch kein Konto? Registrieren Sie sich hier

Ja. Ich benötige ein Abo.

Abo Angebote