Quellen – die vergessenen Lebensräume

  31.07.2018 Aargau

Pro Natura will Quellen besser schützen

Natürlich fliessende Quellen sind heute extrem selten und von unschätzbarem Wert. Pro Natura Aargau spürt ihnen nach und sucht Wege, wie dem «Quellmoos», der «Gestreiften Quelljungfer» und anderen Raritäten wieder mehr Lebensraum im Kanton zur Verfügung gestellt werden könnte. Vor 120 Jahren beispielsweise ging die Stadt Baden Richtung Spreitenbach auf Einkaufstour. Die aufstrebende Industriestadt kaufte das wichtigste Lebensmittel: Trinkwasser, welches reichlich aus fünf Quellen oberhalb des damaligen Bauerndorfes floss und erwarb gleich auch noch das grösste Aargauer Stillgewässer, den Egelsee in Bergdietikon dazu. Doch die Quellen flossen aus dem Moränenzug zwischen Reuss und Limmat so reichlich, dass Bergdietikon trotzdem bis vor drei bis vier Jahren rund die Hälfte des Trinkwassers aus Quellen beziehen konnte. Das hat sich geändert: «Die letzten trockenen Jahre haben den Quellen zugesetzt» bedauert Brunnenmeister Martin Bräm «Nur noch 20 Prozent des Bergdietiker Trinkwassers stammt heute noch aus Quellen» der Rest ist Grundwasser aus Fassungen im Tal.

Niemand dachte beim Fassen und Nutzen der Quellen daran, dass sie und die aus ihnen gespiesenen klaren Bäche unersetzliche Lebensräume für rund 100 spezialisierte Tierarten wie etwa den Feuersalamander, die Brunnenschnecke oder die Gestreifte Quelljungfer sind. Von grossem Nutzen bei der Suche und Aufwertung ist der Quell-Atlas des Aarauer Geologen Friedrich Mühlberg von 1901 und die Diplomarbeit von Peter Gloor «Quellen und Bachinventar des Kantons Aargau», welche er 1984 für den Pro Natura Aargau verfasst hatte. Zwar waren im Schweizer Mittelland bereits 1880 die Hälfte der Quellen gefasst und dienten der Trinkwasserversorgung, doch Vergleiche mit den später veröffentlichten

Werken, zeigt die dramatischen Verluste auf, welche in den letzten 117 Jahren zu beklagen sind. Präsident Matthias Betsche ist fest entschlossen, die Quellen und ihre Bewohner im Aargau besser zu schützen und gibt auch gleich zwei praktische Tipps: «Wer die Möglichkeit hat, kann Regenwasser zum Giessen auf Balkon und Garten oder gar für die WC-Spülung nutzen. Für beide Anwendungen ist das Wasser vom Himmel sogar besser als das kalkige Quellwasser!» rät der neue Präsident von Pro Natura Aargau «und wer ein Stück Privatwald kennt, das eine Quellflur oder einen Bruchwald einschliesst, melde sich bei Pro Natura Aargau, damit wir möglichst viele Quellen und Feuchtgebiete für künftige Generationen sichern können.» Jedes Stück Wald oder Flur, mit und ohne Quelle, ist eignet sich um der Natur ein Stück Raum zurück zu geben. (nfz)


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