Kürzlich in einer Schule:
A: Wie können Sie es wagen, am Nachmittag noch Hausaufgaben zu verteilen? Unsere Kinder haben so viele Hobbys. Das ist die reinste Überforderung!
B: Ich, äh…
A: Aha, es fällt Ihnen also keine Antwort ein.
B: Ich kann am Morgen nicht immer voraussagen, wie weit die Klasse mit dem Stoff kommen wird im Verlauf des Tages.
A: Was? Das sollten Sie aber! Das gehört zu einer professionellen Vorbereitung.
B: Ich…
A: Überhaupt sind es viel zu viele Hausaufgaben. Mein Xaver ist total übermüdet abends. Wissen Sie, wir müssen jetzt auf sein Training setzen. Er ist doch so begabt und trainiert drei Mal pro Woche. Da liegt es einfach nicht drin, dass er jeden Abend noch so lange für die Schule arbeitet.
B: Für die Hausaufgaben muss er nicht mehr als 20 Minuten arbeiten. Das ist die Limite, an die sich alle halten sollten. Wenn Xaver in einem Fach Mühe hat, ist das kein Problem. Dann schauen wir uns das zusammen am nächsten Tag an.
A: Wie meinen Sie das? Er soll zu Ihnen kommen und sich vor der ganzen Klasse bloss stellen?
B: Wie kommen Sie jetzt darauf? Es ist doch keine Schande, etwas nicht zu verstehen. A: Sie sind schon sehr naiv… Das liegt wohl an Ihrem Alter (Gekicher). B: (Schweigen.)
A: Jedenfalls der Test letzte Woche. Viel zu schwierig! Meine Freundin aus C meinte, dass solche Tests normalerweise erst in der 1. Oberstufe geschrieben werden.
B: (Schweigen)
A: Was sagen Sie dazu?
B: Wozu?
A: Zu meinen Forderungen!
Die Lehrperson verabschiedet sich und schreibt in einer ruhigen Ecke des Lehrerzimmers ihre Kündigung. Kurz vor den Sommerferien.

DER SALZSTREUER salzstreuer@nfz.ch